Donnerstag13. November 2025

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Kunstecke„Kunst für eine neue Zeit“ mit Caspar David Friedrich: In Hamburg wird’s romantisch

Kunstecke / „Kunst für eine neue Zeit“ mit Caspar David Friedrich: In Hamburg wird’s romantisch
Caspar David Friedrich (1774-1840), „Wiesen bei Greifswald“, 1821/22, Öl auf Leinwand, 34,5 x 48,3 cm (© Hamburger Kunsthalle/bpk) Foto: Elke Walford

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Bevor wir nächste Woche einen Blick zurück auf die nationale Kunstszene werfen und später ins Jahr 2024 schauen, seien uns heute einige Hinweise in die Kunstgeschichte über die Landesgrenzen hinweg gegönnt. Mit der Werkschau „Kunst für eine neue Zeit“ ehrt Hamburg anlässlich seines 250. Geburtstags den deutschen Maler Caspar David Friedrich. Schade für den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt, der diesen Künstler über Gebühr schätzte, dass er dieses Jubiläum nicht mehr erleben konnte. Kunstfreunde haben dazu die Möglichkeit in der Hamburger Kunsthalle, und dies bis zum 1. April 2024.

Jubiläen sind da, um gefeiert zu werden. Hat man vor Jahren den zeitgenössischen Künstler Joseph Beuys mit all seinen Facetten anlässlich seines 100. Geburtstags in ganz Deutschland gefeiert, so prescht diesmal Hamburg bei Caspar David Friedrich vor. Seit Mitte Dezember wird dem wohl typischsten und bekanntesten deutschen Maler der Romantik in besagter Kunsthalle eine umfassende Ausstellung mit rund 50 Gemälden und mehr als 90 Zeichnungen gewidmet. Obwohl CD Friedrich zeitlebens zwischen Dresden und seinem Geburtsort Greifswald gewirkt hat, sich ergo nicht von seiner Heimat trennte, um in fernen Ländern Motive und Kunstgeschehen zu entdecken, kommt das Privileg der Ehrung Friedrichs erst einmal der Hansestadt an der Alster zu.

Heimatliebe im Bild

Der Künstler tauschte sich gerne mit Kollegen der schreibenden Zunft aus, frequentierte etwa den Dichter Ludwig Tieck und ergab sich der Schilderung der deutschen Landschaft. Mit dem bekannten Werk „Kreuz im Gebirge“ schafft er den Spagat hin zur mit religiösen Anspielungen gespickten Kunst, eine Vorgehensweise, die, so erinnert die Dumont-Kunstgeschichte, zum „ersten protestantischen Altarbild aus romantischem Geist“ führte. Er entwickelte seine Kunst rund um eine melancholische Schilderung der Landschaft und bezog ihre Symbolik in sein eigenes Gedankenspiel ein, sodass seine Werke mehr als nur Reproduktionen der beobachteten Natur waren. Es sickerte schon mal sein patriotischer Hang durch, sodass, egal, welches Motiv im Mittelpunkt seiner Gemälde stand, stets tiefgreifende Interpretationen angebracht sind.

Zu seinen beliebtesten Werken – und immer wieder mit seinem Namen verbunden – zählt wohl „Wanderer über dem Nebelmeer“ aus dem Jahr 1818. Auch das im Vorfeld der Schau in den Medien gezeigte Bild „Das Eismeer“, in den Jahren 1823/24 gemalt, gilt als eines seiner Schlüsselwerke. Beide sind in der Hamburger Ausstellung zu sehen, sind diese doch Bestandteil der Haussammlung der Kunsthalle. Gewürdigt wird in der Expo auch die Technik des Künstlers, der gerne draußen Motive flüchtig zeichnerisch festhielt, um sie später im Atelier mit Ölfarbe auf Leinwand auszumalen. Weil sich die Aura der Romantik und des Oeuvre von Caspar David Friedrich über seine Lebenszeit hinaus spüren lässt, haben die Kuratoren seine Werke in Dialog mit zeitgenössischen Positionen gesetzt und seinen Malereien und Zeichnungen Werke von Künstlerkollegen zur Seite gestellt.

Wer von Romantik in der bildenden Kunst spricht, reiht diese gerne in eine gesamteuropäische Strömung Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts ein und definiert diese zeitbedingt und macht in ihr im Einklang mit dem „Dictionary of Arts“ drei Grundcharakteristiken aus: „Emotionen und Intuition über die Vernunft zu stellen; den festen Glauben, dass es entscheidende Momente von Erfahrungen gibt, welche vom Vernunftsinn nicht erfasst und vernachlässigt werden, und die Überzeugung von der umfassenden Wichtigkeit des Individuellen, Persönlichen und Subjektiven“ (frei nach Dumont zitiert). Die theoretische und kunstgeschichtliche Auseinandersetzung rund um den Begriff Romantik ließe sich fortsetzen, belassen wir es jedoch in der Perspektive der Friedrich-Werkschau dabei. Im Herbst 2024 wird auf diesen Künstler zurückzukommen sein.

Andere Jubiläen im Kunstjahr 2024

Geht es bei Caspar David Friedrich um seinen 250. Geburtstag, so erinnert man in Frankreich im kommenden Jahr an den 200. Todestag des Malers Théodore Géricault, der am 26. September 1791 geboren wurde und am 26. Januar 1824 nach einem Reitunfall verstarb. Er ist vor allem durch sein meisterliches und für seine Zeit wohl allzu gewagtes Werk „Le radeau de la méduse“ aus dem Jahr 1819 bekannt. Besagtes Bild sorgte damals für einen politischen Skandal und kostete gar dem Marineminister das Amt.

Um den 100. Todestag von Maurice Prendergast (10. Oktober 1858 – 1. Februar 1924) geht es im Februar. Er war ein wichtiger Wegbereiter der Klassischen Moderne in den USA. Aufenthalt und Studium in Paris prägten ihn durch die Kenntnisnahme der Werke von Cézanne und Matisse Anfang des 20. Jahrhunderts. Er war Mitglied der amerikanischen Avantgarde-Gruppe „The Eight“.

Im Februar erinnern sich schwedische Kunstfreunde auch an den 100. Todestag von Charlotte Wahlström (17. November 1849 – 22. Februar 1924), einer Künstlerin, die ihr Studium in Stockholm absolvierte jedoch in Paris ihre wahre Liebe zur Malerei entdeckte. Sie ist als eine der talentiertesten Landschaftsmalerinnen bekannt und wurde zu Lebzeiten mehrfach ausgezeichnet.

Beschränken wir uns auf das erste Halbjahr 2024 sei hier noch auf einen weiteren 100.Todestag hingewiesen. Ljubow Popowa (6. Mai 1889 – 25. Mai 1924) ist eine der seltenen Frauen und Galionsfiguren der russischen Avantgarde-Kunst gewesen. Ihre Kunst wurde als „Architektonische Malerei“ bezeichnet und Evelyn Weiss bezeichnete das Werk der Künstlerin als „Kulminationspunkt russischer Avantgarde“.

Keinen Todestag, aber den 200.Geburtstag eines Künstlers gilt es bereits im Januar zu feiern. Carl Peter Burnitz (14. Januar 1824 – 18. August 1896) war ein aus Frankfurt stammender Künstler, der sich eingangs seiner Karriere in Italien inspirierte, um sich später in Paris bei anerkannten Malern von akademischen Zwängen in der Malerei zu befreien. Camille Corot beeindruckte ihn besonders bei seiner Freilichtlandschaft-Malerei.

Adolph Gottlieb ist einer der Protagonisten des Abstrakten Expressionismus. Am 4. März 1903 in New York City geboren, verstarb er am 14. März 1974. Die von ihm gegründete Stiftung, die seit 1976 eine tragende Rolle in der aktuellen Kunstszene spielt, wird sicherlich an den auf „Bildzeichen“ spezialisierten Künstler erinnern.

Andere runde Jahrestage wären zu erwähnen, doch die paar Hinweise dürften bereits Anregung genug für 2024 zu unternehmende Kunstreisen sein.

Info

„Caspar David Friedrich: Kunst für eine neue Zeit“
bis zum 1. April 2024
Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall 5
D-20095 Hamburg