Die Strapazen nach dem Topspiel der Relegation waren bei Jordan Campos unübersehbar. Sein an der Brust zerrissenes Trikot stand sinnbildlich für den hart umkämpften Sieg gegen Schifflingen, mit dem Rümelingen am neunten Spieltag den Klassenerhalt vorzeitig unter Dach und Fach brachte. „Wir haben die ganze Saison auf diesen Moment hin trainiert. Wir haben in jedem Training, in jedem Spiel immer 100 Prozent gegeben – jetzt zu sehen, dass der Plan aufgegangen ist, löst Riesenfreude aus“, fasste es Campos nach der Partie mitten im Jubel zusammen. „Es war ein sehr hartes Spiel. Wir haben großen Kampfgeist gezeigt und haben nie aufgegeben.“ Der Kampfgeist war nötig gewesen, denn Rümelingen lief den Großteil des Spiels einem Rückstand hinterher, der zwischenzeitlich sogar fünf Tore betrug. Doch in der Schlussphase wahrten die Handballer der Espérance die Nerven. Nachdem es in der 59. noch 29:29 unentschieden stand – und damit der Gegner vorzeitig für die AXA League qualifiziert gewesen wäre –, lösten Campos und Scheid mit den Toren zum 31:29-Endstand in Rümelingen den großen Jubel aus.
„Als ich vor einigen Monaten entschieden habe, zu diesem Klub zu wechseln, wusste ich, dass dieses Team das Potenzial hat, dieses Ziel zu erreichen. Ich bin stolz auf mein Team. Sie haben seit dem ersten Tag genau das umgesetzt, was ich wollte und richtig hart gearbeitet – und harte Arbeit zahlt sich immer aus“, so die Worte von Spielertrainer Alexandros Vasilakis, der seit vergangenem November im Amt ist. „Wir haben heute (Samstag) schlecht angefangen und danach bis 15, 16 Minuten vor Schluss schlecht weitergespielt. Danach waren wir konzentriert und haben unsere Qualität gezeigt.“
Rümelingen startet schwach

In der Tat begann Rümelingen die Partie schwach. Vasilakis und Co. versuchten es mit einer offensiven Deckungsvariante, mit der Schifflingen allerdings gut zurechtkam. Braconnier, Karp und Meunier sorgten bis zur 7. Minute für eine 6:2-Führung. Der eingewechselte Torwart Ricciardi ermöglichte es Rümelingen nach 17 Minuten, aufzuschließen (9:10). Vasilakis glich wenig später erstmals aus (13:13) – und brachte seine Mannschaft in der 23. von der Siebenmeterlinie in Führung (14:13). HBCS-Trainer Maurizio Parisotto reagierte mit einem Time-out. Dieses zeigte Wirkung. Lenny Karp vollendete bis zur 27. einen persönlichen 4:0-Lauf zum 17:14, bis zur Pause zog Schifflingen wieder auf 19:15 davon.
Allerdings waren Braconnier und Meunier vor dem zweiten Abschnitt beide bereits mit zwei Zeitstrafen vorbelastet und zu Vorsicht gemahnt. Schifflingen behielt zunächst aber weiter leicht die Nase vorn. Rümelingen glich zwar zweimal aus (21:21 in der 39. und 25:25 in der 46.), schaffte es aber nicht, die Oberhand zu gewinnen. Erst in der 54. konnte Scheid Rümelingen erstmals seit der 23. Minute wieder in Führung bringen. Schifflingen lehnte sich bis 42 Sekunden vor Schluss gegen die Niederlage auf, doch dann sorgten Campos und Scheid für die Entscheidung.
„Wir werden diesen Sieg heute mit ein paar Bier feiern. Ab der nächsten Woche werden wir dann die kommende Saison planen“, so Vasilakis. Über seine eigene Zukunft sagt der 44-jährige Grieche: „Solange ich meine beiden Beine gut bewegen kann, spiele ich weiter. Es macht mir immer noch Spaß.“
HBCS vor Aufstiegsfinale
Der Gegner muss derweil um den fast schon sicher geglaubten Aufstieg aus der Promotion in die AXA League zittern. „Wir haben einen sehr kleinen Kader. Wir hatten heute (Samstag) nur acht Feldspieler und zwei Torhüter und nicht das große Kollektiv wie Rümelingen. Sie konnten mehr wechseln und haben am Ende verdient gewonnen“, so Schifflingens Kapitän Yves Braconnier, der den Blick aber gleich nach vorne richtete. „Wir wollten heute unbedingt gewinnen und den Aufstieg vorzeitig perfekt machen. Dass es nicht geklappt hat, tut natürlich extrem weh. Wir müssen jetzt am letzten Spieltag gegen Standard mindestens einen Punkt holen, um zu steigen. Sie werden sicherlich motiviert sein, aber wir werden alles daransetzen, damit es klappt.“
Schifflingen hat zwar jetzt genau wie Rümelingen 15 Punkte, belegt aber aufgrund des direkten Vergleichs den zweiten Platz. Dahinter folgt Standard mit 14 Zählern. Im Kampf um das zweite AXA-League-Ticket in der Relegation treffen beide Teams am kommenden Samstag (20.15 Uhr) im direkten Duell aufeinander.

Statistik
Rümelingen: Pavlovic (1-14’, 1 Parade), Ricciardi (14-60’, 14 P.) – Choisel, Mariz 1, Vasilakis 7/4, Goffin 5, Zvekic, Martins, Campos 7, Schockmel, Murera, Della Schiava 6, Philippart 3, Scheid 2
Schifflingen: Avallone (1-44’, 6 P.), Guerder (44-60’, 6 P., davon 1 7m) – Meunier 8/1, Cardoso, Braconnier 2, Dumont, Karp 12/2, Hoffmann 1, Elting 3, Gira 3
Schiedsrichter: Linster/Rauchs
Zeitstrafen: Rümelingen 6 – Schifflingen 6
Siebenmeter: Rümelingen 4/5 – Schifflingen 3/3
Zwischenstände: 5’ 2:3, 10’ 4:7, 15’ 7:10, 20’ 10:12, 25’ 14:14, 30’ 15:19, 35’ 18:21, 40’ 21:22, 45’ 23:25, 50’ 25:25, 55’ 27:26
Zuschauer: 200 (geschätzt)
De Maart

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