Manuela Barilozzi sitzt auf einem roten Drehstuhl und bittet um Hilfe. „Eltern, die zu zweit Vollzeit arbeiten müssen, wissen nicht mehr wohin mit ihren Kindern.“ Die „Maisons relais“ seien entweder ausgelastet oder in ihren Öffnungszeiten eingeschränkt. Finanziell sei es nicht möglich, so Barilozzi, dass ein Elternteil zu Hause bei den Kindern bleibt. „Es muss aber möglich sein, dass ein Elternteil sich erlauben kann, Teilzeit zu arbeiten – mit der Unterstützung vom Staat.“ Um diese Unterstützung des Staates einzufordern, sitzt Barilozzi an diesem Tag im Parlament. Ihr gegenüber: die beiden Minister für Familie und Arbeit, Max Hahn (DP) und Georges Mischo (CSV), sowie die drei parlamentarischen Ausschüsse für Familie, Solidarität, Zusammenleben und Aufnahme von Flüchtlingen, für Arbeit und für Petitionen.
Eine Petition hat Manuela Barilozzi in die Chamber geführt, sie hat sie vor knapp einem Jahr gestartet. In der Petition Nr. 6201 heißt es, ein Elternteil sollte das Recht haben, weniger Stunden arbeiten zu können mit Hilfe des Staates, um mehr Zeit mit den Kindern verbringen zu können. Damit sollen auch „Maisons relais“ entlastet werden. Insgesamt 4.720 Personen haben im vergangenen Jahr diese Forderung unterschrieben. Dass sie erst jetzt in der Chamber diskutiert wird, liegt an einem Debattenstau. Die letzte öffentliche Debatte im Parlament fand am 14. Juni des vergangenen Jahres statt, in der Sommerpause und in den Wochen vor den Wahlen waren keine Diskussionen über Petitionen mehr angesetzt worden. Petition Nr. 6201 ist nun die erste von insgesamt neun öffentlichen Anhörungen, die vom Parlament nachgeholt werden.
Orientierungsdebatte geplant
Von den Abgeordneten gibt es viel Mitgefühl und Verständnis für die Situation Barilozzis und anderer Eltern, ganz besonders, wenn es um die Betreuung von Kindern mit Behinderung geht. Gleichzeitig erinnert die DP-Abgeordnete Barbara Agostino jedoch an die Kontrollfunktion des Staats. Wenn Kinder zu Hause von ihren Eltern betreut würden, statt in einer „Maison relais“, „wie soll der Staat kontrollieren, dass die Eltern sich ‚anständig’ um die Kinder kümmern? Um Aktivitäten, Hausaufgaben, ordentliches Essen?“ Was die besonderen Bedarfe von Kindern mit Behinderung angeht, betont die ehemalige Familienministerin Corinne Cahen (DP) die Rolle der Gemeinden, die Unterstützung und Beratung anbieten sollen. Joëlle Welfring („déi gréng“) schlägt hingegen Ganztagsschulen und ein Weiterdenken des Modells des vergüteten „congé parental“ zu einer „Familienarbeitszeit“ vor. Auf Regierungsseite findet Arbeitsminister Mischo auch mahnende Worte: Wenn jeder seine Arbeitszeit verkürzen würde, um bei den Kindern zu sein, würde das den Fachkräftemangel verstärken. Familienminister Hahn weist darauf hin, dass auf nationalem Niveau Angebot und Nachfrage bei den „Maisons relais“ ausgeglichen seien. In einigen Gemeinden gebe es aber Wartelisten, die nach sozialen Kriterien geführt würden.
Am Ende der Anhörung steht eine Entscheidung: Die Debatte soll weitergehen. Die Abgeordneten äußern den Wunsch, eine Orientierungsdebatte abzuhalten, um das Thema weiter zu vertiefen. Die Minister Mischo und Hahn werden beauftragt, für diese Debatte die neuesten Zahlen und Informationen über die aktuelle Situation vor Ort zu liefern. Außerdem soll Bildungsminister Claude Meisch (DP) eingeladen werden, in dessen Zuständigkeit die Verwaltung der „Maisons relais“ fällt.
De Maart
Das Problem ist doch sehr real, vorallem jene, die hier bereits dicke Brüllen sind die, welche von unserem Sozial- und Rentensystem am meisten profitieren. Das Problem bei diesem system ist nach wie vor, dass es ein etwas komplexeres Pyramiden-system ist (eigentlich illegal) Es müssen immer 2-3 Einzahlen um einem Rentner die aktuelle Rente und jedes Weh-Wehchen zu finanzieren. Wie konnte man die Beträge erhöhen, indem man die Frauen arbeiten liess, und swupps hat man fast doppelt so viele Leute die einzahlen.... Leider ist somit weniger Zeit für die Kinder geblieben, weshalb einige Familien nur 1 bis kein Kind haben und auf einmal kommen wir an den Punkt wo 1 Arbeiter für die Rente von 4-5 Pensionären aufkommt.... Also wie kann man dieses Problem angehen? 1)Spekulationen mit den Rentenreserven, dies ist aber nicht gut angesehen, da jene Projekte die rentabel sind nicht grün sind.... 2) Erhöhung der Beiträge, sitzt auch nie gut mit jenen die Zahlen müssen und treibt die Armut immer weiter an. 3) Zwangseuthanasie für Alte, hoffen wir mal dass es nie soweit kommt. 4) Das Familienleben attraktiver machen, ja dass wäre doch mal ein Ansatzpunkt!
@Florian
Stimmt, zu 1933 oder früher habe ich mich nicht geäußert, dazu glaube ich zuwenig Wissen, spezifisch über Luxemburg, zu haben
Bin ein 1951er, von 56 bis 2020 in der Schweiz und anderen Ländern gelebt und gearbeitet, und ja die 70er waren gesellschaftlich noch gefestigter. Viele bedauern, ist es nicht mehr so, doch die Gesellschaft ist immer in Bewegung.
Und nein, bin kein Eidgenosse, immer Luxi-Bürger geblieben, was anderes wäre mir nie in den Sinn gekommen.
Als glücklicher Opa lebe ich nun nahe Echternach, eine herrliche Gegend.
Mit besten Grüßen
@liah1elin2 / Danke für das Kompliment. Da sie ein E-Auto fahren negieren sie ja die heutigen Realitäten nicht. Glauben sie mir ich bin auch nicht stehengeblieben! Habe nichts gegen die besagte Petition geschrieben, sondern nur wie es vor längerer Zeit war. Andere schreiben wie es 1933 war und da haben sie sich noch nie dazu geäussert. Sehr merkwürdig lieber Eidgenosse.
@Florian
Also ob die Arbeitswelt und Gesellschaftsstruktur auch noch die gleiche wäre wie in den 70-er Jahren.
Aber ja, man kann stehenbleiben und die heutigen Realitäten einfach negieren.
Als ich Anfang der 1970er Vater wurde gab es all diese Schmarren nicht. Die schwangere Mutter hatte Anrecht auf 3 Monate Kinderurlaub. Meistens 1 Monat vor und 2 Monate nach der Geburt. Das war's ohne wenn und aber. Der Vater hatte 2 Tage nach der Geburt frei um die nötigen administrativen Formalitäten zu erledigen. An Vaterschaftsurlaub hat niemand gedacht. Und, die meisten Kinder aus der Zeit waren viel besser erzogen als die Jüngeren mit Monaten oder Jahren Elternurlaub.
Es würde schon Sinn machen, diese Problematik in einem größeren Kontext zu sehen. Immer mehr Baby-Boomer kommen oder sind schon im Pensionsalter und immer weniger Leute müssen diese Finanzierung stemmen. Bleiben die Bedingungen weiterhin ungenügend, wird die Geburtenrate sicherlich nicht steigen, die Probleme werden weiterhin vor sich hingeschoben. Es muss in der Verantwortung des Staates liegen, endlich mal präventiv und vorausschauend zu agieren und eine sinnvolle zukunftsorientierte Familienpolitik präsentieren.
Warum soll die Allgemeinheit für das Vergnügen junger Eltern bezahlen. Ist doch Mumpitz.
Was wollen die Eltern. Kinder oder Karriere. Der Steuerzahler ist dafür nicht verantwortlich . Können die Leute nicht existieren ohne Hilfe vom Staat