Die meisten Menschen in Europa verbinden Filme aus Indien mit Bollywood. Das ist der umgangssprachliche Begriff für die Filmindustrie in Mumbai, die Werke auf Hindi produziert. Doch ein Land, das so eine große kulturelle und sprachliche Vielfalt besitzt, kann nicht von einer einzigen Filmindustrie erfasst werden. Bollywood ist nur eine von ihnen, und zumal nicht die größte. Weniger bekannt in Europa ist Kollywood – zusammengesetzt aus Kodambakkam, einem Geschäftsviertel in Chennai, Tamil Nadu, und der legendären US-amerikanischen Filmindustrie Hollywood. So bzw. als „Tamil Cinema“ werden Filme aus dem 72-Millionen-Einwohner-Bundesstaat Tamil Nadu im südlichsten Teil Indiens bezeichnet. „Die kulturellen und sprachlichen Unterschiede bringen einen eigenen Stil in die verschiedenen indischen Filmindustrien“, erklärt der amerikanische Professor Emile McAnany in seiner Einführung in „Tamil Cinema“ (2009) von Jesudoss Perianayagam.
Häufig ist das „Tamil Cinema“ von der lokalen Geschichte beeinflusst und wird wegen seiner Kreativität geschätzt. Viele dieser Filme werden deswegen von Bollywood neu inszeniert. Außerdem sind ein großer Teil der Kollywood-Produktionen Actionfilme, die für ihre Stuntszenen bekannt sind.
Das „Tamil Cinema“ ist ein Teil der südindischen Filmindustrie. Diese ist spätestens mit dem Erfolg von „RRR“, auf Englisch „Rise, Roar, Revolt“, aus dem Jahr 2022 weltweit bekannter geworden. Der Actionfilm über zwei Revolutionäre in den 1920er-Jahren wurde 2023 bei den Golden Globes in der Kategorie „Best Original Score“ ausgezeichnet. Sein globaler Erfolg trägt zu einer immer größeren Verbreitung von indischen Filmen im Westen bei.
Dazu leisten auch die Luxemburger Kinepolis-Kinos ihren Beitrag. Drei neue Filme in der Sprache Tamil werden auf Kirchberg und in Belval gezeigt – kurz vor dem tamilischen Erntedankfest Pongal, das dieses Jahr am 15. Januar beginnt und bis zum 18. Januar dauert. Die Feierlichkeiten sind dem Sonnengott Surya, der Natur und den Tieren, die ihre Dienste während der Ernte leisten, gewidmet. Wie Kinepolis auf seiner Webseite mitteilt, sollen indische Filme ab jetzt regelmäßig in den Luxemburger Kinos zu sehen sein.
Vergangenheit bis Gegenwart

In „Ayalaan“ (2024) von Regisseur R. Ravikumar handelt es sich um einen Außerirdischen, der auf der Erde landet, dieses Mal nicht in den Vereinigten Staaten, sondern in Indien. Schauspieler Sivakarthikeyan freundet sich in seiner 14. Hauptrolle mit dem Außerirdischen an und hilft ihm dabei, wieder nach Hause zurückzukehren. Dabei stößt er auf verborgene Geheimnisse, beschützt seinen neuen Freund vor hinterhältigen Wissenschaftlern und rettet zwischendurch die Erde. Im Gegensatz zu den vielen US-amerikanischen Filmen wurde das außerirdische Wesen nicht von einem Schauspieler, sondern mit visuellen Effekten dargestellt. Das Design des Außerirdischen in dem Familienfilm ist außerdem mit der Zustimmung von Kindern entstanden.
Der zweite Film, der dieses Wochenende zu sehen, ist „Captain Miller“ von Regisseur Arun Matheswaran. Der Actionfilm spielt in den 1930er-Jahren während der britischen Kolonialzeit in Indien und handelt vom ehemaligen einheimischen Soldaten in britischen Diensten Analeesan, auch bekannt als Captain Miller. Gespielt wird die Figur von Dhanush, der damit nicht weniger als 47 Hauptrollen besetzt hat. Der Regisseur erklärte, dass es sich bei dem Film nicht um ein Biopic über den echten Captain Miller handelt, sondern um eine fiktive Geschichte, in der es sich die Hauptfigur zur Aufgabe macht, die lokale Bevölkerung vor dem britischen Militär zu schützen.
Der dritte tamilische Film ist „Mission: Chapter 1“, ein Action-Thriller von A.L. Vijay. Arun Vijay spielt die Rolle von Gunsekharan, der in London festgenommen wird. Um seine kranke Tochter wiederzusehen, versucht er zu fliehen, was ihm mithilfe der Insassen im Gefängnis gelingt. Jedoch wird er später beauftragt, eine Mission zu Ende zu bringen, wobei ihm mit dem Tod seiner Tochter gedroht wird. Um ein breiteres Publikum in Indien zu erreichen, wurde der Film ebenfalls in den Sprachen Telugu, Malayalam und Kannada synchronisiert.
Info
„Ayalaan“ ist am 13. Januar im Kinepolis Kirchberg zu sehen, „Captain Miller“ am 13. und 14. Januar im Kinepolis Belval und „Mission: Chapter 1“ am 14. Januar auf Kirchberg. Die Filme werden jeweils in ihrer Originalsprache Tamil mit englischen Untertiteln vorgeführt.
De Maart
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