Montag17. November 2025

Demaart De Maart

KunsteckeImmaterielles Kulturerbe im Mittelpunkt

Kunstecke / Immaterielles Kulturerbe im Mittelpunkt
Seit die Echternacher Springprozession zum weltweit gelisteten Immateriellen Kulturerbe gehört, ist die Motivation, weiteres „immaterielles Kulturerbe“ durch internationale Anerkennung aufzuwerten, gestiegen Foto: Immateriellt Kulturierwe Lëtzebuerg (IKI)

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Am Wochenende starten die „Journées européennes du patrimoine“ in Luxemburg. Am 30. September folgt „den Dag vum Immaterielle Kulturierwen“ in der Abtei Neumünster, ein Novum, geht es doch darum, dieses mittlerweile reichhaltige Kulturerbe des Landes und seiner Bevölkerung einer breiten Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen und im Detail zu präsentieren. Die europäischen Tage des Kulturerbes haben sich dieses Jahr das Motto „Living Heritage“ gegeben und konzentrieren sich demzufolge auf das „immaterielle Kulturerbe“. 

Vor rund 20 Jahren, am 17. Oktober 2003, wurde die Unesco-Konvention zur Wahrung des Immateriellen Kulturerbes unterzeichnet. Luxemburg feiert heuer den 15. Jahrestag der Einrichtung einer nationalen Inventarliste. Dies ist der Grund, warum man in Luxemburg den 30. September zum Ehrentag für das Immaterielle Kulturerbe ernannt hat – eine Gelegenheit, zu dokumentieren, was in diesem Bereich alles passiert ist und laufend analysiert wird.

Vom 23. September bis 1. Oktober finden in Luxemburg rund 45 Veranstaltungen diverser Art statt. Die Ressortministerin hat bei der Vorstellung dieser Tage erklärt, sie freue sich darüber, dass das Immaterielle Kulturerbe vom Europarat ausgewählt worden sei, da gerade dieses Erbe die Bevölkerung mit ihren Traditionen und Besonderheiten auf breiter Basis einbezieht und sich so auf eine „démarche participative“ stützt.

Blick zum Nachbarn

Frankreich hat am vergangenen Wochenende diese europäischen Tage begangen. Es war die 40. Auflage, wobei auch im Hexagon nicht nur auf den Erhalt von alten Mauern, eindrucksvollen Burgen/Schlössern und künstlerisch wertvollen Kirchen hingewiesen wurde, sondern lebendiges Erbgut in Form des „Sports“ speziell hervorgehoben wurde, dies wohl passend zu den Rugby-Weltmeisterschaften in Frankreich und den 2024 in Paris geplanten Olympischen Spielen.

Kritiker bemängeln allerdings, so ein Journalistenkollege in Le Monde, dass man zwar das „Patrimonium“ an zwei Tagen im Jahr feiere, in der restlichen Zeit aber vieles dafür tue, es zu zerstören. Auch haben sich die für den Schutz des Kulturerbes bereitgestellten Haushaltskredite kaum erhöht, eher sind sie unverändert geblieben oder gar geschrumpft. Kein Wunder, dass zahlreiche Gebäude nur durch das vor Jahren eingeführte „Kulturerbe-Lotto“ gerettet werden konnten. Zwar gibt es in Luxemburg kein spezifisches „Lotto“, doch wird der nationale Kulturfonds indirekt teilweise via die Lotteriegesellschaft finanziert, auch hat man rezent eine Art „Spendengala“ inszeniert, um das Gemälde eines bekannten Künstlers als wertvolles Erbgut für das Nationalmuseum durch Erwerb zu erhalten.

Im Weltkulturerbe dabei

Hierzulande wurde das Gesetz zur Denkmalpflege und dem Umgang mit dem nationalen Kulturerbe vor kurzem novelliert. Auch wenn nicht jedermann dabei Freudensprünge gemacht hat, die Initiative erlaubt immerhin einen zeitgenössischeren Umgang mit dem Erhalt des nationalen Kulturerbes. Luxemburg hat 2020 seinen Einzug in die Liste des von der Unesco weltweit anerkannten Kulturerbes gefeiert. In der Tat wurden 1994 „Luxemburg, Altstadt und Festungsanlagen“ von der Unesco als Welterbe anerkannt. Dies ist eine wichtige Errungenschaft gewesen, die unsere Festungsstadt auf die Weltkarte erhaltenswerter Sehenswürdigkeiten gesetzt hat. Das Großherzogtum bemüht sich, auch mit Erfolg, weitere Schritte in diese Richtung zu unternehmen, wobei jedoch vorwiegend andere Programme der in Paris ansässigen Unesco angepeilt wurden und wohl in den kommenden Jahren noch in den Fokus genommen werden könnten, auch wenn in puncto immaterielles Kulturerbe dies auch im Verbund mit Nachbarländern geschehen kann.

Seit die Echternacher Springprozession zum weltweit gelisteten Immateriellen Kulturerbe gehört, ist die Motivation, weiteres „immaterielles Kulturerbe“ durch internationale Anerkennung aufzuwerten, gestiegen, sodass der 30. September so manches zu bieten hat. „Sprangprozessioun“, „Schueberfouer“, „Éimaischen“, „Niklosdag“, „Fléizen“, „Klibbere goen“, „d’Konscht vum Dréchemauerbauen“, „d’Hiewanskonscht“, „Octave“, „Haupeschbléiser“, „Lëtzebuerger Volleksdänz“, „Léiffrawëschdag“ und „Bärbelendag“ sind diesbezüglich nationale Referenzen und werden so oder so an dem Tag im Bereich der Abtei Neumünster präsent sein. Die hier geleisteten Darbietungen und vorgestellten Dokumentationen illustrieren bestimmt die Reichhaltigkeit heimischen „immateriellen Kulturerbes“ und erörtern gleichzeitig dem Publikum den Begriff IK – der übrigens auf einer eigenen Webseite des Kulturministeriums ausführlich erläutert wird – auf plastisch lebendige Weise.

Spannende Workshops und Besuchsprogramme

Bereits vor diesem Tag haben Interessierte die Möglichkeit, an einem Workshop „Mir bauen eis eng Klibber“ am 25. und 26. September in der Schreinerei Baden in Waldbillig teilzunehmen, derweil am 24.9. im Schiefermuseum in Martelingen der Umgang mit Schiefer gelehrt wird. Am gleichen Tag kann die ehemalige Synagoge von Ettelbrück, die 1870 erbaut wurde, besucht werden, während in Vianden in der St.-Niklaus-Kirche die „Kleesercherstraditioun“ neu belebt wird. Eine ganze Woche lang, also vom 24.9. bis 1.10., bietet sich die Chance, den Restaurierungsarbeiten der Vogtei in Wahl beizuwohnen. Am 24.9. nachmittags um 16.00 Uhr bietet der Chor „Musel Frënn“ ein Konzert im Haus „A Possen“ in Bech-Kleinmacher an, eine Veranstaltung, in der die Geschichte der Mosel gesanglich in den Vordergrund gestellt wird. Dies sind nur einige Höhepunkte aus recht bunt und lehrreich gestalteten Tagen der Wahrung des immateriellen Kulturerbes, das bekanntlich ganz unterschiedliche Facetten, stets tief in der Geschichte und den Traditionen des Landes verwurzelt, vorzuweisen hat.

Standen diese Tage im Vorjahr unter dem Motto der Nachhaltigkeit, der Wahrung von Bestehendem, so kommen heuer vorwiegend lebendige und für den Zusammenhalt der Gesellschaft markante Traditionen und Gebräuche wie Berufserfahrungen zur Geltung.