Die lauten „Checo“-Sprechchöre aus dem Hexenkessel Foro Sol drangen bis ins nahe Paddock. Trost spendeten sie nicht. Der Heimspiel-Horror hatte Spuren hinterlassen bei Sergio Perez. „Ich hatte schon einige wirklich traurige Momente in meiner Karriere“, sagte der Red-Bull-Pilot nach dem Aus in Kurve eins beim Großen Preis von Mexiko: „Das hier ist sicherlich der traurigste.“
Das Podium war sein Mindestziel gewesen, sogar vom Sieg wagte er zu träumen. Dann wurde der erhoffte Befreiungsschlag zum kolossalen Rückschlag: Während Teamkollege Max Verstappen mit seinem 16. Saisonerfolg zum Siegrekord in der Formel 1 raste, war für Perez nach einer Kollision mit Pole-Setter Charles Leclerc im Ferrari nach nicht einmal einer Runde Schluss.
Perez fluchte, er hämmerte auf sein Lenkrad ein, er schien den Tränen nahe. Ein Drama – ausgerechnet beim persönlich wichtigsten Rennen des Jahres! „Ich bin ein Risiko eingegangen und habe den Preis dafür bezahlt“, sagte der Pilot aus Guadalajara.
Es war ein teurer Fahrfehler. 19 Punkte verlor Perez auf den zweitplatzierten Lewis Hamilton. Im Kampf um die Vize-Weltmeisterschaft schrumpfte Perez’ Vorsprung auf den Rekordchampion im Mercedes auf 20 Zähler. Vor allem aber schwächte das Debakel seine ohnehin heikle Position beim Weltmeisterteam. Wieder hatte Perez gepatzt.
Er steht ja ohnehin unter Druck. Perez gewann mit gleichem Material wie Verstappen lediglich zu Beginn der Saison die Rennen in Saudi-Arabien und Aserbaidschan, in den Duellen in Qualifying und Grand Prix liegt er gegen Verstappen jeweils mit 2:17 zurück. Trotz Vertrags bis Ende 2024 wird über eine vorzeitige Trennung spekuliert.
Helmut Marko, Motorsportchef bei Red Bull, wollte davon aber offiziell nichts wissen. Ein Rennunfall sei der Crash gewesen, „so etwas kann passieren. Das war bis zur ersten Runde eine super Vorstellung von ihm an diesem Wochenende“, sagte Marko, „Checo hat Vertrag für 2024, und er wird für uns fahren.“
Doch das Geschäft in der Formel 1 ist schnelllebig, und schnelle Fahrer gibt es reichlich. Daniel Ricciardo ist so einer. Der Australier saß einst im Red-Bull-Cockpit, suchte dann sein Glück woanders und ist inzwischen wieder Teil der Familie. Beim Schwesterteam AlphaTauri macht Ricciardo seine Sache gut, in Mexiko sogar herausragend.
Mit dem schwächeren Auto hatte Ricciardo Red-Bull-Stammfahrer Perez im Qualifying abgehängt. Eine „gute Empfehlung für die Zukunft“ sei das gewesen, ließ Marko durchblicken. Das Rennen beendete Ricciardo als Siebter. „Vorne macht es definitiv mehr Spaß. Es fühlt sich besser an. Es fühlt sich richtig an“, sagte Ricciardo.
Das gute Gefühl kann er in Zukunft womöglich wieder regelmäßig haben. (SID)
Im Überblick
Großer Preis von Mexiko, 19. von 22 Läufen zur Formel-1-WM 2023, 71 Runden = 305,354 km:
1. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull 2:02:30,814 Stunden, 2. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 13,875 Sekunden zurück, 3. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari 23,124, 4. Carlos Sainz jr. (Spanien) Ferrari 27,154, 5. Lando Norris (Großbritannien) McLaren-Mercedes 33,266, 6. George Russell (Großbritannien) Mercedes 41,020, 7. Daniel Ricciardo (Australien) AlphaTauri-Red Bull 41,570, 8. Oscar Piastri (Australien) McLaren-Mercedes 43,104, 9. Alexander Albon (Thailand) Williams-Mercedes 48,573, 10. Esteban Ocon (Frankreich) Alpine-Renault 1:02,879 Minuten zurück, 11. Pierre Gasly (Frankreich) Alpine-Renault 1:06,208, 12. Yuki Tsunoda (Japan) AlphaTauri-Red Bull 1:18,982, 13. Nico Hülkenberg (Deutschland) Haas-Ferrari 1:20,309, 14. Valtteri Bottas (Finnland) Alfa Romeo-Ferrari 1:20,597, 15. Zhou Guanyu (China) Alfa Romeo-Ferrari 1:21,676
ausgeschieden: Logan Sargeant (USA) Williams-Mercedes (70. Runde), Lance Stroll (Kanada) Aston Martin-Mercedes (66.), Fernando Alonso (Spanien) Aston Martin-Mercedes (47.), Kevin Magnussen (Dänemark) Haas-Ferrari (31.), Sergio Perez (Mexiko) Red Bull (1.)
Fahrerwertung:
1. Verstappen 491 Punkte, 2. Perez 240, 3. Hamilton 220, 4. Sainz jr. 183, 5. Alonso 183, 6. Norris 169, 7. Leclerc 166, 8. Russell 151, 9. Piastri 87, 10. Gasly 56, 11. Stroll 53, 12. Ocon 45, 13. Albon 27, 14. Bottas 10, 15. Hülkenberg 9, 16. Tsunoda 8, 17. Ricciardo 6, 18. Guanyu 6, 19. Magnussen 3, 20. Lawson 2, 21. Sargeant 1
Teamwertung:
1. Red Bull 731, 2. Mercedes 371, 3. Ferrari 349, 4. McLaren-Mercedes 256, 5. Aston Martin-Mercedes 236, 6. Alpine-Renault 101, 7. Williams-Mercedes 28, 8. AlphaTauri-Red Bull 16, 9. Alfa Romeo-Ferrari 16, 10. Haas-Ferrari 12 (SID)
De Maart
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