Roger Federer? Hat am Dienstag mal vorbeigeschaut in Wimbledon und sich feiern lassen dafür, dass er am 6. Juli vor 20 Jahren seinen ersten von acht Titeln hier gewonnen hat. Der ewige Rafael Nadal? Ist nicht da, vielleicht im kommenden Jahr noch ein letztes Mal. Novak Djokovic? Ist der große Favorit, wer sonst. Ach, und dann ist da noch Andy Murray, Sir Andy Murray, um genau zu sein, das schon gerne mal übersehene Mitglied der einstigen „Großen Vier“.
Zugegeben, dass Murray am Dienstag und noch dazu vor den Augen von Prinzessin Kate und Federer den Centre Court im All England Club betrat, hätte noch vor vier Jahren niemand mehr geglaubt. Es wird aber auch nicht mehr so oft passieren. Murray ist jetzt 36 Jahre alt, und vor diesem Turnier hat er schon angekündigt, dass auch sein Ende als Spieler naht: „Ich habe da eine Idee in meinem Kopf, wann ich aufhören möchte. Es ist noch nicht endgültig, aber in Planung.“
Von Wimbledon will Murray einstweilen mitnehmen, was er noch kriegen kann in der wenigen Zeit, die er sich noch gibt. „Es ist für mich das wichtigste Turnier des Jahres“, versichert er, „ich liebe es hier.“ Tatsächlich kommt der Schotte ziemlich oft vorbei an der Church Road in London SW19. Als Sieger von 2016 und 2013 ist er „ja zum Glück ein Mitglied“, er trainiert dann auf der Anlage oder im Fitnessraum oder macht „halt irgendwas“. Er wohnt auch nur 20 Autominuten weg.
Dass er noch spielen kann, liegt an der Hüftoperation Anfang 2019. Murray bekam mit einer speziellen Methode rechts ein künstliches Gelenk eingesetzt, versehen mit einem metallenen Oberflächenersatz. Es war der Moment, als die „Großen Vier“ auf die „Großen Drei“ reduziert wurden: So unabdingbar der Eingriff auch war, er geschah „unglücklicherweise, als ich am Zenit meiner Karriere war“, sagt Murray. Mehr als drei Grand-Slam-Titel sind es deshalb nicht geworden.
Murray aber hat einfach weitergemacht seit der Operation – und vor Wimbledon festgestellt, dass er, „was die Freude am Spiel und am Wettkampf angeht“, jetzt viel besser drauf sei als damals. Kann man ihm glauben. Er hat zuletzt unter anderem drei unterklassige Challenger gespielt und gewonnen, darunter in der englischen Kleinstadt Surbiton. Es war sein erster Turniersieg auf Rasen seit 2016 in Wimbledon – wo er außerdem 2012 Olympiagold gewann (wie 2016 in Rio).
Sein Auftaktmatch gegen den Engländer Ryan Peniston gewann Murray am Dienstag ziemlich souverän in drei Sätzen, danach sagte er: „Ich glaube, ich bin einer der besten Rasentennisspieler der Welt, ich fühle mich auch körperlich gut.“ Davon abgesehen: Beim letzten Mal, als Murray in der ersten Runde gegen einen Briten spielte, hat er Wimbledon gewonnen. Ha! „Brillant, großartig“, entfuhr es ihm mit einem Grinsen, „da können wir schon mal anfangen zu feiern.“
De Maart
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