Die Etutes
Keine andere Familie macht im Luxemburger Mannschaftssport derzeit so viel von sich reden wie die Etutes.

Sie ist das größte Talent, das der luxemburgische Basketball in der rezenten Vergangenheit gesehen hat: Ehis Etute. Bereits kurz nach ihrem 16. Geburtstag feierte sie 2021 ihre Premiere in der A-Nationalmannschaft, bei der die junge Sportlerin inzwischen zur absoluten Leistungsträgerin avanciert ist. Bei der U18-EM führte sie die FLBB-Auswahl im Sommer bei der EM der B-Division bis ins Finale und reiste als MVP des Turniers zurück nach Hause. Kein Wunder, dass sich Ehis Etute vor Angeboten von Colleges aus den USA nicht mehr retten konnte. Hier wird sie ab Herbst nun für die University of Oregon auflaufen, ein Team, das im Kampf um die College-Meisterschaft ein Wörtchen mitreden kann. Die 18-Jährige, die mit dem T71 Düdelingen in dieser Saison noch beide Titel gewinnen kann, wird auch 2024 so einige Schlagzeilen schreiben. Gespannt darf man jedenfalls auf ihre Entwicklung in den USA sein. Beim T71 steht die familieninterne Wachablösung übrigens bereits in den Startlöchern: Schwester Joyce feierte im Dezember mit 15 Jahren ihr Debüt bei den Damen des T71 und kam gleich auf eine persönliche Statistik von zwölf Punkten und zehn Rebounds.

Nicht weniger beeindrucken derzeit die Brüder von Ehis und Joyce – allerdings nicht im Basketball, sondern im Handball. Seitdem Martin Hummel Ende 2022 beim HB Düdelingen das Traineramt übernommen hat und jungen Spielern das Vertrauen schenkt, hat Ojié Etute den Durchbruch geschafft und ist zum absoluten Leistungsträger gereift. Seine Schüsse aus dem Rückraum sind für die gegnerischen Torhüter kaum zu halten. Nicht umsonst führt der 22-Jährige aktuell die Torjägerliste der AXA League mit 71 Treffern (in elf Spielen) an. Seit dieser Saison ist auch sein drei Jahre jüngerer Bruder, Itua, aus der ersten Mannschaft des HBD nicht mehr wegzudenken – 43 Tore hat er bereits erzielt. Für ihre guten Leistungen wurde das Duo auch von Nationaltrainer Maik Handschke mit der Nominierung für die EM- und WM-Qualifikationsspiele der FLH-Auswahl im Januar belohnt. Gegen Lettland und Israel dürfen sie sich auf internationalem Parkett beweisen.
Jeanne Lehair
Jeanne Lehair hat ihr Ticket für Olympia in Paris so gut wie sicher. Aktuell liegt sie auf Platz acht der Rangliste – um Paris noch zu verpassen, müsste sie aus den Top 55 fallen, was rechnerisch beinahe unmöglich ist. Im Gespräch mit dem Tageblatt erzählte die 27-Jährige im Dezember, dass eine „Top-8-Platzierung in Paris ein Traum wäre“. Die Ambitionen der Triathletin sind groß, doch nicht unberechtigt: im vergangenen Jahr krönte sie ihre Saison im Juni mit dem Europameister-Titel über die Kurzdistanz.

Remi Fabiani und Ralph Daleiden

An dieser Stelle müssen gleich zwei Schwimmer hervorgehoben werden, denn Ralph Daleiden und Remi Fabiani befinden sich in bestechender Form und machen sich beide große Hoffnungen auf eine Teilnahme in Paris. Fabiani legte die 50 m Freistil im August in 22,09 Sekunden zurück (neuer Landesrekord), die A-Norm für die Sommerspiele liegt bei 21,96. Erst vor vier Wochen legte Daleiden nach (22,37). Beiden bleiben demnach noch ein paar Monate, um sich den Traum zu verwirklichen. Es bleibt spannend. Aus nationaler Sicht dürfte das Euro Meet Ende des Monats in der Coque (bei dem nur Daleiden antreten wird) im olympischen Jahr – und aufgrund der bereits bekannten Teilnehmer – ein hochkarätiges Turnier werden.

Patrizia Van der Weken

Welche Überraschungen hält die 24-jährige Sprinterin für 2024 bereit? Als einzige Luxemburgerin hat sich Patrizia Van der Weken im vergangenen Sommer für die Olympischen Spiele qualifiziert. Während der Freiluftsaison lief sie über 100 m Woche für Woche neue Bestzeiten – bis zu den 11,02 Sekunden im Juni. Die Journalisten wählten sie nach diesem beeindruckenden Jahr zur Sportlerin des Jahres. Die magische Grenze zu knacken, ist logischerweise ein großes Ziel, auf das Van der Weken in den nächsten Monaten hinsteuern wird. Da sie das Ticket für Paris bereits in der Tasche hat, kann sich die Läuferin nun gezielt auf das Saisonhighlight vorbereiten.
Die Fußball-Nationalmannschaft

2023 war historisch, 2024 könnte gigantisch werden: Die Rede ist natürlich von der Mannschaft von Luc Holtz. Ganz Luxemburg wartet auf diese Play-off-Duelle im März: Am 21. sind die „Roten Löwen“ in Georgien gefordert, fünf Tage später findet das zweite Spiel – möglicherweise das große Finale gegen Kasachstan oder Griechenland – im Stade de Luxembourg statt. Mindestens 180 Minuten trennen das Team also noch von der Europameisterschaft im Juni.
Barreiro, Borges und die anderen
Für so manch einen Fußballnationalspieler steht ein bewegendes Jahr an. Leandro Barreiros Vertrag bei Mainz 05 läuft im Sommer 2024 aus. Das bedeutet, dass der Mittelfeldspieler entweder ablösefrei wechseln wird oder noch in diesem Winter für eine beträchtliche Summe die Mainzer verlassen wird. Ein Verbleib in Mainz scheint derzeit die unwahrscheinlichste Variante zu sein.
Vor einem interessanten Jahr könnte auch Yvandro Borges stehen. Der Flügelspieler von Borussia Mönchengladbach wird wahrscheinlich noch in diesem Winter ausgeliehen und muss sich dann bei einem neuen Verein für höhere Aufgaben empfehlen. Der Sprung zum etablierten Bundesligaspieler dürfte für den 19-Jährigen aber nur eine Frage der Zeit sein.
Mit Seid Korac steht ein weiteres einheimisches Talent vor einem Wechsel. Der 22-jährige Abwehrspieler wird Degerfors IF (Schweden) wohl verlassen und zu einem deutlich stärkeren Verein wechseln. Korac ist das größte Innenverteidigertalent Luxemburgs.

Marie Schreiber

Für Marie Schreiber steht das Saison-Highlight bereits früh im Jahr an. Am 4. Februar wird sie um 12.30 Uhr beim U23-Rennen der Cyclocross-WM starten. Die 20-Jährige hat im vergangenen Jahr beim Team SD Worx einen weiteren großen Schritt in ihrer Entwicklung gemacht, der ihr auch im Cyclocross weiterhilft. In der aktuellen Saison mischt sie bei den Weltcups stets vorne mit und konnte im französischen Flamanville mit Platz zwei ihr erstes Weltcup-Podium bejubeln. Etwas früher in der Saison durfte sie sich bei der Cyclocross-EM in Pontchâteau (F) bei den Espoirs die Silbermedaille umhängen. Die Luxemburgerin gehört bei der kommenden WM in Tabor also definitiv zum Kreis derjenigen, die sich Chancen auf das Podium ausrechnen dürfen.
François Knaff
François Knaff übernimmt die Nachfolge von Vanessa Tarantini und wird Generalkoordinator im Sportministerium. Er ist damit die rechte Hand von Sportminister Georges Mischo und der Garant dafür, dass die Vorhaben aus dem Koalitionsabkommen auch in die Tat umgesetzt werden. Vor allem zu Beginn einer Legislaturperiode, während der oftmals Ministerien umgestaltet werden, kann sich ein Generalkoordinator nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Es wird spannend zu sehen sein, wie das Duo Mischo-Knaff harmonieren wird. Knaff war zuletzt als beigeordneter Direktor in der Abteilung Industrie, neue Technologien und Forschung des Wirtschaftsministeriums tätig. Zuvor war er unter anderem auch als Honorarkonsul in New York aktiv. Seit 2016 ist der Vater vom Tennisprofi Alex Knaff zudem Vorstandsmitglied des nationalen Tennisverbandes.

Loïc Hoscheit

Loïc Hoscheit ist seit dem 1. Oktober 2023 der erste Direktor der luxemburgischen Anti-Doping-Agentur (Alad). Damit steht erstmals ein Manager an der Spitze der Anti-Doping-Agentur. Er übernimmt damit einen Teil der Aufgaben von Dr. Anik Sax, die ihr langjähriges Engagement in der Doping-Bekämpfung beendet hat. Auf den neuen Direktor der ALAD kommen große Herausforderungen zu. Das Koalitionsabkommen der neuen CSV-DP-Regierung sieht vor, dass die Kompetenzen der Anti-Doping-Agentur erweitert werden. Um die Integrität des Sports zu wahren, soll die ALAD reformiert werden und eine nationale Strategie für Safeguarding im Sport ausgearbeitet werden. Die ALAD soll sich in Zukunft also nicht mehr ausschließlich um die Dopingbekämpfung kümmern, sondern könnte auch für Fälle von sexualisierter Gewalt oder anderen Formen von Missbrauch im Sport zuständig sein. Auf Hoscheit und sein Team wird demnach viel Arbeit zukommen und die ALAD könnte eine noch wichtigere Rolle in der luxemburgischen Sportwelt einnehmen.
Die Compound-Damen

In einem Jahr, in dem Paris 2024 im Mittelpunkt steht, könnte aus luxemburgischer Sicht einmal mehr eine nicht-olympische Disziplin für positive Schlagzeilen sorgen. Bereits im letzten Jahr schaffte es Bogenschützin Mariya Shkolna, bei einer ganzen Reihe internationaler Turniere zu überzeugen, und dies nicht nur im Duo mit Gilles Seywert, mit dem sie bei der WM im Mixed bekanntlich Bronze gewann. Denn auch im Einzel sprang im Sommer in Berlin ein ausgezeichneter 9. Platz heraus. Doch auch der Compound-Nachwuchs steht in den Startlöchern, allen voran die erst 16-jährige Lea Tonus, die 2023 einen großen Sprung nach vorne gemacht hat und bei den U21 immer wieder an der Spitze mitmischte. Eine ehrgeizige Sportlerin, die im November die Nachwuchskategorie beim World-Series-Turnier in Strassen gewann und die man im Auge behalten sollte.
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