Samstag1. November 2025

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EditorialKein Buddy mit dem Bully: Gute Nacht, USA – aufwachen, Europa!

Editorial / Kein Buddy mit dem Bully: Gute Nacht, USA – aufwachen, Europa!
Donald Trump und sein größter europäischer Fan, Viktor Orban Foto: AFP/Zoltan Fischer

Amerika hat gewählt, Europa hat sich verzockt. Donald Trump ist wieder da und trifft auf einen aufgescheuchten Hühnerstall, der sich Europäische Union nennt und in dem zudem einige der Hühner ohne Kopf und daher recht ziellos umherrennen. Aus luxemburgischer Perspektive wird das besonders deutlich. In keinem unserer Nachbarländer verfügt die Regierung über eine Mehrheit im Parlament. Emmanuel Macron ist geschwächt, Olaf Scholz muss sich Neuwahlen stellen und so ist es einer wie der ungarische Fürst Viktor Orban, der als Europas oberster Trump-Buddy mit Wodka auf den neuen US-Präsidenten anstieß und in Europa zurzeit recht unwidersprochen auftrumpfen kann.

Trump hat die Wahlen klar gewonnen und ist auf dem besten Weg, auch den Popular Vote für sich zu entscheiden. Zudem ist die Kontrolle über den Kongress für den MAGA-Mann in greifbare Nähe gerückt. Da wird nicht viel bleiben, was Trump bremsen könnte bei seinem angekündigten Umbau beziehungsweise Abbau der Institutionen der Vereinigten Staaten. Sein Team und seine Regierung wird er danach aussuchen, wer ihm am wenigsten Widerspruch gibt. Kurz vor den Wahlen war durchgesickert, dass Trump sich Generäle wünscht „wie bei Hitler“, also bloße Erfüllungsgehilfen, statt echter Berater. Und was der Herr sich wünscht, wird der Herr sich gönnen.

Jean-Claude Juncker, der Luxemburger, der Trump wohl am besten kennt und als EU-Kommissionspräsident seinerzeit mit dem US-Präsidenten verhandelte, gab nach der US-Wahl den Rat, Trump „ernst“ zu nehmen. Das Problem dabei wird eine von Trumps Haupteigenschaften bleiben: seine Unberechenbarkeit – Trump macht, was er will, wann er will, wie er will, und das ist beileibe keine Neuigkeit, sondern allseits jedem und jeder seit seiner ersten Amtszeit von 2016 bis 2020 bekannt, als das Motto lautete, dass Trump quasi per täglichen Tweet irgendwas irgendwo auf den Kopf stellte. Beim Vorhaben, Trump ernst zu nehmen, kommt allerdings ein weiterer wichtiger Faktor erschwerend dazu: Der Mann ist ein notorischer Lügner.

Trotzdem hat Juncker recht und es bleibt uns keine Wahl, wir müssen die Gefährlichen dieser Welt beim Wort nehmen, und zu denen wird sich Trump ab Januar hinzugesellen. Dass Trump erneut das mächtigste Amt der Welt besetzen wird, bedeutet nicht nur für die USA einen Einschnitt. Auch für die ganze Welt und für Europa stellt diese US-Wahl eine Zäsur dar. Die Demokratie wird einem erneuten Stresstest unterzogen. Im Oval Office einen Autokraten-Bewunderer mit einer Vorliebe für Schimpftiraden und der rüpelhaften Attitüde eines Schulhof-Bullys sitzen zu haben, ist nicht das, was man sich in diesen unsicheren Zeiten gewünscht hätte.

Beim Betrachten dessen, was Trump mit Amerika vorhat, kann einem angst und bange werden. Die millionenfachen Abschiebungen von Migranten will er durchziehen, koste es, was es wolle, hat er nach der Wahl bereits unterstrichen. Doch das wird Sache der Amerikanerinnen und Amerikaner sein. Für uns in Europa muss diese Wahl der letzte Schuss vor den Bug gewesen sein, endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Buddy mit dem Bully sein zu wollen, kann nicht das Ziel sein. Demnach: Gute Nacht, USA – aufwachen, Europa!

Phil
16. November 2024 - 23.19

Do you speak gender?
Die Mitglieder des Wahlmännerkollegium (electoral collage) heißen in verschiedenen deutschsprachigen Publikationen nicht mehr "Wahlmänner" sondern "Wahlleute".
Monika Lewinski würde sich verschlucken... ;)

Grober J-P.
11. November 2024 - 9.26

@ fraulein smilla / donald duck.
Hu schon verstan.
"Wenn bei den US Demokraten sich nicht die Vernunft ......" Heescht, dat den Donald automatesch Vernunft an asw huet.

fraulein smilla
11. November 2024 - 8.49

@ Grober Es geht nicht um Trumps Menschenverstand ,aber es sind nun mal die Demokraten die sich mit solchen Unsinn wie Genderneutrale Sprache abgeben .
( schwangere Personen statt schwangere Frauen ) und nicht die Republikaner .

donald duck
11. November 2024 - 8.13

@ J.P. Grober

schlecht geliës:

"Wenn bei den US Demokraten sich nicht die Vernunft und der gesunde Menschenverstand durchsetzt"

ët sën d'Demokraten hei gemengt a nët d'Republikaner..

dës Kéier houët dë gesonde Mënscheverstand Näicht mam Trump zë din..
mfG

Grober J-P.
10. November 2024 - 9.13

@ fraulein smilla / "gesunde Menschenverstand" bei Trump? Dann mal her mit den Beispielen, bitte!

fraulein smilla
9. November 2024 - 16.39

Alles was aus den States kommt ,schwappt irgendwann ueber den grossen Teich zu uns . So ist mit ein paar Jahren Verspaetung der Wokismus bei uns gelandet und weil der Trumpismus eine normale Reaktion auf den Wokismus ist , wird Europa davon nicht verschont bleiben . Wenn bei den US Demokraten sich nicht die Vernunft und der gesunde Menschenverstand durchsetzt ,wird dort der Trumpismus auch ohne Trump noch lange erhalten bleiben . Mehrere Kronprinzen stehen schon in den Startbloecken .Mir wuerde Angst und Bange werden ,wenn in Europa sich die Ideen von Leuten wie Herr Back mit ihrem manichaeischen Weltbild durchsetzen wuerden .

Hottua Robert
9. November 2024 - 16.34

Ein wichtiges gesellschaftspolitisches Feld wird auch der Griff der neuen US-Regierung nach der vermeintlich "minderwertigen" Bevölkerung sein. ▪Die verdrängte Schande (05.01.2012, Spiegel) Zwangssterilisation in den USA Mehr als 60.000 Amerikaner wurden im 20. Jahrhundert auf Geheiß des Staates zwangssterilisiert. Die Nazis nahmen sich das schreckliche Eugenik-Programm zum Vorbild, das erst 1981 endgültig auslief. Jetzt erhalten die Opfer Wiedergutmachung. Vielleicht. Fast 44 Jahre ist es her, doch Elaine RIDDICK kommen immer noch die Tränen. "Man hat mich verleumdet", sagt sie und tupft sich mit einem Taschentuch die Augen trocken. "Man hat mich verspottet." Ihre Stimme bebt: "Sie haben mich aufgeschnitten wie eine Sau!" Ihr Sohn Tony, der neben ihr steht, streicht ihr tröstend über den Rücken. Die Szene, als körniges Video aufgezeichnet, die Dialoge protokolliert, offenbart ein schreckliches Kapitel der US-Geschichte - und eines, das bislang kaum erforscht worden ist. Elaine RIDDICK ist darin ein Angelpunkt. RIDDICK, heute 57 Jahre alt, war 14, als es geschah. Die Schwarze wuchs ohne Eltern auf, in Winfall, einem bettelarmen Dorf in North Carolina. Erst kam sie ins Waisenhaus, dann zur mittellosen Großmutter. Kurz darauf vergewaltigte sie ein älterer Bekannter. RIDDICK wurde schwanger, doch das Sozialamt hatte wenig Mitgefühl: Es erklärte RIDDICK für "minderbemittelt" und "promisk" und verhängte eine damals übliche Strafmaßnahme: Zwangssterilisation. Die Großmutter, eine Analphabetin, unterschrieb die Einverständniserklärung mit "X". Der dramatische Eingriff erfolgte 1968 - während des Kaiserschnitts, mit dem RIDDICK ihr erstes und einziges Baby zur Welt brachte. RIDDICK war kein Einzelfall. Mehr als 60.000 Amerikaner wurden zwischen 1907 und 1981 zwangssterilisiert. Die Begründung der Behörden: Sie seien geisteskrank, gemeingefährlich, der Fortpflanzung unwürdig. Zum Höhepunkt der sogenannten Eugenik-Bewegung gab es Sterilisierungsgesetze in 32 US-Bundesstaaten. (…)
(Marc PITZKE, New York, Spiegel, 05.01.2012) MfG, Robert Hottua, Gründer der LGSP

Grober J-P.
9. November 2024 - 13.14

Die Freiherren von Münchhausen unter sich. Wie würde Grimm sagen, die Männer mit den roten Hüten und Pfeifchen.
Bin gespannt wie das Märchen enden wird, vielleicht, wenn sie gestorben sind..........?
Habe Angst um die Kinder.

porcedda daniel m
9. November 2024 - 12.58

Wie war das schon wieder mit ... in einer Demokratie schlafen gehen, in einer Autokratie aufwachen?

Immerhin können wir behaupten, wir wären live dabei gewesen ...

Luxmann
9. November 2024 - 9.55

Trump mischt die karten neu.
Orban lacht sich einen und VDL wird bald unterwuerfigst nach washington reisen und hoffen dass sie nicht wieder auf dem stuhl in der 2.reihe platz nehmen muss..wie einst in Ankara.😀