Zugang zum Haus in der rue Emile Mayrisch verschafften sich die Einbrecher über die Garage oder die Eingangstür. Sie nutzten die Abwesenheit der Bewohner, die sich zu diesem Zeitpunkt im Urlaub befanden. Geklaut wurde so ziemlich alles, was die Diebe in die Finger bekamen, von Fahrrädern über ein Laptop bis hin zu Schmuck und Uhren. Eines der gestohlenen Räder hatte einen GPS-Chip. Der Besitzer konnte es im französischen Grenzgebiet orten, doch bekam er keine Hilfe von der französischen Polizei, wie er im Nachhinein anprangert. „Wir hätten nie gedacht, dass bei uns eingebrochen wird“, erzählt der Hausbesitzer dem Tageblatt, „schließlich wohnen wir gegenüber dem Krankenhaus. Und wir haben Nachbarn.“ Er vermutet, dass es sich bei dem oder den Tätern um eine Bande handelt. Das Haus sei vor dem Einbruch genau ausgeguckt und mit einem X markiert worden.

In den vergangenen zwölf Monaten kam es im Escher Stadtviertel Dellhéicht zu mindestens drei Einbrüchen, neben der rue Emile Mayrisch auch in der rue Mathias Koener und in der rue de l’Hôpital. Wenig wahrscheinlich ist, dass es sich um ein und dieselben Täter handelte, denn die Vorgehensweisen unterschieden sich zum Teil deutlich.
Im Mai schlugen Einbrecher in der benachbarten Mathias-Koener-Straße zu. Sie gelangten über die Veranda ins Haus. In erster Linie interessierten sich die Täter für Schmuck und Wein. Hinaus kamen sie durch das Fenster zur Straße. Das lässt auf einen anderen Täterkreis schließen, genau wie in der Spitalstraße Ende September. Die Einbrecher kamen zwischen 1.00 und 3.00 Uhr nachts, obwohl die Bewohner zu Hause waren und schliefen. Brieftasche, Bargeld, eine Smartwatch und AirPods ließen sie mitgehen, bedienten sich zudem am Kühlschrank. Die Smartwatch sollte ihnen zum Verhängnis werden, denn tags darauf konnte die Uhr lokalisiert und eine Person festgenommen werden. Es handelt sich den Geschädigten nach um jemanden aus dem Drogenmilieu. Er und wahrscheinlich noch ein zweiter Täter waren über das Garagentor in das auf beiden Seiten angebaute Haus gelangt. Die Fernbedienung lag im Auto, das vor der Garage entlang der Straße abgestellt war. „Wir wissen nicht, ob das Auto offen war oder nicht. Jedenfalls haben wir nichts davon mitbekommen, dass Einbrecher in unserem Haus waren. Inzwischen haben wir es zusätzlich gesichert“, so die Eigentümerin.
210 Einbrüche 2023
Was tun bei einem Einbruch?
Wenn man Opfer eines Einbruchs wurde, sollte man direkt die Polizei über die Notfallnummer 113 anrufen. Auf keinen Fall sollte man ins Haus oder in die Wohnung hineingehen, da sich der oder die Täter möglicherweise noch dort aufhalten. Zudem vermeidet man, eventuelle Spuren zu verwischen. Die Polizei kommt dann vor Ort, um sich ein Bild der Situation zu verschaffen. Spuren werden von der „Police technique“ erfasst und später von der „Police scientifique“ analysiert. Auch eventuelle Bilder aus Überwachungskameras werden dabei gesichtet. Weil jeder Einbruch anders ist, wird die Vorgehensweise der Polizei dementsprechend angepasst. So kann es vorkommen, dass eine Fahndung ausgerufen oder nach Zeugen gesucht wird, zum Beispiel via Befragung der Nachbarschaft oder aber durch einen Zeugenaufruf.
2023 wurden in Esch nach Angabe der Polizei ca. 120 Einbrüche und Einbruchsversuche in bewohnte Häuser gemeldet. Daneben gab es 90 Einbrüche in unbewohnte Häuser. In den ersten drei Monaten dieses Jahres waren es bereits 45 bzw. etwas mehr als 30, was auf einen deutlichen Aufwärtstrend schließen lässt. Das würde die Tendenz auf Landesebene unterstreichen. Auch diese zeigt nach oben (siehe Grafik), wobei die Statistik der vergangenen fünf Jahre wegen Pandemie und Lockdown nur bedingt aussagekräftig ist. 2023 war dennoch ein Rekordjahr mit 1.599 Einbrüchen und 1.457 Einbruchsversuchen, nur übertroffen vom Jahr 2014 mit insgesamt 3.315 Fällen.
Ob in Esch mehr eingebrochen wird als anderswo, ist nicht festzustellen. Genauso wenig, wie viele Täter schlussendlich ermittelt werden können. „Spezifische Statistiken zur Aufklärungsquote haben wir nicht“, antwortete die Polizei auf Tageblatt-Nachfrage. Auch existiert keine Einteilung nach Stadtvierteln.
Banden und Beschaffungskriminalität
Die Frage nach dem typischen Täterprofil ist laut Polizei ebenfalls nicht pauschal zu beantworten, da dieses von Fall zu Fall stark variieren kann. „Das Jahr 2023 z.B. war von Einbrechern gekennzeichnet, die zu Banden gehörten, die aus dem Ausland aus operieren. Die Akteure stammen dabei hauptsächlich aus Ländern aus dem Südosten Europas, aber auch aus dem Grenzgebiet zu Luxemburg. In einem bestimmten Fall war es aber auch so, dass eine Gruppe aus Südamerika von ihrer Reise nach Europa profitierte, um in Luxemburg in Häuser einzubrechen“, so die Polizei. Zu dieser Tätergruppe gehören dann wohl auch die Einbrecher in das Haus in der Emile-Mayrisch-Straße. „Neben solchen Gruppierungen muss man aber auch ganz klar auf die Beschaffungskriminalität hinweisen, bei der einzelne, lokale Täter aus dem Milieu der Obdachlosen oder Drogenabhängige einbrechen, um sich Sachen und Geld zu beschaffen.“ Dort geht es vor allem um Schmuck und Bargeld respektive Gegenstände, die schnell zu Geld gemacht werden können. Genau wie in der rue de l’Hôpital geschehen.
Für die Bürger heißt das Zauberwort vorbeugen (siehe Kasten) und nicht leichtsinnig werden. Der Geschädigte in der rue Emile Mayrisch hat sein Haus inzwischen gesichert und eine Alarmanlage installieren lassen. „Unsere Tochter möchte nicht mehr alleine im Haus sein“, berichtet er über die Konsequenzen, „zudem wurden einige Gegenstände mit emotionalem Wert entwendet. Von der Versicherung bekommen wir nur für die Objekte Geld zurück, von denen wir auch eine Quittung haben“.
Schutz vor Einbrüchen: Das empfiehlt die Polizei
Die sicherste Präventionsmaßnahme ist laut der Polizei die Installierung einer Alarmanlage, kombiniert mit mechanischen Sicherheitsmaßnahmen an Fenstern und Türen. Allerdings kann auch das Verhalten der Bewohner eine Rolle spielen. Auch wenn man nur kurz das Haus oder die Wohnung verlässt, sollten alle Fenster und Türen geschlossen werden. Das gilt auch und besonders für Fenster, die in der Kippposition sind. Denn wie die Polizei präzisiert, reichen wenige Minuten für einen Einbruch. Auch die Beleuchtung spielt eine wichtige Rolle, denn sie lässt Haus oder Wohnung bewohnt erscheinen. So empfiehlt die Polizei, vor allem während der Herbst- und Wintermonate Zeitschaltuhren zu nutzen.
Wer für längere Zeit verreist, soll dafür sorgen, dass der Briefkasten regelmäßig geleert, die Pflanzen gegossen, der Rasen gemäht und die Rollläden bewegt werden, damit Wohnungen oder Haus bewohnt aussehen.
Daneben bietet die Polizei einige Gratis-Dienste zur Einbruchsprävention an. Beim SNPC („Service national de la prévention de la criminalité“) kann man sich beraten lassen. Außerdem gibt es den „Service départ en vacances“ der Polizei. Die Bewohner können sich bei ihr melden, wenn sie in Urlaub fahren. Die Ordnungshüter binden das Haus oder die Wohnung dann in die allgemeinen Präventionspatrouillen ein.
Weitere Infos: https://police.public.lu/fr/prevention/cambriolages.html

De Maart

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