Donnerstag30. Oktober 2025

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NahostIsraelische Armee dringt weiter ins Zentrum des Gazastreifens vor

Nahost / Israelische Armee dringt weiter ins Zentrum des Gazastreifens vor
Feuerball nach israelischem Beschuss im Süden des Gazastreifens Foto: AFP/Jack Guez

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Die israelische Armee gibt an, bereits ins „Herz“ der Stadt Gaza vorgerückt zu sein. Unterdessen fordern die G7-Außenminister „humanitäre Pausen“ für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen. 

Die G7-Staaten haben sich angesichts der Notlage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen für „humanitäre Pausen“ im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas ausgesprochen. Die G7-Außenminister erklärten am Mittwoch nach ihrem Treffen in Tokio, diese seien nötig, um die Lieferung von Hilfsgütern und die Freilassung von Geiseln zu ermöglichen.

Die G7-Außenminister verurteilten zugleich „unmissverständlich die Terroranschläge der Hamas“ vom 7. Oktober sowie die anhaltenden Raketenangriffe auf Israel. „Wir betonen das Recht Israels, sich und sein Volk im Einklang mit dem Völkerrecht zu verteidigen“, hieß es in der Erklärung weiter.

Die G7-Außenminister erklärten ferner, der Schutz von Zivilisten sei von entscheidender Bedeutung. Israelis und Palästinenser hätten „ein gleiches Recht auf ein Leben in Sicherheit, Würde und Frieden“. Den Iran riefen die G7-Staaten auf, seine Unterstützung für die Hamas und die libanesische Hisbollah-Miliz einzustellen.

Geteilter Gazastreifen

Die israelischen Soldaten befanden sich unterdessen nach Angaben von Verteidigungsminister Joav Gallant bereits „im Herzen“ der Stadt Gaza. Auf am Mittwoch von der israelischen Armee verbreiteten Aufnahmen waren Panzer und Bulldozer zu sehen, die durch rauchende Trümmerhaufen im Gazastreifen fuhren – sowie Soldaten, die in zerstörte Gebäude eindrangen, während Explosionen zu hören waren. In der Stadt Gaza beobachteten AFP-Reporter dort verbliebene Bewohner, die vor Wassertanks auf ihre Ration warteten.

Die Stadt im Norden des Gazastreifens war nach Angaben des israelischen Militärs zuvor umstellt worden. Ein Sprecher der israelischen Armee hatte kürzlich erklärt, das Küstengebiet sei nun in eine nördliche und eine südliche Hälfte geteilt.

Palästinenser auf der Flucht aus Gaza-Stadt
Palästinenser auf der Flucht aus Gaza-Stadt Foto: AFP/Mohammed Abed

Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) wurde in Gaza indes ein Hilfskonvoi mit wichtigen medizinischen Gütern beschossen. Der Konvoi aus fünf Lastwagen und zwei Begleitfahrzeugen des Roten Kreuzes habe am Dienstag Lieferungen zu Gesundheitseinrichtungen gefahren, als er von Schüssen getroffen worden sei. Demnach wurde ein Fahrer leicht verletzt. Das IKRK machte keine Angaben dazu, wer den Konvoi beschossen habe.

Der Krieg im Gazastreifen dauert mittlerweile einen Monat an. Am 7. Oktober waren Hunderte Kämpfer der radikalislamischen Hamas aus dem Gazastreifen nach Israel eingedrungen und hatten beim Angriff auf mehrere Ortschaften und ein Musikfestival Gräueltaten an Zivilisten verübt. Bei dem schlimmsten Angriff in der Geschichte des Landes wurden israelischen Angaben zufolge etwa 1.400 Menschen getötet.

Als Reaktion auf den Hamas-Angriff hatte Israel der Palästinenserorganisation den Krieg erklärt und seitdem ohne Unterlass Ziele der Kämpfer im Gazastreifen angegriffen. Nach am Mittwoch aktualisierten, unabhängig aber nicht überprüfbaren Angaben der von der Hamas geleiteten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wurden seit Beginn des Krieges dort mehr als 10.500 Menschen getötet, etwa zwei Drittel davon Frauen und Kinder.

Belgien: Vize-Ministerpräsidentin fordert Sanktionen gegen Israel

Belgiens Vize-Ministerpräsidentin Petra De Sutter fordert die belgische Regierung auf, Sanktionen gegen Israel zu verhängen und die Bombardierung von Krankenhäusern und Flüchtlingslagern in Gaza zu untersuchen. „Es ist Zeit für Sanktionen gegen Israel. Der Bombenregen ist unmenschlich“, sagte sie der Zeitung Nieuwsblad. Es sei klar, dass Israel internationale Forderungen nach einem Waffenstillstand nicht kümmerten. Die Europäische Union müsse das auf eine bessere wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit abzielende Assoziationsabkommen mit Israel sofort aussetzen. Gewalttätigen Siedlern, Politikern und Soldaten, die für Kriegsverbrechen verantwortlich seien, solle die Einreise in die EU verboten werden. De Sutter plädiert außerdem für ein Importverbot auf Produkte aus den besetzten Palästinenser-Gebieten. Ferner sollte Belgien die Mittel für den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag erhöhen, um die Bombardierungen zu untersuchen, während gleichzeitig die Geldflüsse an die Hamas gekappt werden. „Das ist eine Terrororganisation. Terror kostet Geld, und es müssen Sanktionen gegen die Unternehmen und Personen verhängt werden, die die Hamas mit Geld versorgen.“

Die G7-Außenminister erklärten in Tokio, eine Zweistaatenlösung sei „der einzige Weg zu einem gerechten, dauerhaften und sicheren Frieden“ in der Region. Diese sieht die Gründung eines palästinensischen Staates vor, der friedlich mit Israel koexistiert.

Unterdessen verhandelt der Golfstaat Katar offenbar derzeit mit der islamistischen Hamas und Israel über die mögliche Freilassung mehrerer Geiseln im Austausch für eine kurze Waffenpause. Die Verhandlungen unter der Vermittlung Katars in Abstimmung mit den USA seien „im Gange, um die Freilassung von zehn bis 15 Geiseln im Austausch für einen ein- bis zweitägigen Waffenstillstand sicherzustellen“, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch aus informierten Kreisen.

Der Gazastreifen kann nicht weiter von der Hamas regiert werden. Das lädt nur dazu ein, den 7. Oktober zu wiederholen.

Antony Blinken, US-Außenminister

Katar ist Verbündeter der USA und wichtiger Handelspartner zahlreicher westlicher Staaten, bietet jedoch auch hochrangigen Hamas-Vertretern einen Wohnsitz, darunter Hamas-Chef Ismail Hanijeh. Das Emirat gilt aber wegen seiner guten Beziehungen zur Hamas auch als wichtiger Vermittler bei Verhandlungen um die Freilassung der von den Islamisten bei ihrem brutalen Angriff auf Israel verschleppten Geiseln.

Mit dem Vormarsch der israelischen Armee im Gazastreifen rückt auch die Frage nach der Zukunft des Palästinenser-Gebiets zunehmend in den Blickpunkt. US-Außenminister Antony Blinken sprach sich am Mittwoch gegen eine erneute israelische Besetzung aus. Israel könne den Küstenstreifen nicht wieder dauerhaft verwalten, aber es könne eine Übergangszeit nach dem Ende des Gaza-Kriegs geben, sagte Blinken nach dem G7-Außenministertreffen. 

Trauer in Jerusalem um entführte Israelis 
Trauer in Jerusalem um entführte Israelis  Foto: AFP/Gil Cohen-Magen

„Der Gazastreifen kann nicht weiter von der Hamas regiert werden. Das lädt nur dazu ein, den 7. Oktober zu wiederholen“, sagte Blinken mit Verweis auf den Überfall der Hamas auf Israel. Es sei aber auch klar, dass Israel den Gazastreifen nicht wieder besetzen könne. Was er von der israelischen Führung gehört habe, sei, dass sie auch nicht die Absicht dazu habe. Die Realität sehe aber so aus, „dass es nach dem Ende des Konflikts eine Übergangszeit geben könnte“, sagte Blinken.

Aussagen bleiben vage

Die israelische Regierung hat sich bisher nur vage über ihre langfristigen Pläne nach einem Sieg über die Hamas geäußert. In einer der ersten öffentlichen Äußerungen dazu sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Dienstag, Israel werde nach dem Krieg für unbestimmte Zeit die Sicherheitsverantwortung für den Gazastreifen übernehmen. Aus seiner Regierung hieß es aber auch, Israel sei nicht daran interessiert, das Gebiet zu regieren. Verteidigungsminister Joaw Galant sagte, nach dem Krieg würden es weder Israel noch die Hamas regieren.

Israel hatte sich im Jahr 2005 nach 38 Jahren Besatzung vollständig aus dem Küstenstreifen zurückgezogen. Aus dort abgehaltenen Wahlen ein Jahr später ging die islamistische Hamas als Sieger hervor. Nach bewaffneten Auseinandersetzungen mit der rivalisierenden säkularen Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas übernahm sie 2007 schließlich die Kontrolle über den Gazastreifen.

CG
9. November 2023 - 14.43

Vollkomme richteg wat d'Madam De Sutter fuerdert. Esou Sanktioune hätte scho vill éischter misse kommen an ëmmer weider verschärft ginn. Mee leider ass dat mat der EU vun der Madame von der Leyen an eise däitsche Noperen, déi jo nach viru kuerzem e Waffendeal mat Israel ofgeschloss hun, nëtt ze maachen. Op se wuel nach Scholdgefiller vis-à-vis vun Israel hunn?

rcz
9. November 2023 - 13.16

Nie wieder, predigen manche! Zur gleichen Zeit gibt es die Shoah nun von den Juden an den Palestinenser praktiziert.

luxmann
9. November 2023 - 7.06

Interessante reaktion seitens der belgischen regierung.
Da wird von seiten der netanyahu fangemeinde bald wieder eine antisemitismus diffamations kampagne gegen unsere nachbarn losbrechen.