Zeit, es sich in seiner Zelle wohnlich einzurichten, war dem justizerfahrenen Schattenmann kaum vergönnt. Keine 24 Stunden nachdem Serbiens Staatsanwaltschaft eine 48-stündige Untersuchungshaft gegen den kontroversen Geschäftsmann Milan Radoicic wegen illegalen Waffenerwerbs angeordnet hatte, wurde der Kosovo-Serbe am Mittwochvormittag in Belgrad wieder freigelassen.
Der 45-jährige Bau-Unternehmer hatte letzte Woche selbst bekannt, die Freischärlertruppe ausgerüstet und angeführt zu haben, die sich am 24. September im Nordkosovo stundenlange Schusswechsel mit der Polizei geliefert hatte. Ein albanischer Kosovo-Polizist und drei der maskierten Freischärler verloren bei der fatalen Gewalteskalation ihr Leben. Doch Bedauern über das von ihm ausgelöste Blutvergießen ließ der reuelose Rädelsführer in einer von seinem Anwalt verbreiteten Erklärung nicht erkennen: Er habe seine Landsleute im Kosovo „ermutigen“ wollen, „Widerstand gegen die Besatzer“ zu leisten.
Zwar hat Serbien auf starken Druck des Westen seine nach den Schusswechseln an der Grenze zu Kosovo aufmarschierten Truppen in den letzten Tagen laut US-Angaben wieder reduziert. Doch auch zehn Tage nach dem Blutvergießen im Kosovo-Weiler Banjska hat sich Belgrad noch immer nicht von den bewaffneten Maskenmännern distanziert, die dieses ausgelöst hatten.
Und so sind wir die Geiseln der verfehlten Manöver von Vucic und Radoicic, die das ganze Land an den Rand des Abgrunds geführt haben
Im Gegenteil: Der gegenüber internationalen Medien eifrig seinen Willen zum Ausgleich beteuernde Präsident Aleksandar Vucic lässt in heimischen TV-Kanälen keine Gelegenheit aus, sein Verständnis für den selbst erklärten Freiheitskämpfer Radoicic zu äußern.
Der bisherige Vize-Chef der von Belgrad gesteuerten „Serbischen Liste“ in Kosovo sei „weder ein Schöngeist noch ein Akademiker“, doch habe „seinem Volk immer beigestanden“, wirft sich sein Schutzherr für den von den USA schon seit 2021 sanktionierten Geschäftsmann in die Bresche. Er werde sich an der „Hetzjagd auf die serbischen Jungs“ nicht beteiligen, so Vucic: Die getöteten Maskenmänner seien „keine Terroristen“ gewesen, sondern durch Kurtis Terror „in den Tod getrieben“ worden.
Zugleich „Brandstifter und Feuerwehrmann“
Laut Serbiens Staatsanwaltschaft sollen sich die Maskenmänner ihre über fünf Millionen Euro teure Ausrüstung angeblich ausgerechnet in Bosniens Muslimhochburg Tuzla beschafft haben. Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani spricht indes von „klaren Beweisen“, dass die Freischärler ihre Ausbildung und Ausrüstung in Serbien erhalten hätten – unter der „Regie“ der serbischen Armee.
Auch bei Serbiens Opposition und unabhängigen Analysten stoßen die präsidialen Erklärungsversuche und die Kurzzeithaft für Radoicic auf Skepsis. Vucic mime bei seiner Inszenierung der „Realityshow“ um die Verhaftung und Freilassung von Radoicic wieder einmal den „Brandstifter und Feuerwehrmann“, kritisiert der Anwalt Ivan Ninic den Präsidenten: „Und wir alle müssen dafür die Zeche bezahlen – vor allem die Serben im Nordkosovo.“
Tatsächlich mehren sich nicht nur im Europaparlament die Stimmen, die scharfe Sanktionen gegen den EU-Anwärter Serbien wie das Einfrieren der EU-Vorbeitrittsmittel fordern. Vucic befinde sich in großen Problemen, da er nicht wisse, wie er mit dem von ihm lange verhätschelten und mit Staatsaufträgen überhäuften Radoicic weiter verfahren solle, so der Belgrader Analyst Nenad Kulacin in einer Analyse für den TV-Sender „Aljazeera Balkans“. Die internationale Gemeinschaft fordere Antworten. Gleichzeitig müsse er bei der Eröffnung eines Prozesses gegen Radoicic vor den nahenden Parlamentswahlen um sein Rating bangen: „Und so sind wir die Geiseln der verfehlten Manöver von Vucic und Radoicic, die das ganze Land an den Rand des Abgrunds geführt haben.“
De Maart
@luxmann
Na dann auf eine gute Zusammenarbeit der Gegensätzlichkeit, geschätzter Luxmann??
@ liah
Das zu schreiben ueberlass ich ihnen.
Keiner muss die propaganda der gegenseite uebernehmen?
@luxmann
Sie dürfen aber gerne auch schreiben, dass Serbien der Agrressor in den Balkankriegen war mit abscheulichen Massakern und Kriegsverbrechen, logischerweise ohne Segen der UNO.
Einfach nur der Vollständigkeit halber.
Die EU ruft nach sanktionen gegen Belgrad.
Die EU, von deren etliche mitglieder den voelkerrechtswidrigen nato angriff gegen Serbien und die abspaltung der provinz kosovo unterstuetzt haben, ist schon wieder aktiv .
In einer falschen sache.
Business as usual.