Dienstag28. Oktober 2025

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WirtschaftsberichtKonjunktur in Luxemburg: Sorgenkind Bausektor

Wirtschaftsbericht / Konjunktur in Luxemburg: Sorgenkind Bausektor
Die Zahl der Insolvenzen im Bausektor blieb im dritten Quartal 2024 weiterhin hoch, schreibt Statec Symbolfoto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

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„Kaum Anzeichen einer Erholung“: Der Bausektor bleibt das Sorgenkind der Luxemburger Wirtschaft. Etwas Erleichterung könnten die neuesten Daten vom Kreditmarkt liefern – allerdings schlagen die sich derzeit vor allem bei Bestandsimmobilien durch. 

Luxemburgs Bausektor hat schon seit einiger Zeit Probleme. Und er zeigt „kaum Anzeichen einer Erholung“, schreibt Statec in seinem neusten Konjunkturbericht am Montag. „Die Aktivität und die Beschäftigung sind weiterhin rückläufig, während sich das Geschäftsklima auf einem sehr niedrigen Niveau stabilisiert hat.“ Immerhin: Der Immobilienmarkt beginnt sich offenbar zu erholen. Das soll sich jedoch in naher Zukunft nicht wesentlich auf die Bautätigkeit auswirken. 

Weitere Hiobsbotschaften für den Bau: Die Bruttowertschöpfung verzeichnete dort mit einem Minus von 7,2 Prozent (im Jahresvergleich) im ersten Halbjahr den stärksten Rückgang aller Sektoren. Dieser Rückgang ist nicht neu. Aber 2023 wurden vor allem beim Bau von Gebäuden stärkere Einbrüche verzeichnet. In den ersten sechs Monaten 2024 sind die Rückgänge aber „vergleichbarer“, schreibt die Statistikbehörde: Minus acht Prozent bei den Gebäuden, minus acht Prozent im Tiefbau, minus sieben Prozent für spezialisierte Tätigkeiten, jeweils im Vergleich um Vorjahr. 

Vertrauensmalus im Baugewerbe

Das Vertrauen in den Sektor in Luxemburg hat sich seit 2022 entsprechend verschlechtert, sagen die Statistiker. Die neuesten Daten deuten auf eine gewisse Stabilisierung hin – wenn auch auf niedrigem Niveau und weit unter dem langfristigen Durchschnitt. Dies ist auf eine leichte Verbesserung der Beschäftigungsaussichten seit April 2024 zurückzuführen. Andererseits sind die Einschätzungen zur Auftragslage weiterhin rückläufig. Der Anteil der Unternehmen, die eine unzureichende Nachfrage verzeichnen, liegt laut Statec bei 55 Prozent. Und damit „weiterhin historisch hoch“. 

Die Zahl der Insolvenzen im Bausektor blieb im dritten Quartal 2024 ebenfalls weiterhin hoch, schreibt Statec. Tatsächlich liegt das Baugewerbe an der Bankrott-Statistik von Statec auf dem ersten Platz, wie das Tageblatt berichtete. Gleichzeitig ist die Zahl der Unternehmensgründungen im Baugewerbe auf ein Allzeittief gesunken.

Beschäftigung im Abwärtstrend

Und dementsprechend setzt auch die Beschäftigung im Bausektor ihren Abwärtstrend fort. Der hatte Anfang 2023 begonnen, war in den „vergangenen Monaten jedoch weniger ausgeprägt“. Von der Krise scheinen immer mehr Gewerke betroffen zu sein, die in den letzten Phasen des Bausektors tätig sind. Insgesamt gingen die Investitionen im zweiten Quartal zum sechsten Mal in Folge zurück. Und zum (un)guten Schluss: „Darüber hinaus gingen die Baugenehmigungen sowohl für Wohn- als auch für Nichtwohngebäude stark zurück (-40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr)“, schreibt Statec. 

Gibt es gar keine Anzeichen für eine Trendwende? Doch, schreibt Statec. „Tatsächlich werden mehr Hypotheken vergeben, und der erwartete weitere Rückgang der Zinssätze dürfte diese Erholung stützen.“ Das Tageblatt berichtete bereits Anfang Oktober über eine Erhebung der Luxemburger Zentralbank. Demnach sinken die Zinsen, das Kreditvolumen steigt. Laut dem Statec-Bericht von Montag ist auch die Zahl der Immobilientransaktionen wieder gestiegen. Und auch einer der wichtigsten Faktoren überhaupt: der Preis. „Das spiegelt eine allmähliche Rückkehr der Nachfrage wider“, schreiben die Statistiker. Allerdings gibt es auch hier einen Wermutstropfen: Denn bei einem Großteil der aktuellen Transaktionen handelt es sich laut Statec um bestehende Immobilien. Neubauten – die die Bautätigkeit aufrechterhalten können – machten im zweiten Quartal 2024 beispielsweise weniger als 15  Prozent der Transaktionen aus. Der historische Durchschnitt: 36 Prozent. 

Konsum, Löhne und Preise

Ende 2021, am Ende der Corona-Krise, hatte das Verbrauchervertrauen mehr oder weniger wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht, schreibt Statec. Aber dann kam im Jahr 2022 der russische Einmarsch in die Ukraine – und eine Energiekrise. „Damit wurde die Moral der Haushalte in viel stärkerem und nachhaltigerem Maße beeinträchtigt“, schreibt Statec. Mit Blick auf das Jahr 2025 blieben die Verbraucher in Luxemburg und in der Eurozone in Sachen Wirtschaftsaussichten pessimistisch, die Stimmung ist noch immer deutlich schlechter als vor dem Krieg in der Ukraine. Bei anderen Komponenten des Vertrauensindikators (finanzielle Situation, Kaufabsichten) deute sich der Aufholprozess deutlicher ab. 

Die Löhne sind in Luxemburg (also das „Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer“) seit der Corona-Krise 2020 stärker gestiegen als die Preise, schreibt Statec. In den Jahren 2022 und 2023 vergrößerte sich diese Kluft weiter. 2023 wurde – wegen der drei Indexierungen – ein Plus von 7,3 Prozent erreicht. Die Preise stiegen in Luxemburg in diesem Jahr nur um 3,7 Prozent. In der Eurozone lag dieser Wert bei 5,4 Prozent, während „die Löhne in diesem Zeitraum im Vergleich zum Preisanstieg wenig Dynamik gezeigt haben“. Allerdings: Die „Kluft“ hat sich Anfang 2024 verringert.

Statec lobt dann auch den Index: „In Luxemburg wie auch in Belgien hat die Lohnindexierung dazu geführt, dass sich die Löhne viel schneller an den jüngsten Preisanstieg anpassen konnten als im Rest der Eurozone, wo diese Anpassung noch andauert.“