Kein Thema wird bei Fußballfans derzeit so heiß diskutiert wie die Kader-Nominierung von Gerson Rodrigues: Der FLF-Nationalspieler, der vor einem Monat wegen einer erneuten Verspätung von Nationaltrainer Luc Holtz für das Nations-League-Heimspiel gegen Weißrussland intern suspendiert worden war, soll es in Bulgarien und gegen Weißrussland (in Ungarn) wieder mal richten. Dass sich der Coach mit dieser Ankündigung womöglich keinen Gefallen getan hat, weiß er wohl selbst am besten.
Sportlich gesehen ist die Entscheidung, auf den erfolgreichsten Luxemburger Stürmer (aller Zeiten) zurückzugreifen, nachvollziehbar. Die Mannschaft von Holtz steht nach einem September-Doppeltermin ohne Punkte auf dem letzten Platz der Tabelle. Ein Absturz in die Liga D wäre ein Fiasko. Der Druck, der auf den Schultern des Nationaltrainers lastet, ist dementsprechend groß und die Erwartungshaltung gegenüber diesem Team, das seinen Fans einen monatelangen Höhenflug beschert hatte, immens. Und Fakt ist eben auch, dass Rodrigues in der Vergangenheit Spiele entschieden hat, obschon er nicht in Bestform war. In Nordirland war sein Auftritt alles andere als überzeugend. Seither hatte er fünf Wochen lang kein Pflichtspiel mehr bestritten: Nachdem er in der zweiten chinesischen Liga für vier Termine gesperrt worden war, durfte er am Samstag erstmals wieder über eine Stunde Liga-Luft schnuppern.
Ihn trotz allem doch zu nominieren, zeigt, dass Holtz seinem Schützling einen erneuten Fehltritt bei der Nationalelf verziehen hat und davon überzeugt ist, dass er Rodrigues in dieser Notlage braucht. Oder zumindest akzeptiert hat, dass das „enfant terrible“ dieser Generation generell Grenzen auslotet (und dementsprechend auch schon mal über das Ziel hinausschießt). Sollte der 29-Jährige dieses weitere Geschenk (!) nicht würdigen, würde nicht nur er selbst, sondern auch der Coach den Kopf dafür hinhalten müssen. Holtz ist ein Risiko eingegangen. Denn mit seiner Linie, Türen nie komplett zu schließen, macht er sich angreifbar. Sicherlich wird es früher oder später Nationalspieler geben, die sich anders, schlecht behandelt fühlen und Vergleiche ziehen werden.
Unglücklich für Holtz war im September sicherlich auch die mangelnde Kommunikation des Verbandes, die der Wortmeldung des Spielers hätte zuvorkommen können – und Spekulationen um beide Personalien vermieden hätte. Ob der Stürmer seinerseits nach der x-ten Warnung beziehungsweise Suspendierung verstanden hat, was es mit der Vorbildfunktion als Nationalspieler auf sich hat? Seine (zahlreichen) Anhänger hatten ihm die Verspätung noch am selben Tag verziehen, als er beim Heimspiel mit Sonnenbrille von der Tribüne aus zuschaute, während die „Roten Löwen“ ohne ihn gegen Weißrussland mit gesenkten Köpfen den Platz verlassen mussten. GR10 war gefeierter Selfie-Partner auf seiner späteren Schueberfouer-Runde. Dabei geholfen, zu verstehen, welchen Schaden er im Vorfeld angerichtet haben könnte, hat das höchstwahrscheinlich nicht.
Steht Rodrigues am Samstag auf dem Platz, wird er abliefern müssen. Denn nicht nur seine Zukunft hängt am seidenen Faden.
De Maart

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