Berichterstattungen, Analysen, Reportagen und Meinungsartikel versuchen, Kontext herzustellen und Ereignisse einzuordnen. Das ist die Aufgabe der Presse. So weit, so gut und wenig erstaunlich. Doch nicht nur das Geschriebene zählt und bleibt in diesem Fall. Auch Schweigen kann laut sein …
Die Washington Post ist eine Referenzzeitung. Ein Vorbild in Sachen Investigativjournalismus. Ein Medium mit einer strahlenden und inspirierenden Geschichte. Eigentlich. Und das in den meisten Fällen zu Recht.
Anfang der 70er-Jahre brachte die Watergate-Affäre nicht nur den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon zu Fall, es war zudem ein Sieg für die Pressefreiheit. Eine Machtdemonstration des kritischen, objektiven, konsequent recherchierten Journalismus. Ein Musterbeispiel für die freie Presse als Wächterin der Demokratie. Die vierte Gewalt. Rechenschaft und Kritik bis hin zum mächtigsten Mann der Welt, dem US-Präsidenten.
Bob Woodward und Carl Bernstein. Die Namen der zwei Watergate-Reporter gingen in die Geschichte ein. Sie besitzen mittlerweile fast schon Kultstatus. Dank ihrer vorbildlichen, journalistischen Arbeit.
Integrität versus Befangenheit
Hinter den Reportern stand auch die damalige Herausgeberin. Katharine Graham leitete nach dem Tod ihres Mannes die Washington Post. Sie unterstützte die Untersuchungen und die Veröffentlichungen der Artikel zur Watergate-Affäre. Sie widersetzte sich dem Druck, den Anfeindungen und den Einschüchterungsversuchen. Sie setzte ein Zeichen von Stärke, Courage und Integrität.
So viel zur Vergangenheit. Zurück zur Gegenwart. Woodward und Bernstein haben die Washington Post nun sehr scharf kritisiert. Was also ist passiert? In den USA gibt es die langjährige Tradition, dass Zeitungen eine Wahlempfehlung aussprechen. Die liberale Post hatte sich über die vergangenen Jahrzehnte für die demokratischen Kandidaten und Kandidatinnen zur Präsidentschaftswahl ausgesprochen. Nur diesmal tat sie es explizit nicht.
Dabei hatte das sogenannte „editorial board“ der Zeitung bereits einen Unterstützungs-Text für Kamala Harris verfasst. Doch heute gibt es keine Katharine Graham mehr. Die Post ist keine Familienzeitung mehr, sondern gehört nun dem Milliardär Jeff Bezos. Er gab Medienberichten zufolge die Anweisung: keine Wahlempfehlung. Ein brutaler Bruch mit der eigenen Tradition. Ein Bruch, den niemand erwartet hatte. Ein Bruch, der etliche Journalisten und Journalistinnen der Zeitung zutiefst verärgert, da gerade ihre kritische Berichterstattung über die vergangenen Jahre aufgezeigt hat, welche möglichen Gefahren für die Demokratie von Trump ausgehen.
Massiver Leserprotest
Bezos ist bekannt als Amazon-Gründer. Ihm gehört jedoch auch die Weltraumfirma „Blue Origin“, die auf Staatsaufträge angewiesen ist. Sich im Vorfeld mit Trump anzulegen, könnte demnach potenziell negative wirtschaftliche Konsequenzen für den Unternehmer mit sich bringen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt … oder?
Schweigen ist beileibe nicht immer Gold. Schweigen ist eben auch eine Aussage. In diesem Fall ist Schweigen eher Staub. Ein stiller Zeuge der Gefahr eines Verfalls.
Die Kritik an der Entscheidung der Post ebbt derzeit nicht ab. Renommierte Journalisten haben gekündigt. Tausende Leser und Leserinnen laufen Sturm und kündigen aus Protest ihre Abonnements. Dieser Widerstand ist sicherlich ein wichtiges Zeichen. Doch Bezos wird es womöglich wenig Schaden zufügen, wenn die Abo-Zahlen sinken und Journalisten und Journalistinnen die Zeitung verlassen. Dem Journalismus und der Traditionszeitung allerdings schon. Ein Dilemma.
Die Polemik rund um die Washington Post unter Bezos’ Einfluss zeigt die Gefahren auf. Wenn einflussreiche wirtschaftliche Entscheidungsträger Medien besitzen und ihr finanzielles Interesse über die Verteidigung der Medienfreiheit setzen, schadet das dem Journalismus. Und das gerade in einer Zeit, wo die alten Finanzierungsmodelle der Medien im Umbruch sind und die westlichen Gesellschaften sich in einer Vertrauenskrise befinden.
* Michelle Cloos ist Generaldirektorin von Editpress
De Maart
Seit mehr als 50 Jahren bin ich gezwungen, den Staub des Schweigens zur Nazibefürwortung im unfehlbaren päpstlichen "Luxemburger Wort" einzuatmen. MfG, Robert Hottua
Laecherlicher geht immer.
Wer ist denn noch bloed genug um sich auf die meinung einer zeitung zu verlassen ehe er seine stimme abgibt?