Donnerstag30. Oktober 2025

Demaart De Maart

RentenforumMythen des Luxemburger Rentensystems: Von hohen Renten, zu großen Ausgaben und der Wachstumsfrage

Rentenforum / Mythen des Luxemburger Rentensystems: Von hohen Renten, zu großen Ausgaben und der Wachstumsfrage
  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

In der aktuellen Diskussion um die Rentenreform werden häufig Halbwahrheiten und Unwahrheiten verbreitet, um eine Schwächung des Rentensystems zu rechtfertigen. In einer dreiteiligen Serie will die Arbeitnehmerkammer mit einigen Mythen aufräumen.

Nebelkerze: Hohe Renten

Immer wieder hört man von angeblich viel zu hohen Renten zwischen 8.000 und 10.000 Euro, die gekürzt werden müssten, um das Rentensystem wieder in ein soziales und finanzielles Gleichgewicht zu bringen. Die Maximalrente von derzeit rund 10.350 Euro wird von einigen als Zeichen für die Dekadenz des Systems dargestellt und soll eine generelle Rentenkürzung rechtfertigen.

Rentenforum

Sie haben eine Meinung zur aktuellen Rentendebatte? Dann schicken Sie uns Ihren Beitrag mit dem Stichwort „Rentenforum“ an [email protected].

Die in der Rubrik „Forum“ publizierten Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder deren redaktionelle Leitlinie wider. Im Gegenteil: Sie sollen als konstruktiver und kontroverser Anstoß oder Beitrag zu den aktuellen gesellschaftlichen Debatten dienen.

Die Häufigkeit solch hoher Renten wird dabei jedoch vollkommen außer Acht gelassen. Obwohl solche Renten theoretisch möglich sind, stellen sie in der Praxis eine absolute Ausnahme dar. Laut den rezentesten Zahlen sind lediglich 0,04% aller ausbezahlten Altersrenten höher als 8.000 Euro – selbst unter denen, die nur in Luxemburg rentenversichert waren, liegt der Anteil bei lediglich 0,22%.

Die Maximalrente von rund 10.350 Euro ist derweil kaum zu erreichen. Um im Jahr 2024 diese Höchstrente zu erhalten, müsste man beispielsweise während 41 Jahren mindestens auf Basis des fünffachen Mindestlohns (derzeit rund 12.850 Euro pro Monat) Beiträge gezahlt haben. Durch die Rentenreform von 2012 wird dies noch weiter erschwert: Um im Jahr 2052 Anspruch auf die Maximalrente zu haben, müsste man sogar während 44 Jahren das Fünffache des Mindestlohns verdient haben.

Die Debatte um Rentenniveaus von 8.000 Euro und mehr ist somit eine reine Nebelkerze, deren einziges Ziel es ist, eine vermeintlich übermäßige Großzügigkeit des Systems nachzuweisen, um durch eine Verminderung des gehaltsabhängigen Rentenanteils, alle Renten – auch die kleinen und mittleren – zu kürzen.


Großzügiges System

Die vermeintlich übermäßige Großzügigkeit des luxemburgischen Rentensystems wird oft anhand der Mindestrente von derzeit rund 2.245 Euro illustriert. Kritiker betonen, dass diese Mindestrente weit über den Durchschnittsrenten in den Nachbarländern liegt.

Diese Vergleiche sind jedoch äußerst unpassend, da die Lebenshaltungskosten in Luxemburg deutlich höher sind als in den Nachbarländern und luxemburgische Renten somit nicht mit ausländischen Renten vergleichbar sind.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die vollen 2.245 Euro Mindestrente nur denjenigen zustehen, die eine volle Versicherungslaufbahn von 40 Jahren in Luxemburg vorweisen können. Für jedes fehlende Jahr wird die Mindestrente um 1/40 gekürzt, was bedeutet, dass eine Person mit 20 Versicherungsjahren lediglich Anspruch auf rund 1.122 Euro Mindestrente hat.

Die Behauptung, dass die Mindestrente zu hoch sei, ist schlichtweg unhaltbar. Ein Vergleich mit anderen minimalen Referenzwerten zeigt schnell, dass ihr Niveau unzureichend ist. Tatsächlich liegt die Netto-Mindestrente unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze und reicht laut Statec-Berechnungen nicht aus, um Personen im höheren Alter ein angemessenes Leben zu ermöglichen.

Eine volle Versicherungslaufbahn von 40 Jahren schützt also weder vor Altersarmut noch garantiert sie ein würdevolles Leben im Alter. Die Annahme, die Mindestrente sei übermäßig hoch, ist daher vollkommen zynisch.


Wachstumsfrage

Um Rentenkürzungen zu rechtfertigen, wird oft auf die angeblichen Konsequenzen des aktuellen Rentensystems verwiesen. Kritiker behaupten, dass das Rentensystem ein starkes Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum mit sich bringt, das Luxemburg nicht bewältigen kann. Diese Wachstumsängste werden somit auf die Rentenfrage reduziert.

Diese Darstellung ist jedoch äußerst irreführend. Zwar profitieren das Rentensystem wie auch alle anderen Sozialversicherungs- und Fiskalsysteme vom hohen Wachstum, aber es ist wichtig zu betonen, dass dieses Wachstum nicht aus einem Bedarf des Rentensystems resultiert. Anders gesagt: Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum würde auch ohne den Bedarf des Rentensystems stattfinden.

Obwohl das Rentensystem teilweise vom Wachstum abhängt, ist das Wachstum keineswegs vom Rentensystem abhängig. Ein ähnliches Wachstum würde auch mit einem schlechteren Rentensystem stattfinden.

Deshalb ist es entscheidend, die berechtigten Fragen und Probleme des Wachstums von der Rentenfrage zu trennen. Nur so können wir die Herausforderungen des Wachstums und die Debatte um die Rentenreform sachgerecht und unabhängig voneinander angehen.


Zu hohe Ausgaben

In der Rentendebatte wird die zukünftige Erhöhung der Rentenausgaben von einigen als systemische Gefahr und fundamentales ökonomisches Problem dargestellt. Diese Stimmen behaupten, dass steigende Rentenausgaben zu einer Verringerung der Mittel für andere essenzielle Bereiche wie Mobilität, Wohnungsbau, Gesundheit und Bildung führen würden.

Es ist entscheidend zu betonen, dass es bei einer alternden Bevölkerung völlig normal ist, dass der Anteil des Wohlstands, der zur Finanzierung der Renten verwendet wird, steigt. Je mehr ältere Menschen es gibt, desto größer sollte logischerweise auch ihr Anteil am Wohlstand sein. Obwohl eine alternde Bevölkerung zu verschiedenen finanziellen Herausforderungen führen kann, ist es keineswegs ein systemisches Problem, dass die Rentenausgaben steigen. Vielmehr müssen neue Finanzierungsquellen erschlossen und effizient genutzt werden.

Die Behauptung, dass durch eine zukünftige Erhöhung der Rentenausgaben weniger Geld für andere Zwecke verfügbar sein wird, ist ebenfalls unzutreffend. Im Jahr 2022 wurde in Luxemburg ein Wohlstand von 77 Milliarden Euro geschaffen, wovon 70 Milliarden nicht für die Rentenausgaben verwendet wurden. Prognosen zufolge sollen dank des wirtschaftlichen Wachstums im Jahr 2070 150 Milliarden Euro Wohlstand in Luxemburg geschaffen werden, die nicht für Rentenausgaben benötigt werden. Trotz eines potenziellen Anstiegs der Rentenausgaben (von 7,1 auf 31,8 Milliarden Euro) würde somit laut den gleichen Prognosen im Jahr 2070 mehr als doppelt so viel Wohlstand für andere Zwecke zur Verfügung stehen als derzeit.

Die Alterung der Gesellschaft stellt also keineswegs ein fundamentales finanzielles Problem dar. Vielmehr geht es darum, die Verteilungsfrage neu zu gestalten, um den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen gerecht zu werden. Eine Erhöhung der Rentenausgaben ist daher nicht problematisch, sondern eine logische Konsequenz der gesellschaftlichen Entwicklung. Es bedarf einer proaktiven Anpassung der Finanzierungsstrategien, um die Herausforderungen zu meistern und den Wohlstand gerecht zu verteilen.

fraulein smilla
12. Oktober 2024 - 15.43

Es ist auch ein Mythos dass jedes Schneeballsystem irgendwann zusammenbricht , oder ?

goelff jean-pierre
12. Oktober 2024 - 15.10

Ei,vun esou enger Mindestrent vun 2245 Mëcken kennen deï allermeescht vun mengen Matbiërger hei am Franzouseland nemmen dreemen!Meng Noopesch,pensioneïert Leïerin,huët nit vill meï,an d'Liëwen ass hei och nit grad belleg!