Sonntag9. November 2025

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KommentarEin UN-Geschenk an Putin

Kommentar / Ein UN-Geschenk an Putin
Der russische Präsident Wladimir Putin (l.) und der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, schütteln sich während einer Zeremonie zum Familienfoto im Rahmen des Brics-Gipfels die Hände Foto: Grigory Sysoyev/brics-russia2024.ru/AP

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Ob in Kasan die Häppchen besser schmecken als woanders? Süßer, fettiger, leckerer als in der Schweiz zum Beispiel? Denn dorthin, als auf dem Bürgenstock im Juni dieses Jahres knapp 60 Staaten zusammenkamen, um über die Wege aus dem Krieg in der Ukraine zu beraten, hat sich der UN-Generalsekretär Antonío Guterres nicht begeben. Wie auch der, der diesen Krieg überhaupt in Gang gesetzt hatte: Russlands Präsident Wladimir Putin, mag er diesen Krieg, bei dem die russische Armee seit fast 980 Tagen sein Nachbarland zerstört, auch weiterhin als „militärische Spezialoperation“ bezeichnen.

Nun treffen sich Guterres und Putin in Kasan. Der Höchste Repräsentant des Völkerrechts kostet Brot und Salz und tatarisches Süßgebäck beim Verächter des Völkerrechts. „Ja, schmeckt“, nickt er. Was für ein Geschenk für Putin! Zumal Guterres ganz vertrauensselig in die Kameras blickt und seinen Sprecher ausrichten lässt: Es sei eben „Standardpraxis“, zu Brics-Gipfeln zu reisen, schließlich kämen in Kasan wichtige Staaten zusammen.

Standardpraxis, das Völkerrecht ad absurdum zu führen und den völkerrechtswidrigen Krieg, den Putin gegen die Ukraine führt, mit seinem Besuch am Runden Tisch der Brics-Gruppe in Russland zu normalisieren? Damit hat Guterres die UN diskreditiert. Offenbar findet er nichts dabei.

Er findet nichts dabei, wenn Staaten wie Iran, wie China, wie Russland auf offener Bühne vom „diktatorischen Westen“ reden, wenn sie verlogen vom „demokratischen wie transparenten System“ sprechen, das „Menschenrechte fördert“, das sie innerhalb der Brics-Gruppe aufgebaut hätten. Findet offenbar nichts dabei, dass die Ukraine in der Abschlusserklärung noch weit hinter dem Schutz von Großkatzen auftaucht. Er sitzt da, bohrt sich im Ohr und sagt dann: „Wir brauchen Frieden“.

Kein Staatenlenker, der am Tisch in Kasan Platz nimmt, der fröhlich mit dem Fuß wippend den Klängen von „Kalinka“ im Kasaner Kreml zuhört, verurteilt Putin für das, was er der Ukraine und auch seinem eigenen Land antut. Auch Guterres tut das nicht, mag er auch auf die UN-Charta samt territorialer Integrität aller Länder hinweisen. So spielt er das Propaganda-Spiel Putins mit und lässt sich von staatstreuen russischen Medien vorführen.

Guterres liefert autoritären Staaten, die sich in Tatarstan in der Putin-Show sonnen, die Bestätigung für all das, was diese Staaten ohnehin genüsslich von sich geben: Der Westen sei am Ende. In Kasan wird dem Westen demonstrativ die Tür gewiesen, und der hier einzige Vertreter des Westens lässt sich das still gefallen.

fraulein smilla
25. Oktober 2024 - 9.34

Immerhin zeigt Guterres wie ernst er den internationalen Strafgerichtshof nimmt . Vielleicht hat Israel Herrn Guterres etwas zu voreilig zur Persona non Grata ernannt . Dass die komplett ueberfluessige UNO ein Bestandteil des Westens sein soll ,das war Mir bis heute nicht bekannt .

Holly
25. Oktober 2024 - 9.01

Europa hat nix beigelernt und wirds auch nimmer sein.

LeCze
25. Oktober 2024 - 8.43

Guterres ist dabei die Seite zu wechseln, hat wohl eingesehen dass er auf der Seite der Verlierer steht!