Einige der früheren Kollegen schütteln heute noch den Kopf. Wie konntest du das nur machen, Peter, wie konntest du? Kunstlehrer in Saarburg, Beamter auf Lebenszeit, das ist doch was, finanziell abgesichert. Peter Paul Krings war noch keine 30, hatte eine Familie zu ernähren. Aber dann ging er als Gast zu Frank Elstner in eine Fernsehshow – und änderte alles. Inklusive seines Vornamens.
Da muss er selbst ein bisschen schmunzeln, wenn „Metty“ Krings über die wohl folgenreichste Entscheidung seines Lebens spricht. Sie liegt ein halbes Jahrhundert zurück. Und natürlich hat er alles richtig gemacht, aus seiner Sicht, den sicheren Job hinzuwerfen. „Ich kam aus einem Lehrerhaushalt, wurde selbst Lehrer und bildete auch schon Lehrer aus – aber ich wollte das nicht ewig machen“, sagt Krings, der seit einigen Jahren in Trier-Zewen lebt. Geboren wurde er in Gerolstein, aber ein Eifeler ist er nicht wirklich. Nach Bombenangriffen auf die Stadt zog es die Familie noch in Kriegszeiten in ein Dorf im Saarland.
„Metty“ Krings
… wurde am 13. September 1943 als Peter Paul Krings in Gerolstein geboren und wuchs im Saarland auf. Die Radio-Karriere begann mit etwa 30 Jahren, die Fernsehlaufbahn mit 40 bei RTL plus. Bei RTL war er unter anderem Bereichsleiter für das Kinder/Jugendfernsehen.
Er schrieb Songs, zeichnete, studierte Kunst, alles Kreative interessierte ihn – und pendelte vom Saarland aus nach Saarburg, „weil ich im Saarland einen Namen als Chansonnier hatte und nicht am Ort der Schule wohnen wollte. Ich musste sehr früh aufstehen, aber das war es mir wert.“
Frank Elstner erkannte sein Talent – „Herr Krings, das sollten Sie öfter machen.“ Das sagte Frank Elstner – Jahrgang 1942 – nachdem er Krings in der Fernsehshow „Punkt, Punkt, Komma, Strich“ des damaligen Südwestfunks zu Gast hatte, einem Vorläufer der „Montagsmaler“. „Ich habe ihm danach gesagt: Das erzählen Sie sicher jedem“, erinnert sich Krings. Aber nein, der spätere „Wetten, dass ..?“-Erfinder Elstner machte Ernst, holte ihn nach Luxemburg zum Radiosender RTL – äddi a merci, Beamtenstatus! „Dann nahm das Unheil seinen Lauf“, scherzt Krings: „Aber einen Peter hatten sie schon im Team – so nannte ich mich Metty, nach meinem Vater Matthias.“ Das mit dem neuen Vornamen hatte Elstner Jahre vorher übrigens auch bei RTL erlebt: Er heißt eigentlich Timm Franz Maria Elstner. „Ich hatte zehn tolle Jahre beim Rundfunk. Wir konnten machen, was wir wollten – das habe ich sehr genossen. Wir haben uns in der Morgensendung auch mal die Werbung verlacht, die bei uns lief. Da haben wir schon Comedy gemacht, bevor es den Begriff überhaupt bei uns gab.“ Das RTL-Radioprogramm hatte schon seit den 1960ern Kultstatus bei jungen Musikfans – auch, weil Rock und Pop im erzkonservativen deutschen Radio praktisch keine Rolle spielte.
Vor 40 Jahren wurde auch sein Gesicht bekannt – Seine Stimme kannten viele, ab 1984 dann auch sein Gesicht – Metty Krings war beim Privatfernsehen Mann der ersten Stunde, als RTL plus ab dem 2. Januar 1984 auf Sendung ging (auch wenn es selbst in Grenznähe zu Luxemburg nicht jeder sehen konnte). Und „Metty“ gleich mehrere Sendungen moderierte, die zum großen Teil von der Improvisation lebten: etwa ein Kinderprogramm, „RTL miniplus“ oder eine Musikshow, bei der sich die Anrufer die Songs wünschen konnten und er dann die passende Videokassette in den Recorder schob. Eine gute Idee, kleines Manko: Das Archiv gab außer französischen Songs fast nichts her.

Der Li-La-Launebär und mehr
„Ich werde heute noch auf der Straße erkannt“, sagt Metty Krings, der auch für das ZDF Formate entwickelte. Und zwar auch von vielen Menschen um die 40 – auch wenn er seit einem Vierteljahrhundert kaum noch präsent ist im Fernsehen. Der Grund: Er war der menschliche Mitbewohner des Li-La-Launebärs (1988 bis 1994), der im RTL-Kinderfernsehen zum großen Erfolg wurde – und damit auch den WDR zu „Käpt’n Blaubär“ inspiriert haben dürfte. Der ist blau – der Li-La-Launebär aber nicht lila, sondern braun. „Li und La standen für die unterschiedlichen Launen“, sagt Metty Krings, der sich in sein Kölner RTL-Studio auch immer wieder prominente Gäste einlud.
Ein Kreativer, aber kein Schauspieler – Seine Berufsbezeichnung? „Ich bin Kreativer“, so nennt er es. Auch weil das vieles abdeckt von dem, was er macht und gemacht hat. Da sind die deutschsprachigen Songs, die er schon in den 1960ern geschrieben hat – und wo er auch mal beim Waldeck-Festival mit Reinhard Mey und Hanns-Dieter Hüsch auftreten sollte: „Aber da bin ich noch vor meinem Auftritt abgereist, als ich gesehen habe, wie eine kleine, aggressive Studentengruppe den Hüsch niedergebrüllt hatte, obwohl der nun wirklich auch ein Linker war. Das wollte ich nicht, das war nicht meine Welt.“ Auch das Zeichnen gehörte immer dazu. So wollte auch Asterix-Miterfinder Uderzo mal einen gezeichneten „kleinen Raben“ haben, als Krings ihn in Paris besuchte, ein Markenzeichen. Umgekehrt hängt auch ein echter Asterix von Uderzo gerahmt bei Metty Krings im Trierer Wohnzimmer. Neben Gold- und Platin-Schallplatten für die Musik zum „Li-La-Launebären“ und für seine Texte für das erfolgreiche Volksmusik-Duo „Judith & Mel“. Nur eins sei er nicht, auch wenn „Wikipedia“ das anders sieht: ein Schauspieler. Immer den gleichen Text vortragen, jedes Mal gleich, Silbe für Silbe, „ich bewundere die Leute, die das können – aber das war nie mein Metier. Auf der Bühne fühlte ich mich zu eingeengt. Auch wenn ich im Trierer Theater mit meinem Musical „Metty und Mettymäuse“ auch selbst aufgetreten bin.“ Es ist auch kein Problem für ihn, dass er vor allem mit Kinderfernsehen verbunden wird: „Ich habe mein Leben lang Unterhaltung gemacht, bin aber eigentlich der philosophisch nachdenkliche Typ.“

Keine große Feier zum 80. – Seinen 80. Geburtstag wird Metty Krings, bereits zweifacher Ur-Opa, erst mal nicht groß feiern – das will er irgendwann nachholen.
De Maart
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