Donnerstag23. Oktober 2025

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StandpunktRobert Goebbels über Fernand Kartheiser: Jodeln auf „Lëtzebuergesch“, und keiner hört zu

Standpunkt / Robert Goebbels über Fernand Kartheiser: Jodeln auf „Lëtzebuergesch“, und keiner hört zu
„En Lëtzebuergesch s.v.p.“: Fernand Kartheiser übte sich im Europaparlament in einem Sprach-Stunt – und scheiterte erwartungsgemäß Foto: Editpress/Julien Garroy

Der neue EP-Abgeordnete Fernand Kartheiser übte sich in „Hurra-Nationalismus“. Er wollte im Europäischen Parlament „Lëtzebuergesch“ reden, wurde jedoch nach dem ersten Satz vom amtierenden Parlamentspräsidenten unterbrochen. Luxemburgisch sei keine Amtssprache, könnte also nicht in die anderen Sprachen übersetzt werden. Der sprachgewandte Herr Kartheiser sprach daraufhin auf Englisch von „Diskriminierung“. Hatte aber sein Ziel erreicht. Alle nationalen Medien berichteten über den Versuch des ADR-Helden, als „Sproochmates“ den Rest von Europa auf Luxemburgisch zu berieseln.

Die Europäische Union würde mit Sicherheit „Lëtzebuergesch“ als Amtssprache akzeptieren. Immerhin wurde dem Wunsch der Iren entsprochen, auf „Gaelic“ reden zu dürfen. Oder Malta, das bei seinem Beitritt darauf bestand, neben Englisch „Maltesisch“ als zweite Amtssprache einzuführen.

Der Rest von Europa hatte kein Problem mit solchen Forderungen. Die Kosten tragen ohnehin Irland und Malta. Die Irländer verzichteten darauf, die europäische Gesetzgebung auf Gälisch zu übersetzen. Die meisten Irländer sprechen ohnehin Englisch, die meisten Malteser ebenfalls. Malta versuchte anfänglich, den „Acquis communautaire“, also die über 100.000 Seiten europäische Regelwerke auf Maltesisch zu übersetzen, fand aber schnell heraus, dass der Aufwand sich nicht lohnte. Was würde es bringen, europäische Direktiven auf Luxemburgisch zu übersetzen? Herr Kartheiser sollte es versuchen!

15 Jahre Tätigkeit im Europäischen Parlament haben mich gelehrt, dass es sinnlos wäre, „Lëtzebuergesch“ als Amtssprache einzuführen. Diese könnte höchstens im Plenum eingesetzt werden. Die kleineren Sprachen der Union werden in den Ausschüssen, wo der wichtigste Teil der gesetzgeberischen Arbeit stattfindet, nicht übersetzt. Und die allerwichtigsten Verhandlungen, der Trilogue zwischen Rat, Parlament und Kommission, finden ohnehin auf Englisch statt. Selbst unter einem französischen Vorsitz der EU.

Ein Abgeordneter, der will, dass ihm auch zugehört wird, hat Interesse daran, sich in den wichtigsten Amtssprachen auszudrücken: Deutsch, Französisch, vor allem Englisch. Viele Abgeordnete – Dänen, Schweden, Finnländer, auch Griechen, Zyprioten, Slowenen oder Tschechen – adressieren sich zuerst in ihrer Heimatsprache an den Präsidenten, um dann sofort auf (meistens) Englisch zu wechseln. Zwar gibt es im Plenarsaal theoretisch Simultanübersetzungen in allen 24 Amtssprachen, doch sind Übersetzungen beispielsweise aus dem Ungarischen ins Finnische oder Portugiesische so jämmerlich, dass die meisten Abgeordneten, wenn sie überhaupt ihre Kopfhörer aufsetzen, lieber direkt die Übersetzungen ins Englische oder Französische hören. Da kein Dolmetscher alle Sprachen beherrscht, muss in den meisten Kabinen eine Übersetzung über einen „Pivot“ stattfinden. Das heißt, wenn ein Kroate Kroatisch redet, gibt es in den anderen Kabinen vielleicht ein oder zwei Dolmetscher, die überhaupt „Kroatisch“ verstehen. Die anderen Dolmetscher hören sich dann deren Simultanübersetzung in einer ihnen geläufigen Sprache an, meistens Englisch, Französisch, Deutsch oder Spanisch, wobei über drei Etappen viel Substanz verloren geht.

Herr Kartheiser mag noch so schön auf „Lëtzebuergesch“ jodeln, er würde bestenfalls zeitverzögert und schlecht übersetzt. Und niemand würde ihm zuhören. Was wahrscheinlich ein Gewinn für die europäische Idee wäre.

* Der Autor Robert Goebbels war EP-Mitglied von 1999 bis 2014.

Müller Erwin
25. Oktober 2024 - 14.07

Ein Beitrag, welcher leider an dem eigentlichen Thema vorbeiredet. War dies eine plumpe Aktion von Kartheiser den Finger auf eine lange verpasste Problematik zu legen... Ja. War gewusst dass dies nichts bringt... Ja. Aber die Diskussion die darunter liegt ist nicht jene ob Luxemburgisch eine Hauptsprache in Europa ist, denn das war sie nie und wird sie nie werden, sondern ob man der Luxemburgeridentität, welche von allen anderen Parteien, wie hier auch Här Goebbels wann immer genehm ist, mit Füßen getreten wird. Es ist doch nicht zuviel verlangt, dass in einer EU, welche sich für ihre Offenheit und ihre multikulturelle Haltung ständig selbstlobt die Luxemburger Sprache und Identität ihren längst verdienten Platz einnimmt.

Leeroy
23. Oktober 2024 - 11.53

Ech erënneren mech un Zéiten wou ee Jenny a Menni deen och emol wollt Staater Buergemeeschter gin ganz vill Dommheete gejodelt huet.

Hannibal
23. Oktober 2024 - 11.09

Op Gejodels oder soss Gesabbels an deem EU-Aafentheater do,
ass ganz egal, well an deem Zirkus do geet ett nett op een
deck betuelte Clown un, eng Degradatioun sonnergleichen vun
deem EU-parlament, den Ennergang ass dèck am gaang.
Grenner vun der EU dréinen séch am Graaf erem.
Degoutant an erbärmléch.

Grober J-P.
23. Oktober 2024 - 9.09

"déi Zäiten wou een Iech nogelauschtert huet, sin Geschicht!"
Komesch, firwat leist deen dote dat dann, ass dach Geschicht!

JJ
23. Oktober 2024 - 8.42

Hauptsache ins Gespräch kommen und sei es auch nur mit den größten Eseleien. Nach Semedo jetzt der nächste Clown aus dem Ländchen und zwar auf Lëtzebuergesch. Da können wir ja stolz auf unseren Charel sein.

Luxmann
23. Oktober 2024 - 8.32

Gut ist der satz...dass die meisten abgeordneten,wenn sie ueberhaupt ihre kopfhoerer aufsetzen.
Viele sind wahrscheinlich mit ihrem handy beschaeftigt und hoeren ohnehin nicht hin was der kollege braddelt...egal in welcher sprache.

Dunord Hagar
22. Oktober 2024 - 22.58

Här Goebbels, ären Parteigenosse Jean Asselborn huet sech dach schon bei Maischberger mam Terme Jodeln beschwéiert...
"Und die Österreicher jodeln vielleicht durch die Gegend"...
Muss Dir dann elo wierklech him säin "dezenten Wortschatz" kopéieren goen?
Näischt fir ongutt, Dir sitt entschëllegt, déi Zäiten wou een Iech nogelauschtert huet, sin Geschicht!

Miette
22. Oktober 2024 - 22.31

Herr Kartheiser hat nicht viel zu bieten, dann eben mit dem Lētzgejodele in die Schlagzeilen!

Ich persönlich bin stolz in einem vielsprachigen Land zu leben, schwätzen gären eis Sprooch, it is important to be multilingual, parlons, wij zijn trots op ons onderwijs!

Grober J-P.
22. Oktober 2024 - 20.57

Meine Omma sagte auch immer, wenn Opa Franz sich zu sehr in Rage redete, " loosse nëmmen bis e mierkt, dat keen nolauschtert".