Donnerstag23. Oktober 2025

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Christine MajerusReaktionen von Wegbegleitern: Rückblick auf eine außergewöhnliche Karriere, Teil 5

Christine Majerus / Reaktionen von Wegbegleitern: Rückblick auf eine außergewöhnliche Karriere, Teil 5
Christine Majerus und Lotte Kopecky (links) sind zu guten Freunden geworden Foto: AFP/Tom Goyvaerts

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Am 13. Oktober beendet mit Christine Majerus eine der größten Sportlerinnen Luxemburgs ihre professionelle Karriere. Ihr letztes Etappenrennen, die Simac Ladies Tour, begann am Dienstag. Das Tageblatt blickt in einer mehrteiligen Serie auf die Karriere der Radsportlerin zurück. In Teil 5 blicken langjährige Wegbegleiter auf die Karriere von Majerus zurück. 

Camille Dahm (FSCL-Präsident):
„Christine ist eine Vorzeigeathletin für Luxemburg. Sie hat den Damenradrennsport auf ein, seit Elsy Jacobs, nie da gewesenes Niveau gehoben. Nach ihrem Master in Sportwissenschaften hat sie sich voll dem Leistungssport gewidmet, und zwar so wie sie auch privat unterwegs war und ist: ohne Umschweife, direkt, ganz undiplomatisch. Mit ihr wussten ihre Kameradinnen, wo sie dran waren. Christine hat innerhalb der Mannschaft Verantwortung übernommen. Sie hat ohne Wenn und Aber den Frauensport mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln nach vorne gebracht. Dafür hat sie meinen vollen Respekt. Danke, Christine.“

FSCL-Präsident Camille Dahm und Christine Majerus
FSCL-Präsident Camille Dahm und Christine Majerus Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

Lotte Kopecky (zweifache Weltmeisterin und Teamkollegin):
„Wir sind sehr gut befreundet. Sie ist die beste Teamkollegin, die ich mir vorstellen kann. Sie ist bescheiden, respektvoll und nicht nur eine Teamkollegin. Sie ist jemand, den ich wirklich als wahre Freundin bezeichnen kann. Sie ist die stärkste Teamkollegin auf der Welt. Sie ist stark auf dem Rad und opfert sich in jedem Rennen für andere auf. Wir sagen ihr oft: ,Du bist so stark, es wäre schön, wenn du auch mal an dich denkst.‘ Das haben wir zum Beispiel bei der Tour of Britain versucht (lacht) (Kopecky wollte Majerus im Sprint den Sieg schenken, Majerus jubelte, doch Ruby Roseman-Gannon fuhr als Erste über den Zielstrich, Anm. d. Red). Wir brauchen fünf andere Fahrerinnen, um Christine im nächsten Jahr zu ersetzen. Wenn es Missverständnisse oder Schwierigkeiten im Team gibt, ist sie immer da, um die Probleme ehrlich zu lösen. Sie ist wirklich stark darin, um aus einer Gruppe ein Team zu bilden.  Ich habe gestern (Donnerstag) schon im Bus gesagt: Am Sonntag werden es viele Tränen geben. Es wird emotional werden. Nächste Woche haben wir aber zum Glück noch ein paar Sponsorentermine, bei denen wir als Team noch zusammen sind.“

Misch Wolter
Misch Wolter Foto: Editpress/Jeff Lahr

Misch Wolter (ehemaliger Cyclocross-Nationaltrainer):
„Christine ist sehr ehrgeizig und zielstrebig. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, will sie das unbedingt umsetzen. Zu Beginn ihrer Karriere gab es nur wenige Cross-Rennen für die Frauen. Christine musste sich über den Winter selbst organisieren, da damals alles weitaus weniger professionell war. Die Unterstützung durch die Armee hat ihr dabei geholfen, da es kaum Preisgelder gab und die Rennen auch nicht übertragen wurden. In dieser Hinsicht hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Christine hat diese ganze Entwicklung nicht nur miterlebt, sondern auch einen beachtlichen Teil dazu beigetragen, dass der Damenradsport mittlerweile eine weitaus größere Anerkennung genießt. Inzwischen hat sie auch die Rolle des Ratgebers für die nachrückenden Fahrerinnen übernommen.“

Christine Majerus und Petz Lahure
Christine Majerus und Petz Lahure Foto: Editpress/Julien Garroy

Petz Lahure (Tageblatt-Journalist und Präsident sportpress.lu):
„Ehrlich, fleißig, freundlich, ausdauernd und zuvorkommend. Christine Majerus war als Top-Athletin und siebenfache Sportlerin des Jahres ein Vorbild für die Jugend. Tieftraurige Momente gehören auch zum Sport. Bei der WM 2013 in Florenz musste ich ihr die Tränen von den Wangen wischen.“

Nathalie Lamborelle (ehemalige Radsportlerin):
„Zu Beginn ihrer Karriere sind wir viel zusammen gefahren. Wir haben in Nancy zusammen studiert und zeitweise zusammen gewohnt. Sie war immer sehr fokussiert, sehr strukturiert und wusste, was sie wollte. Wir saßen in der Uni acht Stunden lang im Unterricht und sie fragte: „Gut, wann gehen wir heute trainieren?“. Ich sagte, dass es keine Chance gäbe. Wir haben uns dann aufgeteilt, sodass ich zwei Stunden in der Uni war und sie zwei Stunden. In der Zeit konnten wir dann trainieren, obwohl es nicht erlaubt war. Sie hat ihren Charakter und ist sehr zielstrebig. Ich finde ihren Weg sehr bemerkenswert. Trotz allem hat sie immer versucht, bei den Rennen in Luxemburg dabei zu sein. Das schätze ich sehr.“  

Christine Majerus (links) und Nathalie Lamborelle
Christine Majerus (links) und Nathalie Lamborelle Foto: Editpress/Jeff Lahr

Nina Berton (aktive Profi-Radsportlerin):
„Christine war die einzige Profi-Radsportlerin und war damit ein großes Vorbild für mich. Sie hat gezeigt, dass es möglich ist, als Luxemburgerin auf professionellem Niveau Rad zu fahren. Das hat sie, so glaube ich, nicht nur Radfahrerinnen, sondern allgemein Sportlerinnen aus Luxemburg gezeigt. Ich hatte die Chance, mit dem Nationalteam als Juniorin schon Rennen mit ihr zu fahren. Das hat mich sehr motiviert. Jetzt konnten wir große Rennen wie die Tour de France Femmes zusammenfahren. Zwar nicht im gleichen Team, aber als Luxemburgerinnen hilft man sich trotzdem ein bisschen.“ 

Christine Majerus und Nina Berton bei der Tour de France Femmes 2022
Christine Majerus und Nina Berton bei der Tour de France Femmes 2022 Foto: Editpress/Anouk Flesch
Chantal Hoffmann und Christine Majerus
Chantal Hoffmann und Christine Majerus Foto: 

Chantal Hoffmann (ehemalige Radsportlerin und gute Freundin):
„Wenn ich ein internationales Radsportteam aufbauen müsste, wäre Christine die erste Fahrerin, die ich rekrutieren würde. Keine andere hat einen so ausgeprägten Teamgeist wie sie. Christine merkt sofort, wenn es einem nicht so gut geht. Wenn Sachen nicht so laufen wie sie sollen, schreckt sie auch nicht davor zurück, diese anzusprechen. Das schätze ich sehr an ihr. Außerdem kann man mit ihr unheimlich viel Spaß haben. Die Zeit mit ihr in der Nationalmannschaft war für mich schon etwas Besonderes.“

Jean Regenwetter
Jean Regenwetter Foto: Marcel Nickels

Jean Regenwetter (ehemaliger FSCL-Präsident): 
„Seit Elsy Jacobs hatten wir in Luxemburg keine andere Athletin, die so viel für den Frauensport gemacht hat, wie Christine Majerus. Ich habe großen Respekt vor ihr. Sie ist nicht nur eine herausragende Sportlerin, sondern auch ein sehr geradliniger Mensch. Sie kämpfte wie keine andere für die Anerkennung des Frauenradsports, was auch mal zu hitzigeren Diskussionen führte. Diese waren hart in der Sache, aber sie blieb immer fair.“

Michel Zangerlé (persönlicher Trainer von Majerus):
„Christine ist ein Mensch, der keine halben Sachen macht. Sie kann sich quälen wie nur wenige. Ich musste sie mehr als einmal bremsen. Im Vergleich zu den ersten Jahren unserer Zusammenarbeit wurde sie mit der Zeit wesentlich ruhiger. In den ersten Jahren musste sie hart um Anerkennung kämpfen. Das war nicht einfach. Sie blieb aber über die gesamte Karriere sie selbst.“

Michel Zangerlé mit Christine Majerus
Michel Zangerlé mit Christine Majerus Foto: Julien Garroy
Bernhard Baldinger
Bernhard Baldinger Foto: Editpress/Jeff Lahr

Bernhard Baldinger (ehemaliger Nationaltrainer):
„Ich erinnere mich noch an unser erstes Treffen. Durch ihre Probleme mit dem Fuß konnte sie keine Leichtathletik und keinen Triathlon mehr machen und ich fragte sie, wieso sie es nicht mit dem Radfahren versuchen will. Das hat sie dann ja zum Glück gemacht. Als Nationaltrainer war die Olympia-Qualifikation für London ein absolutes Highlight. Das war eine Bestätigung für die gute Arbeit und der Beweis für viele, dass auch die Frauen gefördert werden sollen. Das war zu Beginn von Christines Karriere nicht so selbstverständlich. Ich habe das nie so richtig verstanden. Als Verbandstrainer habe ich versucht, die Damen auch zu internationalen Rennen zu schicken. Die Trainingsarbeit haben Christine und Michel Zangerlé gemacht. Sie sind ein gutes Duo und haben viel erreicht. Ich hätte ihr so gerne eine Medaille bei einem großen Event gegönnt, aber auch so war ihre Karriere exemplarisch.“

Eine Karriere in sechs Etappen

Zum Karriereende von Christine Majerus am kommenden Sonntag blickt das Tageblatt in einer sechsteiligen Serie auf verschiedene Aspekte der Karriere der Radsportlerin zurück:
1. Etappe (8. Oktober 2024): Die Anfänge
2. Etappe (9. Oktober 2024): Der Weg an die Weltspitze
3. Etappe (10. Oktober 2024): Die Liebe zum Cyclocross
4. Etappe (11. Oktober 2024): Ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit
5. Etappe (12. Oktober 2024): Reaktionen von langjährigen Wegbegleitern
6. Etappe (14. Oktober 2024): Das große Interview