Dienstag11. November 2025

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LuxemburgVom Modeartikel zur Wertanlage: Heiß begehrte Treter auf Sneakermesse

Luxemburg / Vom Modeartikel zur Wertanlage: Heiß begehrte Treter auf Sneakermesse
Sneakers standen am Wochenende in der Luxexpo im Mittelpunkt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Sneaker sind bequem, vielseitig tragbar und gehören in jeden Schuhschrank. Angesagt ist die sportlich anmutende Fußbekleidung nicht nur zu Partys. Selbst in der Businessbranche sind Sneaker, unter Beachtung einiger Stilregeln, salonfähig. Für die meisten Menschen sind diese Turnschuhe nicht mehr als ein gewöhnlicher Modeartikel. So verrückt es auch klingen mag, Sneaker sind seit etlichen Jahren ein Sammelobjekt und qualifizieren sich sogar als Geldanlage mit extrem hohen Renditen.

Am vergangenen Wochenende fanden sich in den Ausstellungshallen der Luxexpo viele Hundert Jugendliche aus dem In- und nahen Ausland ein. Das Ziel ihres Besuches war es, anlässlich der Sneakermesse die neuesten Modetrends in Sachen Streetwear zu entdecken sowie fehlende Modelle und limitierte Auflagen für die eigene Sneaker-Sammlung zu erwerben.

Das Sneakersammeln stammt ursprünglich aus den USA. Ein Name steht seit 1985 als Synonym für diese besondere Szene: Michael Jordan und seine gleichnamige Air-Jordan-Schuhserie vom Hersteller Nike. Das erste Modell, ein rot-weiß-schwarzer Nike Air Jordan 1, erschien 1985. Heute wird das Original zu fast unbezahlbaren Preisen gehandelt. Genauso begehrt sind neu aufgelegte Retromodelle im Original Colorway.

Ronny Erpelding, Mitbegründer des eingetragenen Vereins „Sneakers Luxembourg“, stand dem Tageblatt Rede und Antwort zu der besonderen Sammelleidenschaft.

Für manche der jungen Menschen sind die Sneakers richtige Wertanlagen
Für manche der jungen Menschen sind die Sneakers richtige Wertanlagen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Prägende Images dank Superstars

Ähnlich wie bei anderen Sammelobjekten hat auch in der Sneaker-Szene jeder Sammler spezifische Kriterien, so Ronny Erpelding. Bevorzugt würden sich die Liebhaber auf jene Schuhe stürzen, die aus Kollaborationen zwischen Herstellern und Sportlern oder Künstler entstanden sind. Wichtige Namen in der Szene sind jene von Superstars wie Michael Jordan, Serena Williams, Tiger Woods oder etwa Stan Smith. Erstere kooperierten mit dem Hersteller Nike, Stan Smith arbeitete mit Adidas zusammen.

Doch auch Modedesigner schreiben Geschichte in der Sneaker-Branche, zu erwähnen sind etwa der amerikanische Designer Virgil Abloh, der 2021 im Alter von 41 Jahren verstarb. Lange Jahre war er im Hause Louis Vuitton für die Männermode zuständig. Nach seinem Tod versteigerte Sothebys 200 Paare von Ablohs entworfenen Sneakers für 25 Millionen Euro.

Air Jordans gehören zu den beliebtesten Modellen
Air Jordans gehören zu den beliebtesten Modellen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

„Sammler sind wie Jäger, ihre Beute sind größtenteils limitierte Sonderauflagen“, so Ronny Erpelding. Modelle wie „Back to the future“ seien nur 89-mal produziert wurden. Der durchschnittliche Marktwert liege bei 60.000 Euro, unterstreicht der eingefleischte Sammler. Beliebt seien auch Sonderauflagen, die aus Kollaborationen von Louis Vuitton, Christian Dior oder Tiffany entstanden seien. Nicht alle Schuhe seien so teuer, etwa der Nike Dunk Low SB Sandy Bodecker zu Ehren der Auktionsplattform Ebay werde derzeit zwischen 350 und 500 Euro gehandelt.

„Modelle, die heute neu für ein paar Hundert Euro über die Theke gehen, könnten sich in ein paar Jahren als eine echte Wertanlage entpuppen“, erzählt Erpelding. Etliche Jugendliche würden heute in Sneaker investieren, vorzugsweise in Nike-Schuhe. Andere Marken seien eher Nischenprodukte und somit weniger interessant. Gehandelt werde vorwiegend auf Sneakermessen sowie auf spezifischen Onlineplattformen, erklärt der Sneaker-Liebhaber.

Ein Paar schöner als das andere
Ein Paar schöner als das andere Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

830 Paar Sneaker

Doch was begeistert eigentlich junge Menschen für das Sneaker-Collecting? Lars, 42, aus Koblenz, besitzt 830 Paar – alle aus der Air-Jordan-Serie. Er sei sogar wegen Platzmangel in eine größere Wohnung umgezogen. Seine Sammlung bestehe nicht nur aus den Schuhen selbst, sondern aus ebenso vielen Originalkartons. Verkaufen tut er das Schuhwerk nicht. „Jedes Paar Schuhe, das ich sammle oder trage, holt mich zurück in die Zeit meiner Kindheit und Jugend.“ Lars war selbst Basketballspieler in Halle-Saale, daher auch seine Verbundenheit zu Michael Jordan. Seine Leidenschaft hat er mittlerweile zum Beruf gemacht. Er arbeitet heute als Storemanager bei Snipes, einer bekannten Handelskette für Sneaker und Streetwear.

Lars ist es wichtig, „die Schuhe von Michael Jordan zu tragen, an den Füßen zu spüren“. Immerhin habe Jordan in vielen der heute aufgelegten Modellen entscheidende Siege im Basketball eingefahren. Daher müsse man diese Schuhe halt tragen. Nach eigenen Angaben ist Lars quasi der einzige Sammler, der nur Schuhe erwirbt, aber nie verkauft. Seine Sammlung stellt er auf Instagram vor. 

Manche personalisieren ihre Schuhe: zum Beispiel mit speziellen Farben 
Manche personalisieren ihre Schuhe: zum Beispiel mit speziellen Farben  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

DIY und Lagerung

Für andere Messebesucher spielt nicht das Modell eine Rolle, sondern die mögliche Gewinnanlage. Mehrere junge Menschen berichteten uns von ihrem Handel und hohen Renditen. „Je seltener und je exklusiver, umso teurer werden die Sneaker später gehandelt“, sagt uns ein Insider aus der Szene. Es gibt jedoch ein Aber: „Die Lagerung der Schuhe ist gar nicht so einfach“, erklärt Ronny Erpelding. Diese müssten am besten unter Ausschluss von Sauerstoff gelagert werden, kühl und trocken und vor UV-Licht geschützt. Schenke man der Lagerung keine Aufmerksamkeit, könnte sich das Schuhwerk schnell „zersetzen“ und somit wertlos werden.

Unter den Schuhliebhabern gibt es noch eine weitere Subkultur: Jene Leute, die ihr Schuhwerk personalisieren möchten. Während die führenden Hersteller die Personalisierung beim Einkauf ermöglichen, legen verschiedene Künstler selbst Hand an. Auch dazu gab es passende Angebote, etwa spezifische Farben und Marker, Pinsel oder Schablonen. Die DIY-Methode erlaubt es, „die eigene Persönlichkeit kreativ zum Ausdruck zu bringen“.