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IndonesienWer ist Prabowo Subianto? Künftiger Präsident mit Terrorhintergrund

Indonesien / Wer ist Prabowo Subianto? Künftiger Präsident mit Terrorhintergrund
Indonesiens künftiger Präsident Prabowo Subianto bei der Stimmabgabe Foto: AFP/Yasuyoshi Chiba

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Indonesien, die drittgrößte Demokratie der Welt, wird künftig von einem 72-jährigen China-Fan regiert, dem schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Politische Beobachter fürchten eine Zeit der Ungewissheit und möglicherweise sogar eine „neue Ordnung“ in der größten Volkswirtschaft Südostasiens.

Prabowo Subianto hat sich zum offiziellen Sieger der indonesischen Präsidentschaftswahl am Mittwoch erklärt. Bisherige Auszählungen deuten auf eine souveräne Mehrheit hin, auch wenn das endgültige Ergebnis der Wahl erst in einigen Wochen feststehen wird.

Während Prabowo sich bei einer Siegeskundgebung in der indonesischen Hauptstadt Jakarta als „Präsident für das gesamte indonesische Volk“ proklamierte, fürchten politische Beobachter, dass dem südostasiatischen Land nun „eine Zeit der Ungewissheit“ droht. Prabowo habe „15 Jahre im Schatten anderer gestanden“, meinte Natalie Sambhi, Geschäftsführerin von Verve Research, einer unabhängigen Denkfabrik mit Schwerpunkt auf südostasiatische Sicherheit und Direktorin des Indonesia Institute. Jetzt sei er endlich an der Macht und die Frage sei: „Wie weit wird er gehen, um diese Macht zu bewahren?“ Beispielsweise sei bekannt, dass Prabowo kein Fan davon sei, dass regionale Führer gewählt und nicht einfach ernannt würden.

Eine Erosion der Demokratie ist in Indonesien nichts wirklich Neues. Laut Andreas Harsono von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die Demokratie bereits unter dem bisherigen Präsidenten Joko Widodo einen Rückschritt gemacht. Dieser sei instrumental dabei gewesen, Prabowo an die Macht zu katapultieren, indem er ihm geholfen habe, sein Image „vom aggressiven General in einen süßen Großvater umzuwandeln“. Damit habe er „die Tür zur Dunkelheit in einer neuen Ordnung“ geöffnet.

Tatsächlich ist der 72-jährige Prabowo alles andere als ein „gemoy“, wie die Indonesier all das nennen, was kuschelig und liebenswert ist, auch wenn er sich in TikTok-Videos genau so präsentiert. Vor 25 Jahren war er einst einer der am meisten gefürchteten Männer des Landes. Der frühere General und Schwiegersohn des verstorbenen Diktators Suharto soll unter anderem im heutigen Timor-Leste ein Terrorregime geführt haben.

International versiert

Doch Prabowo ist so vielschichtig, wie er kontrovers ist. 1951 in Jakarta als ältester Sohn von Sumitro Djojohadikusumo, einem ehemaligen indonesischen Finanz- und Handelsminister geboren, verbrachte er seine Teenagerjahre weitestgehend im Ausland – in Malaysia, Großbritannien und der Schweiz. Auch in die USA gibt es Verbindungen: „Er wurde im Programm der US-Armee ausgebildet“, berichtete Harsono. „Als er jung war, lebte er in Zürich, wo sein Vater ein Geschäft hatte.“ Die Familie habe noch heute Kontakte in der Schweiz. Zurück in Indonesien besuchte er dann die Militärakademie und trat schließlich in die Armee ein. Mit der Elite des Landes war er nicht zuletzt auch durch seine Ehe mit einer Tochter des verstorbenen Diktators Suharto verbandelt, mit der er einen Sohn hat.

Während seiner Zeit im Militär soll Prabowo dann an Menschenrechtsverletzungen in Timor-Leste sowie an der Entführung, Folter und dem Mord an Demokratieaktivisten beteiligt gewesen sein. 1998 wurde er deswegen zum Rücktritt gezwungen. Australien setzte ihn auf eine schwarze Liste und die USA verhängten ein Reiseverbot gegen ihn – ein Tiefpunkt in seiner Karriere, der ihn ins selbstgewählte Exil nach Jordanien flüchten ließ. Als er später dann wieder zurück nach Indonesien kam, versuchte er sich mit Unterstützung seines wohlhabenden Bruders als Geschäftsmann und handelte unter anderen mit Palmöl und Papier, bevor er über Suhartos Golkar-Partei in die Politik einstieg. 2008 gründete er dann seine eigene Partei namens Gerindra – eine nationalistische, rechtspopulistische Partei.

Vom Rivalen zum Verbündeten

Prabowo stand auch bei den letzten beiden Wahlen bereits auf dem Stimmzettel, doch beide Male verlor er gegen Widodo. 2019 feierte er dann ein Comeback, als Widodo ihn zu seinem Verteidigungsminister ernannte. Letzteres war ein völlig überraschender Schritt, denn Prabowo hatte zuvor noch Betrug für seine Niederlage verantwortlich gemacht – etwas, das zu gewalttätigen Protesten mit mehreren Toten führte. Doch Widodo machte den alten Rivalen mit der Position zum Verbündeten und hat ihm nun auch indirekt seinen Segen gegeben, indem sein Sohn Gibran Rakabuming Raka gemeinsam mit Prabowo im Team antrat. Dieser ist für die Position des Vizepräsidenten mit 36 Jahren eigentlich noch zu jung, doch ein Verfassungsgericht, dessen Oberster Richter der Schwager Widodos war, entschied, dass die Altersgrenze von 40 Jahren nicht für gewählte Regionalführer gelten solle. Dies öffnet Widodos Sohn, der bereits Bürgermeister der Stadt Surakarta ist, die Tür zur nationalen Politik.

Aktivisten kritisierten dies als eine weitere Erosion der Demokratie, nachdem Widodo zuvor auch schon ein kontroverses neues Strafgesetzbuch eingeführt hatte, das Gefängnisstrafen für Beleidigungen des Präsidenten und des Militärs vorsieht. Doch Widodo und seine Politik sind trotz all dem beim indonesischen Volk nach wie vor beliebt. Letzteres machte sich auch Prabowo zunutze, der sich im Wahlkampf bewusst als der Kandidat positionierte, der Widodos Politik weiterführen würde, darunter seinen Plan, eine neue indonesische Hauptstadt namens Nusantara auf Borneo zu bauen.

„Es wird kompliziert“

Für Letztere braucht es ebenso wie für die zahlreichen Infrastrukturprojekte, die Widodo angestoßen hat, Investoren. Hier kommt nun China ins Spiel, das mittlerweile der größte ausländische Investor in Indonesien ist und damit einen starken Einfluss auf die indonesische Wirtschaft hat. „Prabowo braucht diese Stabilität, was bedeutet, dass er sie nicht mit seinem üblichen feurigen Nationalismus erschüttern wird“, so Harsono. Zudem ist Prabowo ein China-Fan, der seine Bewunderung für die Volksrepublik sehr offen zum Ausdruck bringt. Gleichzeitig ist er nicht zuletzt wegen seiner Jugenderfahrungen aber auch den USA und Europa verbunden. All das bedeute, dass es „kompliziert“ werde, meint Harsono.

Trotzdem glauben weder Harsono noch Sambhi, dass Indonesien seine recht neutrale, blockfreie Position – ein Merkmal der indonesischen Außenpolitik – unter Prabowo aufgeben werde. Unter ihm komme jedoch ein Element der „Unsicherheit“ hinzu, wie Sambhi betont. Ein Beispiel dafür sei, als Prabowo in seiner Funktion als Verteidigungsminister während einer Rede beim Shangri-La-Dialog in Singapur plötzlich einen detaillierten Friedensplan für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine vorgeschlagen habe. Diesen hatte er, wie sich später herausstellte, weder Präsident Widodo noch dem indonesischen Außenministerium vorab vorgelegt.

luxmann
15. Februar 2024 - 16.11

Hier wird der mann als China fan beschrieben.
Laut wikipedia artikel war er allerdings auch mal fan der USA,hat dort ein teil seiner militaerausbildung gemacht und das dabei gelernte genutzt um bei den repressionen in timor eine fuehrender rolle zu spielen.