Mit Befremden habe ich in einer großen Luxemburger Tageszeitung (nicht das Tageblatt!) vom 15. Oktober die S. 30 und 32 gelesen. Unter dem Rubrikentitel „Spezial Éducation“ wird das Luxemburger Bildungssystem vorgestellt. Regelrecht beworben werden auf S. 30 die öffentlichen internationalen Schulen sowie die privaten Anbieter. Auf S. 32 folgt eine – scheinbar – kritische Auseinandersetzung mit dem Luxemburger Sprachunterricht. Darauf folgt die „evidente“ Antwort des anpackenden Bildungsministeriums in Form der in den letzten Jahren eingeführten „Vielfalt“ der Bildungswege sowie der Alphabetisierung auf Deutsch, und, wie könnte es anders sein, derjenigen auf Französisch. Man denkt: „Super, wenn man so ein Ministerium hat, das auf die Ungerechtigkeiten des Systems reagiert“.
Kein Wort wird allerdings über das Angebot der luxemburgischen Lycées verloren. Aber, wer wird schon kleinlich sein.
Es beschleicht einen das mulmige Gefühl, dass man es hier mit einer nicht sehr kritischen Berichterstattung zu tun hat, denn es handelt sich nicht um journalistische Texte, sondern, wie am unteren Rand der beiden Seiten zu lesen ist, um ein Advertorial, geschaltet von einer Werbeabteilung des Mutterhauses der besagten Tageszeitung.
Advertorial – ein Wortspiel aus advertisement und Editorial. Es will die Fusion von bezahlter Werbung und redaktionellem Text beschreiben. Anders gesagt: Es sind als Artikel getarnte Werbetexte, die nicht von Journalisten aus der Redaktion der Tageszeitung stammen – eine Redaktion, die in den letzten Jahren mitunter sehr kritisch über die Bildungspolitik der Liberalen berichtet hat (zu Recht, übrigens).
Es ist das gute Recht des Mutterhauses der Tageszeitung, Advertorials zu schalten, schließlich muss die Zeitung sich finanziell tragen. Allerdings: Es fehlt an Transparenz! Denn: Wer hat dieses Advertorial bei der genannten Werbeabteilung in Auftrag gegeben?
Als Lehrer und als Vater dreier Kinder bin ich bildungspolitische Werbung gewohnt: Ich erhalte regelmäßig, in Form von mehreren Mails, die EduNews des Bildungsministeriums. Manchmal sind es drei Mails, mit dem gleichen Inhalt: Ich vermute, ich bekomme sie einmal als Lehrer und je einmal für jedes noch schulpflichtige Kind. Toll, wenn man auf so eine Datenbank zurückgreifen und, neben jeder Lehrperson, möglicherweise auch jedem Elternteil in Luxemburg die liberale Bildungspolitik nahebringen kann. Mit einem Knopfdruck und unter Federführung des Presseressorts des MENJE, bezahlt durch das Staatsbudget. Man schickt mir diese Werbung dann auch noch in Papierform (EDI) nach Hause. Sicher ist sicher!
Im besprochenen Advertorial finden sich, strategisch gut platziert, auch Werbeanzeigen des MENJE: auf S. 31 eine ganzseitige Werbung für eine internationale Schule und auf S. 33 eine ganzseitige Werbung zur Politik des MENJE in Bezug auf die Reduzierung der Bildschirmzeit der Schülerinnen und Schüler. Hier ist der Auftraggeber klar zu erkennen – aber, dass ein Ministerium in einem Presseorgan Werbung für seine Politik schaltet und es somit mitfinanziert, ist sehr fragwürdig, weil die Leserinnen und Leser sich berechtigterweise Fragen zur Unabhängigkeit der Berichterstattung stellen müssen.
Was uns zurück zur Transparenz bringt: Wenn man sich, wie im Advertorial, politische Berichterstattung kaufen kann, sollte zumindest der Öffentlichkeit klar sein, wer der Auftraggeber ist und wie und mit wessen Geldern sie bezahlt wurde.
Übrigens: Der Bau des bisher letzten geschaffenen Lyzeums im klassischen Sinne (Clervaux) wurde noch von M. Delvaux in Auftrag gegeben. Doch ist es noch vor seiner Eröffnung von den Liberalen zu einer internationalen Schule ausgebaut worden. Seit 2013 wurden unter einem liberalen Minister zwar sieben neue internationale Schulen eröffnet, aber kein einziges neues luxemburgisches Lyzeum! Das steht nicht im Advertorial.
De Maart
Die besten Voraussetzungen um zu teilen und zu herrschen sind das Volk zu verdummen. Wer seine Augen und Ohren offenhält hat den Niedergang der Schulbildung schon lange bemerkt.
Internationale Schulen drücken das Niveau weiter nach unten. Welcher Schüler ist hier nach sieben Jahren fähig sich in drei oder vier Sprachen zu verständigen.
Heute ist es fast unmöglich in einem Lyzeum während den ersten drei Jahren durchzufallen.
In der Grundschule ist es sogar verboten jemand durchfallen zu lassen.
Na ja, Herr Meisch, lassen sie das Schulniveau weiter fallen.