Seit mehreren Jahren arbeitet das Innenministerium an einer Territorialreform, bei der vor allem kleine Gemeinden mit knapp 1.000 Einwohnern fusionieren sollen – um so auf eine Größe von rund 3.000 Einwohnern anzuwachsen. So geschehen in der neuen Fusionsgemeinde Bous-Waldbredimus, wo die Fusion am 1. September 2022 in Kraft trat. Ein wichtiger Meilenstein in Richtung Fusion wurde allerdings schon am 3. April 2022 gelegt. An diesem Tag wurden die Einwohner der beiden Gemeinden nämlich per Referendum gebeten, für oder gegen die geplante Fusion zu stimmen. In der damaligen Gemeinde Waldbredimus stimmten 75 Prozent der Bewohner für eine Fusion. Deutlich knapper fiel die Entscheidung in Bous aus. Hier machten 115 Stimmen den Unterschied, denn lediglich 57 Prozent der Einwohner stimmten für eine Fusion mit der Nachbargemeinde.
Die Gemeinde Bous-Waldbredimus setzt sich aus den Ortschaften Bous, Assel, Erpeldingen, Rollingen, Waldbredimus, Roedt, Ersingen und Trintingen zusammen und zählt knapp 3.150 Einwohner. Der aktuelle Gemeinderat setzt sich aus fünf Kandidaten aus der ehemaligen Gemeinde Bous und sechs Kandidaten aus der alten Gemeinde Waldbredimus zusammen. Bei den kommenden Gemeindewahlen wird der Gemeinderat angepasst und sich lediglich aus neun Mitgliedern zusammensetzen.
„Eine Fusion ist für die Zukunft“

Antonio Da Costa Araujo zu den Herausforderungen: Am 11. Juni 2023 hat die neue Fusionsgemeinde Bous-Waldbredimus bereits zum ersten Mal gemeinsam abgestimmt. Antonio da Costa Araujo aus Erpeldingen erhielt mit 770 Stimmen die meisten Stimmen und bekleidet seitdem den Posten des Bürgermeisters. „Nach einer anfänglichen Skepsis gegenüber der Fusion, glaube ich, dass die Fusion mittlerweile von einer breiten Mehrheit als etwas Positives empfunden wird. Bei einer Fusion geht es nämlich auch um eine Zukunftsvision. Deshalb können wir erst in zehn oder 20 Jahren sagen, ob die Fusion wirklich geglückt ist oder nicht“, erklärte der Bürgermeister dem Tageblatt gestern via Telefon. Dennoch mussten bereits mehrere administrative Hürden gemeistert werden. „Eines unserer Fusionsprojekte war es, das Centre Jos Rennel in Waldbredimus auszubauen. Doch dann teilte uns das ‚Institut national pour le patrimoine architectural’ (INPA) mit, dass das Gebäude womöglich unter Denkmalschutz gestellt werden könnte. Nach einigen Monaten in Ungewissheit wurde dann entschieden, dass das Gebäude doch nicht schützenswert sei. Die geplanten Umbauarbeiten konnten während dieser Zeit allerdings nicht beginnen. Wir haben bei diesem Projekt einfach ein Jahr verloren“, ärgerte sich Da Costa Araujo. Momentan sind die Gemeindeverwaltungen noch immer auf zwei unterschiedlichen Standorten untergebracht. Bis zur Fertigstellung des neuen Rathauses in Waldbredimus bleibt Bous Sitz der Gemeinde. „Durch die Fusion sollten vor allem die Dienstleistungen der Gemeinde am Bürger verbessert werden. Krankheitshalber hatten wir in den vergangenen Monaten nur einen Gemeindetechniker zur Verfügung. Für die 3.150 Einwohner der Gemeinde ist das eindeutig zu wenig“, fügte der Bürgermeister hinzu. Erste Früchte der Fusion zeigen sich allerdings schon auf Vereinsebene, so der Gemeindevater: „An Nationalfeiertag hatten die drei Chöre aus der Gemeinde bereits einen gemeinsamen Auftritt. Auch die lokalen Turnvereine wollen zukünftig verstärkt zusammenarbeiten“. Ob die anderen Vereine nachziehen, bleibt abzuwarten. Immerhin gibt es zur Zeit 27 unterschiedliche Vereine in der Gemeinde.
Gemeindereglements mussten angepasst werden

Marc Schons über die Schwierigkeiten der Fusion: Marc Schons aus Asselt wurde bereits 2005 zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt. Damals war er allerdings noch Student und wohnte in Bous. Dann verließ er die Bouser Gemeinde und den Gemeinderat für kurze Zeit, bevor er bei den letzten Gemeindewahlen wieder in der Fusionsgemeinde antrat. Mit 700 Stimmen wurde er zum Ersten Schöffen gewählt. Für Schons war die Fusion eine Herausforderung. Vor allem die unterschiedlichen Gemeindereglemente mussten erstmal angepasst werden. „So hatte die Gemeinde Waldbredimus andere Kriterien für die finanzielle Unterstützung der Vereine als die Gemeinde Bous. Hier muss jedoch alles einheitlich sein“, schilderte es der Erste Schöffe. Auch die Vorbereitungszeit auf die Fusion empfand Schons als zu kurz. Vor der Fusion wurden in beiden Gemeinden nämlich noch einige Bauprojekte gestimmt. „Diese Projekte, wie der geplante Shared Space in Bous, sind natürlich notwendig, werden uns die kommenden Jahre allerdings ständig begleiten“, erklärte Schons. Der zweifache Familienvater steht voll und ganz hinter der Fusion. „Wir haben einfach nicht genug Manpower, um den Bewohnern einen zufriedenstellenden Service unserer Dienste anzubieten“, fuhr der Erste Schöffe fort. Damit die Fusion auch bei den Menschen im Alltag ankommt, organisiert die Gemeinde am 14. September ein Bürgerfest für alle Einwohner. „Neben Konzerten wird es auch Streetfood geben“, verriet Schons, der Mitglied der DP ist, obwohl vergangenes Jahr noch mit dem Proporzsystem abgestimmt wurde. Für ihn ist die Parteizugehörigkeit allerdings nicht das Wichtigste: „Im Gemeinderat stimmen wir nicht nach Partei-Sektionen ab, sondern wir wollen alle nur das Beste für die Gemeinde und ihre Einwohner.“
 
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