Dienstag21. Oktober 2025

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MotorsportBei der legendären Rallye Monte Carlo startet Grégoire Munster in seine erste WRC-Saison als Stammfahrer

Motorsport / Bei der legendären Rallye Monte Carlo startet Grégoire Munster in seine erste WRC-Saison als Stammfahrer
Grégoire Munster (r.) erklärt im Interview, warum es am Steuer der WRC sehr anstrengend sein kann Foto: M-Sport Media

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Mit seinem langjährigen belgischen Co-Piloten Louis Louka wird der 25-jährige Grégoire Munster dieses Jahr am Steuer eines 530 PS starken Hybridmotors die zweitälteste Weltmeisterschaft der FIA in Angriff nehmen. Für den Luxemburger handelt es sich um die erste Saison als Stammpilot in der Topkategorie der WRC. Nach dem Shakedown am Mittwochnachmittag erwarten die Piloten bei der Rallye Monte Carlo an vier Tagen insgesamt 17 Sonderprüfungen mit knapp 325 Kilometern.

Bei Ihren zwei ersten Einsätzen in der Königsklasse starteten Sie 2023 mit der unglücklichen 13. Wie kommt das?

Ich habe mir die Nummer ausgesucht und das ist tatsächlich meine Lieblingsnummer. Normalerweise ist die im Motorsport nicht vorgesehen, eben weil sie als Unglücksnummer gilt. Aber ich habe nachgefragt und sie wurde mir erlaubt. Es ist meine Lieblingsnummer, da es einen Cartoon (BD) von Michel Vaillant gibt und einer der Bände heißt „Die Nummer 13 ist am Start“. Aus der Geschichte wurde auch ein Film gedreht. Meist startet die 13 nicht, aber am Ende fährt sie doch. Als kleiner Junge habe ich die Folge geliebt. Zudem habe ich Hockey und Fußball gespielt, war Torwart und mochte gerne Thibaut Courtois, der bei Chelsea ebenfalls die 13 trug.

Diese Saison fahren Sie 13 Rennen in der WRC. Ein Omen für Sie, mit dem 13. Rennen in Japan am Schluss?

Ich bin überhaupt nicht abergläubisch, nehme auch deshalb die 13 – und ich habe auch kein Ritual vor dem Start. Aber es stimmt, dass die Rennen zum Ende der Saison besser zu mir passen. Ich habe dann mehr Erfahrung. Bereits letztes Jahr bin ich zum Ende Chile und Central Europe in der WRC-Kategorie gefahren und werde 2024 etwas Erfahrung haben. Japan mag ich gerne und habe da auch immer gute Resultate erzielt.

Bei Michel Vaillant startet die 13 gegen alle Widerstände am Ende doch. Wie schwierig war es für Sie, als Luxemburger einen Vertrag als Werksfahrer in der WRC zu erreichen?

Zwei Dinge machten es für mich schwierig, da hinzukommen: Erstens werden auf sportlicher Seite die nationalen Rallyes in Luxemburg und ebenso in Belgien ausschließlich auf Asphalt gefahren. In der WM werden hingegen nur vier von 13 auf Asphalt gefahren. Also muss man erst lernen, auf losem Untergrund zu fahren, und das gibt es hier nicht. Damit ist es für einen Luxemburger sicher komplizierter als etwa für einen Finnen, der eigentlich nur losen Untergrund kennt. Auf der anderen Seite ist die Budgetsuche für jeden schwierig. Wie alle Motorsportarten ist es ein sehr teurer Sport und es ist nicht einfach, Sponsoren zu finden. Ich habe das Glück, mit Jourdan Serderidis einen griechisch-belgischen Partner, einen Mäzen, zu haben, der auch eine Firma in Luxemburg hat. Er hat mich unterstützt, damit ich in der WM überhaupt mein Potenzial zeigen konnte.

Fuhren Sie wegen Jourdan Serderidis auf einem in Luxemburg zugelassenen Ford Puma Rally1?

Um ehrlich zu sein, hat er mich nicht nur finanziell unterstützt, um 2022 und 2023 in der WM zu fahren, sondern Ende letzten Jahres ließ er mich auch seinen privaten Puma in der WRC fahren.

Vor rund 50 Jahren startete bereits Nicolas Koob insgesamt 16 Mal in Monte Carlo, gewann eine Sonderprüfung und fuhr mehrmals in die Top Ten. Lieben Sie ebenfalls dieses oft verschneite Asphaltrennen und was sind dort ihre Ziele?

Um die Saison gut anzufangen, geht es für mich einzig darum, das Rennen zu beenden. Ich habe mir kein Ziel gesetzt, denn es ist ein sehr tückisches Rennen. Es ist ein Asphaltrennen unter winterlichen Bedingungen, was die Auswahl der passenden Reifen sehr schwierig macht. Man muss eher defensiv fahren. Ich will meine Saison ordentlich beginnen und wir gelten ein wenig als die Outsider. Wir haben am wenigsten Erfahrung und damit auch keinen Druck, Resultate liefern zu müssen. Wir wollen Erfahrung sammeln und bei jeder Rallye einen Fortschritt zeigen.

Vor kurzem wurden Sie von der luxemburgischen Sportpresse zum achtbesten nationalen Sportler gewählt. Wie wichtig ist Ihnen die Anerkennung hierzulande und spüren Sie die Unterstützung?

Für mich ist es etwas Besonderes, da mein Vater Belgier und meine Mutter Luxemburgerin ist. Mit der doppelten Nationalität bin ich ein wenig zwischen beiden Ländern geteilt, aber wir haben uns entschieden, unter Luxemburger Flagge zu fahren. Was ich interessant finde, ist, dass wir zunehmend Unterstützung bekommen. Von der Presse, über Nachrichten in den sozialen Medien, aber auch durch mehr und mehr luxemburgische Fahnen auf den Sonderprüfungen. Das bereitet mir wirklich Freude.

Als bisher einziger Fahrer sind Sie letzte Saison in den drei verschiedenen Kategorien gefahren. Wie schwierig ist es, hin- und herzuwechseln?

Es ist nicht leicht. Das Niveau ist unterschiedlich und wenn man im Fußball in eine kleinere Liga geht, wird es leichter. Im Rallyesport ist der jeweilige Untersatz sehr wichtig und in einer kleineren Kategorie hat man weniger Leistung und auch die Federung ist meist schlechter. Deshalb ist es nicht so leicht, einen Schritt zurück zu machen und konkurrenzfähig zu sein. Es ist allerdings eine sehr gute Schule, da man mit weniger Power nicht zu schnell in die Kurven stechen darf, sondern die Geschwindigkeit mitnehmen muss. Die 500 PS eines WRC verzeihen viel und man kann sich mit dieser Leistung auch mal retten, wenn man zu schnell ankommt oder die Linie nicht ganz trifft. In manchen Situationen ist es deshalb sogar leichter, mit einem stärkeren und besseren WRC zu fahren. Eine Kategorie tiefer zu fahren, ist für einen Fahrer riskant, denn es ist natürlich keine gute Werbung, wenn dann dort die Leistung nicht stimmt. Es ist eine komplizierte Herausforderung, die uns aber gut gelungen ist, da wir z.B. in Estland gewonnen haben. Ich finde es wichtig, auf verschiedenen Fahrzeugen klarzukommen.

Sie reden oft von „wir“. Wie gut passt eigentlich die Zusammenarbeit mit Ihrem Copiloten?

Ich arbeite jetzt bereits fünf Jahre mit Louis Louka. Das läuft supergut. Wir sind beide jung, haben große Ambitionen und im Cockpit klappt es einwandfrei. Wir leben nicht nah beieinander und trainieren deshalb auch nicht gemeinsam. Unser Training ist dabei rein physisch, denn es ist sehr teuer, mit dem Auto zu trainieren. Mit dem Auto gibt es nur einen Testtag die Woche vor dem Rennen. Auch deshalb ist Erfahrung so wichtig im Rallyesport. Außerhalb der Rennen sehen wir uns eigentlich nicht, aber da wir die Hälfte des Jahres unterwegs sind, sehe ich ihn fast so viel wie meine Freundin.

In der F1 gab es teils körperlich extrem herausfordernde Bedingungen für die Fahrer. Wie anstrengend ist es, einen WRC zu fahren?

Viele meinen, dass WRC wie etwa Rallye-Raid (Wüstenrallyes) eine Ausdauersportart ist. Heutzutage fahren wir aber eher Sprints von 10 bis 15 Minuten. Ausdauernd wird es über mehrere Etappen in drei oder vier Tagen. Aber es sind wirkliche Sprints, wo man sich 15 oder 20 Kilometer lang auf 110% des Möglichen bewegt. Und auch wenn wir in den Fahrzeugen sitzen, so ist es physisch sehr herausfordernd. Es ist oft sehr heiß im Innenraum. Die Herausforderungen an die fahrerischen Reflexe sind sehr hoch und die komplette Stützmuskulatur von Bauch und Rücken wird bei den Schlägen, Kompressionen und Sprüngen permanent stark beansprucht. Zudem ist es eine überaus wichtige, ständige mentale Herausforderung, die Ansagen des Copiloten zu hören, zu deuten und mit dem, was man selber sieht, passend umzusetzen.

Sie erzählten, dass Jourdan Serderidis Sie entscheidend unterstützte. Doch gab es in Ihrer gerade einmal siebenjährigen Rallyekarriere auch Schlüsselmomente und besondere Resultate, die Ihnen diesen Weg zum WRC-Stammfahrer ebneten?

Wir wurden nach und nach bekannt, da wir zuerst die belgische Juniorenmeisterschaft gewannen und dadurch Unterstützung von Hyundai erhielten. Mit ihnen feierten wir unsere Premiere in der Rallye2 gegen Fahrer wie Oliver Solberg und wurden Dritte der Europameisterschaft 2020. Dadurch schafften wir es in die WM und ohne den siebten Platz 2022 in Japan (7. Gesamtrang auf einem schwächeren WRC2, Anm.d. Red.) hätten wir sicherlich nicht den Vertrag mit M-Sport für 2023 bekommen. Mit solchen Resultaten konnten wir zeigen, dass ein kleiner Luxemburger Potenzial im Rallyesport hat.