Camille Diener, einer der Verantwortlichen des Museums, konnte am vergangenen Samstag nur wenige ehemalige Arbeitskollegen empfangen. Ziel des Stammtischs sollte es sei sein, Anekdoten aus dem Arbeitsalltag niederzuschreiben, um so die Erinnerungen für nachfolgende Generationen zu erhalten. Es war aber nicht der erste Stammtisch, weitere sind geplant.
Für unsere Leser haben wir eine Auswahl an teilweise lustigen Anekdoten von Chantal, Viviane, Guy Camille und Camille festgehalten.
Vom Camper zur Arbeit
Innerhalb der Gendarmerie wurden die Beamten bestimmten Dienststellen zugeteilt. Oftmals war mit einem Wechsel der Dienststelle auch der Einzug in eine Dienstwohnung verbunden. Einem Gendarmen sollte dies nicht so recht gelingen, denn der Vormieter wollte nicht ausziehen. Um dennoch in der Nähe der Dienststelle zu wohnen, stellte der Betroffene seinen Camper vor das Dienstgebäude. Innerhalb weniger Tage habe der Colonel das Problem gelöst. Das Ganze habe sich nahe dem belgischen Grenzgebiet abgespielt, es sei jedoch kein Einzelfall gewesen. Auch habe einer der Vorgesetzten auf dem Camping gelebt.

Mit der Jagd auf den berühmten Bombenleger waren quasi alle Ordnungshüter beschäftigt. So auch Camille. Eines Tages sei er einer Zivileinheit zugeteilt gewesen, mit dem Befehl, die Region rund um Neudorf, Clausen bis zum Findel zu überwachen. Camille und sein Arbeitskollege hätten eine andere Einheit zum dritten Mal auf Anhöhe der Brauerei Funk-Bricher gekreuzt. Beim dritten Mal sprangen die uniformierten Beamten aus dem Fahrzeug und stoppten, mit Maschinengewehren ausgestattet, Camille und seinen Kollegen in Zivil. Die Geheimhaltung hatte funktioniert, denn beide Einheiten wussten nichts vom Einsatz der jeweils anderen.
Viviane erlebte ähnliches. Anrufer hatten die Gendarmerie über ein gefährliches Autorennen in der Hauptstadt benachrichtigt. Viviane und ihre Kollegen fuhren mit Blaulicht und Sirene hinterher. Kurze Zeit später stoppten sie die Rennfahrer. Es waren Kollegen der Polizei Luxemburg, in Zivil. Die Polizisten verfolgten ein verdächtiges Fahrzeug. Wegen der Kommunikation sei es heute gut, dass es nur noch ein Polizeikorps gebe, meinten die Anwesenden.

Rostige Fahrzeuge und fehlendes Blaulicht
Die Beamten der Gendarmerie waren früher nicht unbedingt zu beneiden. Ihr Einsatzmaterial sei nicht das beste der Welt gewesen und manche Fahrzeuge rosteten sehr schnell vor sich hin. Heute lacht Viviane über einen Vorfall in der Nähe Porte Neuve/rue Aldringen in der Hauptstadt, der durchaus hätte tödlich enden können. Zusammen mit ihrem Kollegen sei Viviane auf Streife gewesen. Im Eildienst fuhr der Arbeitskollege einen Peugeot 504 Ti. „Es ging recht schnell und ich hielt mich mit beiden Händen an der Beifahrertür fest“, lacht Viviane. „Dann ging es ‚mit Schmackes ëm d’Kéier’ in die rue Aldringen. Die Beifahrertür flog auf, und ich wäre fast aus dem Einsatzwagen herausgefallen. Mein Kollege packte mich reflexartig am Wickel und zog mich wieder herein“, erzählt Viviane.
Apropos rostende Fahrzeuge. Camille erzählt von einer Fahrt im Eildienst. Im „Eecher Bierg“ fuhr ein Peugeot 504 über ein Schlagloch. Daraufhin fielen die Scheinwerfer kurzerhand heraus. In der Werkstatt habe man diese offenbar mit Klebeband befestigt.
Der Rost machte auch vor Schiebetüren nicht Halt. Eines Tages hätten Viviane und ihr Kollege auf der Autobahn eine Person festgenommen. „Wir setzten den Häftling auf die Rücksitzbank des Einsatzfahrzeugs. Die Schiebetür verschlossen wir mit Schmackes. Offenbar zu fest, denn die Tür flog aus den Führungsschienen heraus“, erzählt Viviane. „Also stellten wir die Tür in die passende Lücke und versuchten, diese mit Muskelkraft zu verschließen, bis Verstärkung eintraf, um den Häftling abzuführen.“

„Wir waren damals als Sondereinheit rund um Echternach im Einsatz. Unser Dienstfahrzeug war ein Fahrzeug der ‚Brigade volante’“, so Guy Camille. „Auf dem Weg zum Einsatz fuhren wir vermeintlich mit Blaulicht und Sirene. Am Einsatzort angekommen, stellten wir fest, dass wir überhaupt kein Blaulicht hatten“, so Guy Camille. Dieses habe im Kofferraum gelegen.
Mit Geschlechtsverkehr im öffentlichen Raum waren die Beamten häufiger konfrontiert. Eine Einsatzmeldung führte Viviane und ihren Kollegen zu einer Autobahnabfahrt. Dort blockierte ein Fahrzeug die Straße. Nachdem man die Gefahrenstelle abgesichert habe, marschierten die Beamten zum blockierenden Fahrzeug. Die Fensterscheiben seien beschlagen gewesen und das Auto habe gewackelt. Die Beamten klopften ans Seitenfenster. Ein männlicher Insasse öffnete das Fenster und fragte, was los sei. „Sie stehen mitten auf der Autobahnausfahrt, das ist extrem gefährlich“, ermahnte Viviane den Fahrer. Dieser habe sich entschuldigt und gemeint, „es sei sehr dringend gewesen“. Ähnliche Erlebnisse hatten auch die anderen Beamten, wenn sich Pärchen in ihrem Auto „amüsierten“.
Polizei, dein Freund und Helfer?
Es ist kaum zu glauben, doch Viviane begegnete persönlich dem grünen Monster „Hulk“. „Die Einsatzmeldung lautete: randalierende Frau in einem Café. Als wir eintrafen, stand vor uns eine vollständig grün angemalte Frau. Das war keine Frau, sondern ein Monster“, so Viviane lachend. Im besagten Café habe sie alles demoliert. Die männlichen Kollegen konnten die Frau jedoch nicht bändigen, wie Viviane uns erzählt. Denn die Frau griff mit ihren mächtigen Händen sofort in die Genitalien der männlichen Kollegen. Diese schrien dann laut auf. Schlussendlich hätten vier Gendarmen die Frau später überwältigt.
Auch Piloten gehörten zur Kundschaft der Beamten. Chantal war an einer Verkehrskontrolle zwischen Ettelbruck und Feulen beteiligt. Ein Raser verwechselte offenbar die Fahrbahn mit einer Flugzeugpiste. Er war mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs. Als die Beamten den Fahrer stoppten, habe Chantals Arbeitskollege nach dem „Pilotenschein“ gefragt. Der Fahrer präsentierte daraufhin seine Pilotenlizenz. Im Val de Hamm stoppte Viviane einen alkoholisierten Fahrer. Der Beifahrer sei ebenfalls stark betrunken gewesen. Man entschied sich, die beiden zur Dienststelle zu bringen. Doch diese wollten unbedingt zum Flughafen. Später habe sich herausgestellt, dass die beiden Trunkenbolde Piloten einer isländischen Fluggesellschaft waren. Beide waren auf dem Weg zum Findel und sollten kurze Zeit später mit ihrer Maschine nach Island fliegen.
Die Polizei, dein Freund und Helfer. Unter diesem Motto stoppte Viviane eines Tages ein Fahrzeug in Höhe des „Pôle Nord“. Zuvor habe der Fahrer weder das Rotlicht noch Stoppschilder beachtet. Auf die Frage, was denn los sei, habe der Mann panisch geantwortet: „Et geet net méi, et geet net méi, et kënnt, et kënnt.“ Erst dann erblickte Viviane eine hochschwangere Frau auf der Rückbank des Fahrzeugs. Die Beamten begleiteten das Paar mit Einsatz von Sondersignalen zum Krankenhaus.
Anekdoten wie diese könnte man seitenweise niederschreiben. Für die Museumsleiter war der erste Stammtisch ein lustiges Treffen, gemeinsam konnte man bei einem „Patt“ lachen und witzige Geschichten austauschen.
Doch leider war der Alltag nicht immer so. Die pensionierten Beamten werden wohl nie jene Erlebnisse vergessen, bei denen ihre Kollegen im Dienst ums Leben kamen, so etwa Patrice Conrardy, der beim Raubüberfall auf die BIL erschossen wurde. Erst nach diesem Ereignis habe man die Beamten mit kugelsicheren Westen ausgestattet, so das Quartett.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können