Samstag18. Oktober 2025

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Huthi-Angriffe im Roten MeerKonsequenzen sind bis ans andere Ende der Welt zu spüren

Huthi-Angriffe im Roten Meer / Konsequenzen sind bis ans andere Ende der Welt zu spüren
Videostandbild zeigt Tiere auf dem Schiff „MV Bahijah“, das in einem Hafen in Fremantle anlegt Foto: Uncredited/Channel 10/AP/dpa

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Im Nahen Osten eskaliert der Konflikt mit den Huthi-Kämpfern, die in den vergangenen Wochen immer wieder Schiffe im Roten Meer angegriffen haben. Die „MS Bahijah“ – beladen mit über 16.000 australischen Schafen und Rindern – musste deswegen ihre Fahrt abbrechen und nach Perth in Westaustralien zurückkehren. Doch dort geht das Martyrium für die Tiere weiter.

Seit einem Monat befinden sich 16.000 Schafe und Rinder aufgrund des Konflikts im Nahen Osten in der Warteschleife: Die meisten Tiere sitzen sei dem 5. Januar auf einem Schiff – der „MV Bahijah“ – fest, das sie von Australien nach Israel bringen sollte.

Die Tiere gehören zu den Hunderttausenden Schafen und Rinder, die jedes Jahr von Australien in den Nahen Osten exportiert werden. Aufgrund der Konflikte in der Region beorderte die australische Regierung die „MV Bahijah“ am 20. Januar jedoch nach Australien zurück. Dort war das Schiff zunächst bei extremer Hitze vor der Küste des Landes gestrandet, bis es im Hafen von Fremantle in Perth anlegen und mehrere Hundert Tiere entladen durfte. Seitdem ist die Saga ein tägliches Tauziehen.

So legte das Schiff am Wochenende nun kurzfristig wieder ab, damit es gereinigt werden konnte. Außerdem sollte die Einstreu für die Tiere ausgetauscht werden. Derweil diskutieren die Behörden, ob das Schiff erneut mit seiner Ladung auslaufen und seine Reise nach Israel wieder aufnehmen darf.

Zwischen Tierschutz und Biosicherheit

Verkompliziert wird die Situation nicht nur durch die immer volatilere Lage im Nahen Osten, sondern auch dadurch, dass Australien extrem strenge Vorschriften in Bezug auf Biosicherheit hat, um Schädlinge und Krankheiten vom Inselstaat fernzuhalten. Die Tiere, die wieder entladen wurden, werden derzeit unter Quarantäne an einem sicheren Ort gehalten. An Bord mit den restlichen Tieren befindet sich ein Tierarzt, den der Exporteur beauftragt hat. Dieser muss dem australischen Landwirtschaftsministerium täglich über die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere Bericht erstatten.

Noch seien die Tiere gesund und wohlauf, hieß es Ende vergangener Woche vonseiten des Ministeriums. Zwei unabhängige Tierärzte hätten die Tiere an Bord besucht und „keine Hinweise auf erhebliche Gesundheits-, Tierschutz- oder Umweltbedenken“ gefunden. Doch zeitweise saßen die rund 14.000 Schafe und 2.000 Rinder bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius auf dem Schiff fest.

Gravierende Folgen für den Welthandel

Das Schicksal der Schafe und Rinder ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas sich auch auf den Rest der Welt auswirkt. Denn seit Ausbruch der Kämpfe greifen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen immer wieder Schiffe im Roten Meer an und nachdem die USA und auch Großbritannien zurückschlagen, droht der Konflikt weiter zu eskalieren. Für den Welthandel sind die Auswirkungen gravierend: Das Rote Meer ist eine wichtige Schifffahrtsroute, die den Zugang zum Suezkanal ermöglicht. Dieser wiederum stellt die schnellste Verbindung auf dem Meerweg zwischen Asien und Europa dar.

Um die Gefahren im Roten Meer zu umgehen, bevorzugen viele große Reedereien deswegen nun den Umweg um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung für ihre Schiffe. Dies erhöht die Logistikkosten und bindet Container länger, die eigentlich bereits wieder andernorts benötigt würden.

Neuseeland hat den Lebendtiertransport verboten

Gleichzeitig wirft das Martyrium der Tiere erneut ein Licht auf Lebendtierexporte. Diese sind in Australien seit langem umstritten: Tierschützer kämpfen seit Jahren darum, dass die Exporte lebender Schafe und Rinder verboten werden. Denn in der Vergangenheit sind bereits Tausende Tiere qualvoll ums Leben gekommen. 2022 ertranken mehr als 15.000 Schafe, nachdem ein Exportschiff im Sudan gesunken war. 2020 kenterte ein Frachter mit über 40 Besatzungsmitgliedern und 6.000 Rindern auf dem Weg von Neuseeland nach China in einem Taifun. 2021 waren 3.000 Rinder drei Monate lang im Mittelmeer gestrandet, viele verhungerten oder waren extrem dehydriert. Ein besonders tragisches Unglück spielte sich im August 2017 auf einem Schiff ab, das vom westaustralischen Fremantle in den Nahen Osten unterwegs war. Rund 2.400 Schafe verendeten, nachdem sie in der Sommerhitze mehr oder weniger gekocht wurden.

Lebendtierexporte sind bei Tierschützern weltweit verhasst, doch die geografische Lage macht die Transporte von Australien und Neuseeland aus noch mehr zur Tortur. Neuseeland beendete den Export von lebenden Schafen und Rindern deswegen bereits im April letzten Jahres und auch in Australien hat der Prozess begonnen, zumindest den Export lebender Schafe auslaufen zu lassen.

Den 16.000 Tieren auf der „MS Bahijah“ wird dies jedoch nicht helfen. Für sie muss nun so schnell wie möglich eine Lösung gefunden werden. Sollten die Tiere wieder exportiert werden, werden sie wahrscheinlich einen weiteren Monat auf See bleiben, während die „MV Bahijah“ Afrika umsegelt, um die Konfliktzone im Nahen Osten zu umgehen. Wie die australische Agentur AAP am Wochenende meldete, haben Tierrechtsgruppen in Israel Klage gegen das Landwirtschaftsministerium des Landes eingereicht, um zu verhindern, dass das Schiff seine Ladung doch noch nach Israel transportiert.