Diesmal hallte kein „Zombie“ durch das Stade de France. Statt des Cranberrie-Hits, durch die irischen Fans in Paris zum Kult geworden, wurden die Zuschauer im Viertelfinale der Rugby-WM zu Zeugen einer Auferstehung. Die All Blacks aus Neuseeland holten sich in einer epischen Schlacht gegen Irland ihren Mythos von der Unbesiegbarkeit zurück.
Dabei waren die einst furchteinflößenden Krieger, berühmt für ihren Haka, bereits abgeschrieben worden. Als „einfach furchtbar“ hatte Israel Dagg, Weltmeister von 2011, seine Neuseeländer nach der historischen Pleite im Auftaktmatch gegen Gastgeber Frankreich bezeichnet. Im „Moment der Wahrheit“, titelte der Herald in der Heimat, hätten die „Götter in Schwarz“ die passende Antwort gegeben.
„Niemand hat uns wirklich eine Chance gegeben. Wir haben gegen Irland gespielt, das beste Team der Welt“, sagte Spielmacher Richie Mo’unga. „Wir wussten: Wir müssen nicht die Besten der Welt sein, wir müssen nur die Besten an diesem Tag sein.“
Der Weltranglistenerste Irland war seit 17 Spielen ungeschlagen gewesen, galt spätestens seit dem überzeugenden Sieg in der Gruppenphase über Titelverteidiger Südafrika als heißer Kandidat auf den Titel. Unter den Experten herrschte Einigkeit über den erstmaligen Einzug der „Kleeblätter“ in ein WM-Halbfinale.
Doch es kam anders. „Sport kann manchmal grausam sein, aber das ist doch, was wir daran lieben“, sagte Irlands Coach Andy Farrell. In der Schlussphase war sein Team wieder und wieder gegen das schwarze Bollwerk angerannt, rekordverdächtige 37 Wellen brachen sich an der neuseeländischen Mauer. Die hielt dem Ansturm stand. Die All Blacks triumphierten mit 28:24.
„Manchmal sind die schönsten Siege, wenn der Gegner sehr gut spielt und einen bis an seine Grenzen fordert“, sagte Neuseelands Chefcoach Ian Foster. Der 58-Jährige, auch von der heimischen Presse als einer der Hauptverantwortlichen für die angebliche Krise ausgemacht, geht als großer Gewinner aus dem Kräftemessen hervor.
Der frühere Profi hatte nach der schmerzhaften Auftaktniederlage gegen Gastgeber Frankreich, der ersten in der Vorrunde überhaupt für Neuseeland, stoisch an seinem Ziel WM-Titel festgehalten.
Das scheint auf einmal, aller Unkenrufe zum Trotz, wieder absolut machbar. Ins Halbfinale gegen Argentinien gehen die All Blacks als haushoher Favorit. Die Pumas waren am Samstag gegen schwache Waliser zum insgesamt dritten Mal ins WM-Halbfinale eingezogen.
Im Endspiel wäre den wiederauferstandenen „Göttern in Schwarz“ dann ohnehin alles zuzutrauen – selbst in einem Rematch gegen die Franzosen. Der Mythos der unbesiegbaren All Blacks jedenfalls dürfte mit der gewonnenen Schlacht gegen Irland zurückgekehrt sein. (SID)
Im Überblick
Rugby-WM, Viertelfinale:
Wales – Argentinien 17:29 (10:6)
Irland – Neuseeland 24:28 (17:18)
England – Fidschi 30:24 (21:10)
Frankreich – Südafrika nach Redaktionsschluss
Halbfinale:
Freitag, 20. Oktober um 21.00 Uhr: Argentinien – Neuseeland
Samstag, 21. Oktober um 21.00 Uhr: England – Frankreich/Südafrika
Das Finale findet am 28. Oktober um 21.00 Uhr in Paris statt
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