Kurze Zeit später jedoch klang es vonseiten der iranischen Delegation bei den Vereinten Nationen anders. Der Iran werde nicht militärisch eingreifen, solange Israel nicht seine Bürger oder Interessen attackiere.
Seit Jahrzehnten unterstützt der Iran nicht nur die hauptsächlich im Libanon aktiven Extremisten von Hisbollah, sondern auch die Hamas im Gazastreifen. So hat er seinen Einfluss rund um Israel ausgebaut. Doch jetzt sieht sich der Iran nach Angaben mehrerer Regierungsvertreter des Iran vor einer schwierigen Entscheidung: Stellt sich der Iran im Krieg Israels im Gazastreifen an die Seitenlinie, verliert er an Einfluss. Greift er in den Konflikt ein, riskiert er einen offenen Krieg mit Israel, das wiederum von den USA unterstützt wird. Ein Drahtseilakt.
Mehreren Vertretern iranischer Sicherheitskräfte zufolge, die nicht genannt werden wollen, möchte man einen Mittelweg finden: Gelegentliche, kleinere Vorstöße der Hisbollah aus dem Libanon nach Israel sollen gebilligt werden. Auch Nadelstiche von verbündeten Organisationen gegen US-Ziele halte man für vertretbar. Einen großen Konflikt, der den Iran insgesamt mit hineinziehen würde, wolle man aber vermeiden. „Wir sind in Kontakt mit unseren Freunden der Hamas, des Islamischen Dschihad sowie der Hisbollah“, sagt Wahid Dschalalsadeh, Vorsitzender des Sicherheitsausschusses des iranischen Parlaments, den staatlichen Medien zufolge. „Ihre Haltung ist, dass sie von uns keine militärischen Operationen erwarten.“
Das iranische Außenministerium beantwortete eine Frage zur Reaktion auf die Krise nicht. Israels Militär wollte sich nicht äußern. Westlichen und israelischen Sicherheitskreisen zufolge würde Israel wiederum den Iran nur angreifen, wenn es direkt von iranischen Truppen attackiert würde.
Zurückhaltung könnte als Schwäche ausgelegt werden
Bei den militanten arabischen Gruppen rund um Israel könnte die passive Rolle des Iran, dessen Ziel die Auslöschung Israels ist, jedoch als Schwäche ausgelegt werden. „Der Iran steht vor dem Dilemma, entweder die Hisbollah in die Schlacht zu schicken, um die Hamas im Gazastreifen zu retten, oder die Hamas aufzugeben“, sagt Avi Melamed, ein früherer israelischer Geheimdienst-Mitarbeiter und ehemaliger Vermittler zwischen Palästinensern und Israelis.
Erschwerend kommt für den Iran hinzu, dass er die innenpolitische Lage im Blick halten muss. Monatelange Proteste nach dem Tod der 22-Jährigen Mahsa Amini in den Händen der iranischen Sittenpolizei brodeln weiter. Dazu komme die wirtschaftliche Krise, räumen zwei iranische Regierungsbeamte ein. Der Ruf „Ich opfere mein Leben für den Iran – aber nicht für Gaza oder den Libanon“ ist seit Jahren bei Protesten gegen das Regime auf den Straßen zu hören. (Reuters)
De Maart
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