Mittwoch5. November 2025

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Naher OstenIsraels Armee ist kurzzeitig in Gazastreifen eingedrungen

Naher Osten / Israels Armee ist kurzzeitig in Gazastreifen eingedrungen
Der Al-Jazeera-Korrespondent Wael Al-Dahdouh (M.) trauert um seine Frau, Kinder und andere Angehörige der Familie, die am Tag zuvor bei einem israelischen Angriff auf das Nuseirat-Lager ums Leben gekommen sind Foto: Mahmud Hams/AFP

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Vor dem Hintergrund einer geplanten Bodenoffensive ist Israels Armee eigenen Angaben zufolge in der Nacht zum Donnerstag kurzzeitig mit Panzern in den Gazastreifen eingedrungen.

Der „gezielte Angriff“ im Norden des Palästinensergebiets sei Teil der „Vorbereitungen für die nächsten Kampfphasen“, erklärte die Armee im Anschluss. Der bewaffnete Arm der im Gazastreifen regierenden Palästinenserorganisation Hamas erklärte unterdessen, bei israelischen Angriffen seien „fast 50“ Geiseln getötet worden.

Ein von der israelischen Armee veröffentlichtes Schwarzweiß-Video zeigte eine Panzerkolonne, die sich auf einen mutmaßlichen Grenzzaun zubewegt und ihn durchbricht. Nach Angaben von Journalisten der Nachrichtenagentur AFP handelt es sich dabei um einen Ort südlich der israelischen Stadt Aschkelon. Wann das Video aufgenommen wurde, konnte nicht verifiziert werden.

Laut der israelischen Armee wurden bei dem Angriff „zahlreiche Terrorzellen, Infrastruktur und Abschussrampen für Panzerabwehrraketen“ getroffen. Nach Abschluss des Einsatzes hätten die Soldaten das Gebiet wieder verlassen. Laut einem Armeesprecher handelte es sich nicht um den ersten Bodenangriff dieser Art. Nur wenige Stunden zuvor hatte Regierungschef Netanjahu die Pläne Israels für eine Bodenoffensive im Gazastreifen bekräftigt.

Mahnungen in Richtung Israel

Unterdessen mehrten sich internationale Mahnungen in Richtung Israel. US-Präsident Joe Biden forderte seinen engen Verbündeten öffentlich auf, „unschuldige Zivilisten zu schützen“ und das Kriegsrecht einzuhalten. EU-Ratspräsident Charles Michel betonte beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs in Brüssel Israels Recht auf Selbstverteidigung „im Einklang mit dem internationalen Recht“. „Gleichzeitig ist es äußerst wichtig, den Zugang für humanitäre Hilfe zu ermöglichen“, sagte Michel mit Blick auf die Situation im Gazastreifen.

Der palästinensische Außenminister al-Maliki betonte bei einem Besuch in Den Haag, dass die Zweistaatenlösung „wichtiger denn je“ sei. Zudem warf er Israel einen „Rachefeldzug“ im Gazastreifen vor und rief dazu auf, „diese einseitige Aggression“ zu beenden und zu einer Waffenruhe aufzurufen. Die Zweistaatenlösung sieht einen unabhängigen Palästinenserstaat vor, der mit Israel koexistiert.

Aus Moskau hieß es, Vertreter der Hamas und des Iran hätten am Donnerstag Gespräche in der russischen Hauptstadt geführt. Russische Staatsmedien zitierten Diplomatenkreise, wonach es bei den Beratungen mit der Hamas-Delegation vor allem um die Befreiung der von der Palästinenserorganisation genommenen Geiseln sowie die Evakuierung ausländischer Staatsbürger aus dem Gazastreifen gegangen sei.

Der Krieg in Nahost und das Ringen um gemeinsame internationale Positionen waren am Donnerstag auch Thema bei einer Dringlichkeitssitzung der UN-Vollversammlung in New York.

Hamas: „Fast 50“ Geiseln bei Angriffen getötet

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1.400 Menschen getötet und jüngsten Angaben zufolge 224 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Vier von ihnen wurden inzwischen freigelassen.

Als Reaktion auf den Großangriff riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete seine massiven Luftangriffe. Zudem wurden tausende Soldaten für eine geplante Bodenoffensive an der Grenze zu dem Palästinensergebiet zusammengezogen. Seit Beginn der israelischen Angriffe wurden nach Hamas-Angaben, die von AFP nicht unabhängig überprüft werden konnten, im Gazastreifen mehr als 7.000 Menschen getötet. Die Zahl der Verletzten wurde am Donnerstag mit 18.484 angegeben.

Die Essedin-al-Kassam-Brigaden – der bewaffnete Arm der Hamas – erklärten im Onlinedienst Telegram, sie „schätzen“ die Zahl der Geiseln, „die im Gazastreifen als Resultat zionistischer Angriffe und Massaker getötet wurden“, auf „fast 50“. Die Angaben konnten zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte eine sofortige Waffenruhe, um „den Zugang zu lebensrettender Hilfe für die Menschen in Gaza“ sicherzustellen. Generalsekretärin Agnès Callamard sprach von „schweren Menschenrechtsverletzungen“ und „Kriegsverbrechen durch alle Seiten“, die „unvermindert“ anhielten. (AFP)