Freitag24. Oktober 2025

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Deutschland / Berlin würdigt US-Präsident Joe Biden
Kanzler Olaf Scholz begrüßt seinen Gast aus Washington vor dem Kanzleramt in Berlin Foto: AFP/Andrew Caballero-Reynolds

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Berlin im Ausnahmezustand: US-Präsident Joe Biden ist zu Gast, trifft Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz. Der US-Präsident nutzt eine Ordensverleihung an ihn, um dem Gastgeber in anderer Sache danke zu sagen. Beobachtungen im Schloss Bellevue.

Joe Biden bleibt lange vor einem Stuhl in der ersten Reihe im großen Saal des Schloss Bellevue stehen. „May I“? („Darf ich“), fragt er und gibt der zierlichen Dame vor sich einen Kuss auf die Wange. Die Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin Margot Friedländer wird hinterher sagen, dass die Herzlichkeit des US-Präsidenten sie tief bewegt hat.

Der US-Präsident ist zu Gast in Deutschland, in Berlin, im Amtssitz des Bundespräsidenten. Frank-Walter Steinmeier und Biden kennen sich schon lange. Dennoch ist der Besuch aus Washington auch für den Bundespräsidenten ein besonders wichtiger. Hochkarätiger kann ein Gast nicht sein. Steinmeier schreitet mit Biden die militärischen Ehren im Garten des Schlosses ab, würdigt dann in einer Rede auf Englisch den Gast mit warmen Worten.

„In dieser Zeit, in der die Demokratie in der gesamten westlichen Welt unter Druck steht, sind Sie, Herr Präsident, ein Leuchtfeuer der Demokratie“, sagt das deutsche Staatsoberhaupt. Und verleiht dem 81 Jahre alten US-Präsidenten die „Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik“. Es ist die höchste Auszeichnung, die Deutschland zu vergeben hat. Steinmeier betont, Deutschland würdige Bidens „jahrzehntelange Leidenschaft für das transatlantische Bündnis, Ihre herausragende politische Führung in diesem gefährlichen Moment Europas und Ihr bleibendes moralisches Leitbild von Dienst am Gemeinwohl, Aufrichtigkeit und Anstand“. Biden zeige, „dass selbst der mächtigste Mann der Welt ein zutiefst anständiger Mensch ist“. Für Deutschland sei die Freundschaft zu den Vereinigten Staaten existenziell wichtig. „Wir sind Partner, wir sind Freunde.“

Biden hält eine kurze, aber prägnante Ansprache. Deutschland und die USA hätten eine lange Geschichte mit vielen Wendungen hinter sich – von Kriegsgegnern zu engen Partnern. Man dürfe nie die Macht der Demokratie und den Wert von Allianzen unterschätzen. Deutschland habe sich in unglaublicher Weise für die Ukraine engagiert, lobt der Demokrat außerdem. „Die deutsche Führung hatte die Weisheit, einen Wendepunkt in der Geschichte zu erkennen.“ Russlands Krieg sei ein Angriff auf eine befreundete Demokratie, aber auch auf Prinzipien, die 75 Jahre Frieden und Sicherheit in Europa aufrechterhalten hätten.

„Engster und wichtigster Verbündeter“

Beim anschließenden Empfang ist der US-Präsident sehr nahbar. Ministerpräsidenten, kirchliche Würdenträger und Minister reihen sich ein, um ihm die Hand zu schütteln. FDP-Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann unterhält sich mit dem Präsidenten, dankt ihm für seinen Einsatz für Deutschland und die Unterstützung für die Ukraine. „Es ist ein Höhepunkt in meiner politischen Karriere“, sagt sie anschließend.

Nach dem Empfang im Schloss geht es für Biden weiter ins Kanzleramt durch die komplett abgeriegelte Gegend rund um den Reichstag. Biden gehört zu den Politikern, die weltweit die höchste Sicherheitsstufe haben. Mit Kanzler Olaf Scholz tritt Biden dann für ein Statement vor die Presse, Fragen gibt es keine.

Biden würdigt auch im Kanzleramt Deutschland als „engsten und wichtigsten Verbündeten“ Amerikas. Als Russlands Präsident Wladimir Putin seine brutale Invasion in die Ukraine gestartet habe, habe Deutschland alle daran erinnert, warum dieses Bündnis so wichtig sei. Unter Scholz’ Führung sei Deutschland aufgestanden und habe sich dem Augenblick gestellt. An den Kanzler gerichtet sagt der US-Präsident: „Sie haben die Entschlossenheit aufgebracht, die deutsche Außenpolitik auf die neuen Realitäten einzustellen und der Ukraine stark und unerschütterlich zur Seite zu stehen.“ Und fährt fort: „Ich will Dir für Deine Freundschaft danken.“

NATO soll nicht Kriegspartei werden

Scholz nimmt das Kompliment lächelnd auf, findet aber außenpolitisch auch klare Worte. Der Kanzler bekräftigt die Unterstützung Deutschlands für die Ukraine, warnt aber zugleich, dass die NATO nicht zur Kriegspartei werden dürfe. „Wir stehen an der Seite der Ukraine – so lange, wie das nötig ist“, sagt Scholz im Kanzleramt. „Gleichzeitig tragen wir Sorge dafür, dass die NATO nicht zur Kriegspartei wird, damit dieser Krieg nicht in eine noch viel größere Katastrophe mündet“, fügt der SPD-Politiker hinzu. Biden nickt. Beide Politiker sind sich in der Ablehnung des Ersuchens der Ukraine einig, mit westlichen Waffen militärische Ziele in Russland angreifen zu dürfen.

Es ist der erste Besuch von Biden in seiner Amtszeit, gut drei Monate vor seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus. Eigentlich wollte der 81 Jahre alte Demokrat schon vor einer Woche zu einem Staatsbesuch mit allen protokollarischen Ehren und einem Ukraine-Solidaritätsgipfel im rheinland-pfälzischen Ramstein nach Deutschland kommen. Doch Biden sagte wegen Hurrikan „Milton“ kurzfristig ab.

Margot Friedländer wird am 5. November ihren 103. Geburtstag feiern. Von ihr verabschiedet sich Biden mit einer Verbeugung. Das Zusammentreffen der Holocaust-Überlebenden und des amerikanischen Präsidenten im hohen Alter in Berlin – sichtbarer hätte die deutsch-amerikanische Freundschaft nicht sein können.

fraulein smilla
18. Oktober 2024 - 18.00

Schon de Gaulle betonte dass es zwischen Staaten kein Freundschaft gaebe
, sondern Interessen . Das Verhaeltnis zwischen Deutschland und den USA ,ist das eines tributpflichtigen Vasallen zu seinem Schutzherr . Jo Biden hat das Grosskreuz zu Recht bekommen ,vielleicht nimmt er ihn heute Abend mit ins Bett .