In den letzten Wochen haben wir mehrmals gesehen, was passiert, wenn kalte Luftmassen auf das immer noch sehr warme Mittelmeer hinausziehen: Es entstehen markante Wettersysteme, die in erster Linie zu ergiebigen bis extremen Regenmengen führen können.
Derzeit gibt es wieder einen solchen Fall: Ein Tiefdruckgebiet wanderte am Dienstag von den Pyrenäen in Richtung Zentralfrankreich und sorgte durch seine Drehrichtung gegen den Uhrzeigersinn dafür, dass deutlich kältere Luftmassen aus Norden nach Süden getragen werden. Dadurch entstanden über dem Mittelmeer sehr starke Niederschläge, die über breiten Teilen Südfrankreichs und im Nordwesten Italiens große Regenmengen brachten. Im Fokus stand allerdings der Südosten des Zentralmassivs: Hier prallten die Niederschläge regelrecht an die Hügel und Gebirge – eine klassische Staulage entstand. Durch diese kamen seit Mittwochmorgen früh bis zum Donnerstagnachmittag bis zu 632,8 l/m2 Regen zustande, gemessen an der Wetterstation in Mayres. Weitere, sehr hohe Mengen gab es in Villefort (523,3 l/m2), Barnas (492,1 l/m2) und Sablières Ouara (419,3 l/m2).
Die jährliche durchschnittliche Regensumme im Südosten des Zentralmassivs liegt zwischen 1.000 und 1.500 l/m2. Nehmen wir den Durchschnitt der Regensummen, die während des aktuellen Unwetters herunterkamen, und den Durchschnitt der jährlichen Regenspanne, so kommen wir aufs Resultat, dass im genannten Zeitraum 38,4% der jährlichen Regensumme zusammenkamen. Gehen wir von der maximal gemessenen Regensumme (Stand 17.10.2024, 16.00 Uhr) aus, also 632,8 l/m2 in Mayres, dann entspricht dies ungefähr 50,6% der durchschnittlichen Jahresmenge.
In Luxemburg entsprächen diese Summen 57,7 bis 76,12% des gesamten Jahres-Solls. Im Laufe des Freitagnachmittags beruhigen sich die Niederschläge allmählich, am Wochenende steht glücklicherweise eine Niederschlagspause in Form eines Hochdruckgebietes an.
Luxemburg: Regenvorhersage knifflig
In Luxemburg stehen hinter einem kleinen Tief, das am heutigen Freitagabend von den Alpen her zu uns zieht, noch einige Fragezeichen. Doch keine Angst: Eine extreme Unwetterlage wie in Frankreich steht uns garantiert nicht bevor! Dieses Tief ist sehr klein, was bedeutet, dass die Entwicklungen in Luxemburg sehr stark darauf ankommen, wie genau sich der Kern des Tiefs verlagert. Die Wettermodelle sind sich noch nicht ganz über den exakten Zugweg einig, daher wird zwischen heute Abend und morgen Mittag mit unterschiedlichen Niederschlagssummen gerechnet. Während eine Vielzahl der Modelle mit 10 bis 20 l/m2 rechnen, gibt es einzelne Simulationen, die deutlich signifikantere Summen von 25 bis 50 l/m2 in wenigen Stunden nicht ausschließen wollen.
Eine Vorhersage gestaltet sich sehr schwierig, weil nur einige Kilometer Abweichung des Tiefkerns große Unterschiede zwischen Vorhersage und tatsächlicher Entwicklung zur Folge haben können – typischer „Butterfly-Effekt“. Der reelle Ablauf muss also in Echtzeit beobachtet werden. Würde sich der „Worst Case“ durchsetzen, käme es wieder zu Überflutungen.
Ab Samstagnachmittag wird es zu einem leichten Zwischenhoch-Einfluss kommen. Somit sollte es bis zum Montagmorgen meist nicht regnen, auch wenn wahrscheinlicher Nebel weiterhin für einen trüb-nassen Eindruck sorgen kann.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können