Montag27. Oktober 2025

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Wiltz„Ich habe da so meine Ideen“ – Wechsel aufseiten der LSAP-Fraktion

Wiltz / „Ich habe da so meine Ideen“ – Wechsel aufseiten der LSAP-Fraktion
Tessy Küntsch wird demnächst in den Reihen der LSAP-Oppositionsfraktion im Wiltzer Gemeinderat Platz nehmen Foto: Roger Infalt

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Nach dem Rücktritt von LSAP-Rat Fränk Arndt (siehe Kasten) wird die heute 54-jährige Tessy Küntsch neben Michael Schenk, Dan Strecker, Sven Schneider und Ferid Hodzic demnächst in den Reihen der LSAP-Oppositionsfraktion im Wiltzer Gemeinderat Platz nehmen. „Ech si stolz, als Weeltzer Meedchen elo am Gemengerot kënne matzeschaffen“, so die sehr motivierte neue Rätin am Mittwoch gegenüber dem Tageblatt.

Mit Tessy Küntsch begegneten wir einer sehr aufgeschlossenen, lebensfreudigen Frau, die sich, laut eigenen Aussagen, bereits als junges Mädchen für Politik interessierte. „In unserer Familie waren die Anliegen der Arbeiterschaft stets ein wichtiges Thema, und so lag es auf der Hand, dass ich mich sehr früh mit der Arbeiterpartei, eben mit der LSAP, identifizieren konnte“, so die in Wiltz geborene, stets dort lebende und arbeitende Tessy Küntsch. Seit 25 Jahren hat sie mit dem Niederwiltzer Augenoptiker Tom Peeters den gleichen Arbeitgeber.

Als alleinerziehende Mutter kenne sie die dadurch entstehenden Probleme nur allzu gut, was sie zudem dazu bewogen habe, nicht nur politisch aktiv zu werden, sondern sich auch näher mit sozialen Themen auseinanderzusetzen. „Ich habe es am eigenen Leib erfahren, was es heißt, die Schwierigkeiten zu meistern, denen man als alleinerziehende Person tagtäglich begegnet. Es braucht sehr viel Kraft und Durchsetzungsvermögen …“

Soziales und Geschäftswelt

In Wiltz ist Tessy Küntsch bei weitem keine Unbekannte. Ganz im Gegenteil. Sie ist seit vielen Jahren in der lokalen Vereinswelt engagiert, so zum Beispiel beim FC Wiltz und der „Geenzefest asbl“, um nur diese Vereine zu nennen. Nachdem ihre Tochter ihr Studium an der Universität abgeschlossen hatte, trat sie vor drei Jahren aus den Kulissen der Lokalpolitik hinaus in die breite Öffentlichkeit. „Ich habe mich zu dem Moment offiziell in die Politik gemeldet, um aufseiten der LSAP für die Interessen unserer Bürger eintreten zu können“, so Küntsch weiter, die bei den letztjährigen Gemeindewahlen kandidierte und mit 897 Stimmen hinter dem im vergangenen Jahr leider verstorbenen Mike Hieff Platz sechs auf der LSAP-Liste belegte.

Auf die Frage, welche Themen sie denn ganz oben auf ihrer Prioritätenliste hätte, antwortete Tessy Küntsch, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, Folgendes: „Wie bereits erwähnt, interessiere ich mich sehr für soziale Themen. Neben den Ideen, die aus der Partei herausgetragen werden, habe ich zu diesen Themen auch meine persönlichen Verbesserungsvorschläge. Ein zweites, mir ebenfalls wichtiges Thema, ist der Erhalt bzw. der Ausbau der lokalen Geschäftswelt. Hier liegt so manches im Argen. Ich bin der Meinung, dass wir diese Probleme lediglich einer Lösung zuführen können, wenn wir alle Wiltzer Geschäftsleute mit auf den gleichen Weg mitnehmen können. Es muss eine Gruppendynamik entstehen, anstatt dass jeder versucht, sein eigenes Süppchen am Brodeln zu halten.“

Projekte lassen lange auf sich warten

Als neue Rätin auf der Oppositionsbank fügt sie noch hinzu, dass viele gutgemeinte Projekte der Gemeinde von der heutigen CSV/DP-Koalition auf die lange Bank geschoben werden. Zudem fehle noch immer die beim Amtsantritt der erwähnten Koalition versprochene Transparenz. „Die Gemeinderatssitzungen sollten in Bild und Ton nach außen getragen werden, doch bis dato geschieht das trotz vieler Versprechen des Schöffenrates nicht. Aus welchen Ursachen auch immer!“

Ein weiterer Aufreger ist für Tessy Küntsch das Projekt „Schlasskéier“, bei dem es um die medizinische Versorgung nicht nur allein für die Wiltzer Bevölkerung, sondern für die gesamte Region gehen würde. Auch hier fehle es an dem nötigen Druck und Einsatzwillen der jetzigen Gemeindeführung. „Unter dem vorigen LSAP-Bürgermeister Fränk Arndt lagen spruchreife Pläne auf dem Tisch, doch nun döst das Projekt vor sich hin, ohne dass auch nur das Geringste passiert.“

Da die nächste Gemeinderatssitzung in Wiltz erst für den 13. November angesagt ist, wird Tessy Küntsch noch etwas auf ihre Vereidigung warten müssen.

Fränk Arndt bleibt trotz allem politisch aktiv
Fränk Arndt bleibt trotz allem politisch aktiv Foto: Editpress-Archiv/Tania Feller

Fränk Arndt: „Et geet elo duer“

„Es ist vielleicht nicht ganz logisch, dass man nur ein Jahr nach einer Gemeindewahl bereits das Handtuch wirft, doch ich muss sagen, nach fast 25 Jahren im Gemeinderat fehlt mir zunehmend die Motivation, weiterzumachen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es reicht. Dazu kommt, dass ich jüngeren Parteikollegen bzw. -kolleginnen Platz machen will.“ So fasst der heute 65-jährige Fränk Arndt seinen Entschluss, aufseiten der LSAP-Oppositionsfraktion aus dem Gemeinderat auszutreten, kurz zusammen. „Um es gleich vorweg zu sagen: Meine Entscheidung hat nichts damit zu tun, dass ich als ehemaliger Bürgermeister juristisch belangt wurde und dieser Prozess noch immer in der Schwebe ist, was ich übrigens sehr bedauere.“
Zurückblickend sei gesagt, dass Arndt über die Gewerkschaft (LAV und später OGBL) Interesse an der Politik und den Weg in die LSAP fand. Die Präsidentschaft im interkommunalen Syndikat SIGRE war für ihn ein zusätzliches Sprungbrett. 1993 stellte er zum ersten Mal seine Kandidatur bei den Gemeindewahlen, doch damals reichte es noch nicht, um in den Rat einziehen zu können. Das sollte ihm aber bei den Wahlen 1999 gelingen, aus denen er als Gesamtviertgewählter hervorging. Sechs Jahre später reichte es für einen Schöffenposten unter Bürgermeister Romain Schneider (LSAP) und als Letzterer 2009 ein Ministeramt übernahm, wechselte Fränk Arndt auf den Bürgermeisterstuhl, auf dem er bis 2023 saß.
Aus den letzten Gemeinderatswahlen ging er als Erstgewählter heraus, das mit über 300 Stimmen vor dem Zweitgewählten. Doch die CSV und die DP koalierten in Wiltz, sodass die LSAP über Nacht auf der Oppositionsbank Platz nehmen musste.„Nach meiner Demission wäre es laut Wahlresultat an Mike Hieff gewesen, nachzurücken, doch leider verstarb unser Kollege im vergangenen Jahr. Jetzt ist es an Tessy Küntsch, Mitglied der LSAP-Fraktion zu werden. Sie ist eine sehr motivierte Kollegin. Ich wünsche ihr viel Erfolg. Als LSAP-Sektionsmitglied werde ich natürlich weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen“, so Fränk Arndt abschließend.