Dienstag11. November 2025

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Bürmeringen„Wie bei Großmutter zu Hause“: Das Restaurant „Fräschepull“ sucht einen Nachfolger

Bürmeringen / „Wie bei Großmutter zu Hause“: Das Restaurant „Fräschepull“ sucht einen Nachfolger
Bernard Seywert: Er hat das „Fräschepull“ zu dem gemacht, was es heute ist, ein Restaurant mit einem speziellen Charakter Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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„Diesen Job muss man gerne machen“, sagt Bernard Seywert (65). Der Lothringer hat sein ganzes Berufsleben in der Gastronomie verbracht. Knapp fünf Jahrzehnte arbeitet er in diversen Küchen des Landes. Jetzt will er seine Rente genießen und sucht Ersatz. 

Das „Fräschepull“ ist ein ganz spezielles Restaurant. Es hat einen guten Ruf und ist an der Mosel bekannt. Das hat seinen Grund. „Chichi-Trallala“ mit Sterneküche und der oft dazu gehörenden Steifheit – nicht nur bei den Servietten – ist nicht Bernard Seywerts Sache. Er setzt bewusst auf Tradition, eine lockere Atmosphäre wie zu Hause und auf Gerichte, die heute fast nicht mehr zu finden sind.

Ambiente und Speisekarte muten ein bisschen wie aus der Zeit gefallen an. Die Einrichtung des Restaurants ist gemütlich und es gibt Souvenirs aus vergangenen Zeiten. Gegenüber vom Tresen hängt eine stählerne große Box mit 49 Schlitzen und Nummern, eine Sparkasse. Es erinnert an eine alte Tradition.

Früher war es offensichtlich üblich, dass Gäste in „ihren“ Schlitz mit der Box dahinter Geld beim Besuch des Restaurants eingeworfen haben. 50 Euro am Ende des Monats galt als „Muss“. Am Ende des Jahres wurde die Sparkasse „geschlachtet“ und an die Gäste ausbezahlt. Bei den erstaunten Nachfragen nach Sitte und Gebräuchen lacht Seywert.

Wie bei der Großmutter 

Souvenir aus alten Zeiten: die Gästesparkasse
Souvenir aus alten Zeiten: die Gästesparkasse Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

„Bei mir ist es ein bisschen wie bei der Großmutter zu Hause“, sagt er und meint das ernst. Seine Gäste kommen wegen „Tête de veau“, „Bouchée à la reine“ oder „Filet de cheval“. Gerade hatte er „Judd mat Gaardebounen“ als Empfehlung. „Das Fast Food hat die Welt der Gastronomie verändert“, sagt er. „Viele junge Leute haben heute eine andere Einstellung zum Essen als die Generation davor.“

Das Konzept kommt an. Rund 80 Essen pro Tag verlassen die Küche durchschnittlich an fünf Tagen die Woche, Stammessen und Empfehlungen inbegriffen. Der Verweis auf seine Großmutter kommt nicht von ungefähr. Seine eigene hatte ein Restaurant, seine Mutter und die Tanten auch. Seywert hilft der Großmutter ab und an, kennt das Metier von klein auf.

In der Nähe von Metz wird er zum Koch ausgebildet. Danach geht es gleich los Richtung Großherzogtum. Das war 1976. Als Hilfskoch lernt er zunächst in einem Restaurant in der Hauptstadt dazu. Nach einigen Jahren zieht es ihn in die Moselregion, die er nicht mehr verlassen wird. Die letzte Station ist die Auberge de Cigne in Remich, die er 18 Jahre lang führt.

Nachfolge ist nicht leicht 

Mit ihm als Chef in der Küche war es lange eine gute Adresse. 2012 bekommt er Herzprobleme. Operation und lange Genesungszeit folgen. Ein Jahr läuft sein Geschäft noch ohne ihn weiter, dann muss er Konkurs anmelden. „Das war ein harter Einschnitt, der mich persönlich getroffen hat“, sagt er. Das wollte er nicht so stehen lassen und nimmt drei Jahre später noch einmal einen Anlauf.

Nach der prominenten 1A-Lage in Remich geht es aufs Dorf. Im „Fräschepull“ startet er 2016 mit drei Angestellten. „Das Restaurant war nicht sehr bekannt“, sagt er über seine Anfänge. Heute beschäftigt er vier Vollzeit- und vier Teilzeitkräfte. Daran gezweifelt, dass er irgendwann in die Erfolgszone kommt, hat er nie.

„Ich weiß, was ich kann“, sagt er. „Und ich musste es vor allem mir noch mal beweisen.“ Jetzt aber soll endgültig Schluss sein. Nach 50 Jahren Gastronomie will er in Rente gehen. Im Ruhestand zieht es ihn in die Heimat seiner Frau, nach Thailand. Die Nachfolge gestaltet sich nicht einfach.

„Es muss die richtige Person sein“, sagte er. „Richtig“ heißt, eine Person, die das „Fräschepull“ in seinem Sinn weiterführt. „Wenn hier zu viel verändert wird, wird es zu einem Verlust an Gästen führen“, sagt er. Er jedenfalls denkt mit Freude daran, „in Schönheit gehen zu können“, wie er sagt. Das, was er in Bürmeringen erreicht hat, gibt ihm recht.

Öffnungszeiten

Das Restaurant ist von Mittwoch bis Sonntag, mittags von 12.00 bis 14.00 Uhr und abends von 18.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Telefonnummer: 00352 26 66 57 74.