
Besonders auch deswegen, weil das bereits mehrfach preisgekrönte Ensemble als Kammerorchester ohne Dirigent auftritt und von der ersten Violine aus geleitet wird. Auf ihrem letzten Halt ihrer kleinen Europatournee, die das Orchester auch nach München, Vaduz und Zürich geführt hat, spielte das Ensemble Esperanza Werke für Streichorchester von Sir Edward Elgar, Felix Mendelssohn Bartholdy und Peter Tschaikowsky. Bereits in dem ersten Stück, der Serenade für Streichorchester in e-Moll, op. 20 von Elgar überzeugten die Musiker durch ein kerniges Spiel, das keine Süßlichkeiten aufkommen ließ und Elgars Musik somit in ein wunderbar klares und dynamisches Klanggewand hüllte. Nicht anders auch das Violinkonzert für Streichorchester von Mendelssohn. Interpretatorische Frische, Spielfreude und jugendliches Vorwärtsdrängen verliehen der Musik des 13-jährigen Komponisten Gehalt und Relief.
Erstklassig auch das Spiel der Solistin Noa Wildschut, eine der Rising Stars der Spielzeit 2022/23, dessen erdiger und kräftiger Klang hervorragend zum Spiel des Ensemble Esperanza passte. Beherzt und knackig erklang dann nach der Pause Tschaikowskys „Souvenirs de Florence“, ein Werk, das durch das präzise und klangpräsente Spiel der Musiker eine überdurchschnittliche Interpretation erfuhr. Bei diesem Werk hatte dann auch Noa Wildschut die Position des Konzertmeisters von Rennosuke Fukuda übernommen. Das Publikum zeigte sich begeistert und sowohl Noa Wildschut wie auch das Ensemble Esperanza bedankten sich mit je einer Zugabe, und zwar mit „Souvenirs d‘un lieu cher“ von Tschaikowsky sowie dem Intermezzo aus „Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni.
Ein Gespräch mit Carsten Huber, dem Geschäftsführer vom Ensemble Esperanza aus Liechtenstein
Tageblatt: Herr Huber, was können Sie uns zu der Entstehungsgeschichte und Zielsetzung des noch recht jungen Ensemble Esperanza aus Liechtenstein sagen?
Carsten Huber: Das Ensemble Esperanza wurde 2015 während des VP Bank Classic Festival, was vorher Festival Next Generation hieß, in Bad Ragaz gegründet, und seine Ursprünge liegen in der Musikakademie in Liechtenstein. Die Gründung des Ensembles war das Ergebnis der gemeinsamen Leidenschaft und des Engagements des Künstlerischen Leiters und Geschäftsführers der Musikakademie in Liechtenstein, Drazen Domjanic, begleitet von einer Gruppe hochmotivierter Stipendiaten, die eine leidenschaftliche Hingabe zur Kammermusik teilten. Das vorrangige Ziel des Ensembles aus Vaduz besteht darin, exzellente Kammermusik von internationalem Rang zu präsentieren und jungen, talentierten Musikern eine Bühne zu bieten, auf der sie ihre Fähigkeiten entfalten können, um in der Welt der Musik Fuß zu fassen. Die Tournee des Ensemble Esperanza wird durch die großzügige Unterstützung der VP Bank und der Gemeinde Vaduz ermöglicht.
Gab es Vorbilder?
Ja, es gab definitiv Vorbilder, die das Ensemble inspiriert haben. Das Ensemble Esperanza hat jedoch sehr früh danach gestrebt, sich seinen eigenen Namen in der Musikwelt zu machen und durch die Verbindung von jungen internationalen Ausnahmetalenten und mitreißender Spielfreude seinen eigenen Stil zu finden.
Das Ensemble arbeitet größtenteils ohne Dirigent. Wie wird es künstlerisch betreut und geleitet?
Die künstlerische Betreuung und Leitung werden hauptsächlich von den Ensemble-Mitgliedern selbst übernommen, insbesondere von den Konzertmeistern und Solisten. Bis 2022 wurde das Ensemble von seiner Konzertmeisterin Chouchane Siranossian geleitet. Zusätzlich erhalten wir Unterstützung von sorgfältig ausgewählten Mentoren, die bei den Probenprozessen und der musikalischen Weiterentwicklung wertvolle Impulse geben.
Gibt es eine Altersbeschränkung im Ensemble respektive wie lange können junge Musiker mit dem Ensemble Esperanza auftreten?
Die Musiker des Ensemble Esperanza sind im Alter von 16 bis 30 Jahren. Die älteren Mitglieder des Ensembles teilen aktiv ihre wertvolle Erfahrung mit den jüngeren Stipendiaten, wodurch ein kontinuierlicher Wissenstransfer und eine Förderung des musikalischen Nachwuchses gewährleistet werden.
Der Erfolg des Ensembles spricht für sich. Wie sieht es denn allgemein mit der Musikakademie Liechtenstein aus, welchen Stellenwert hat sie und wie ist es um das musikalische Leben im Fürstentum Liechtenstein bestellt?
Nun, die Musikakademie in Liechtenstein hat den Anspruch, eine führende Institution in der internationalen Musikwelt mit fester Verankerung in Liechtenstein zu sein. Sie ist eine anerkannte Institution für die Heranbildung der jungen Musikerelite durch die Besten ihres Fachs. Mit dem Umzug ins Hagenhaus in Nendeln in Liechtenstein soll eine neue Ära für die Lehre an der Musikakademie in Liechtenstein beginnen. Eine moderne Infrastruktur wird die Möglichkeit bieten, ein auf allen Ebenen innovatives Programm für das 21. Jahrhundert durchzuführen. Das musikalische Leben in Liechtenstein ist facettenreich und blühend, mit einer Fülle von Konzerten, Festivals und Veranstaltungen, die die Musik in der Gemeinschaft fördern. Wir sind erfreut, einen Beitrag zur florierenden Musikszene in Liechtenstein leisten zu können.
De Maart
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