Trotz fortschreitender Überalterung ist eine Rentenreform in Polen ein rotes Tuch. Dies gilt vor allem für die rechtspopulistische Regierung, aber auch die liberale und linke Opposition. Jaroslaw Kaczynskis Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) hatte nämlich die Macht in Polen im Herbst 2015 mit dem Versprechen erobert, Donald Tusks verhasste Rentenreform zu stoppen. Die Liberalen wollten das Rentenalter von 60 Jahren für Frauen und 65 Jahren für Männer gestaffelt ab 2013 auf 67 Jahre für alle erhöhen. Dagegen waren Ende 2012 laut Umfragen 84 Prozent der Männer und 91 Prozent der Frauen – ein ideales Protestreservoir für PiS. Nach dem PiS-Wahlsieg wurde Tusks Rentenreform im Oktober 2017 gestoppt. Kaczynskis Regierungsmannschaft brachte dies auch jenseits rechtskatholischer Kreise viel Applaus.
Im November wird in Polen ein neues Parlament gewählt. PiS will die Wahlen ein drittes Mal in Folge gewinnen und die „konservative Revolution“ vollenden. Allein solche Reformgedanken würden dieses Vorhaben torpedieren.
Experten warnen derweil vor einer massiven Überalterung. Dies könnte dazu führen, dass im Jahr 2050 die Rente statt heute rund 50 Prozent des letzten Einkommens nur noch 30 Prozent beträgt. Um dies zu verhindern, regten über 40 Ökonomen in der Tageszeitung Rzeczpospolita eine Erhöhung des Rentenalters vor allem für Frauen an. Doch eine Rzeczpospolita-Umfrage hat ergeben, dass 41 Prozent der Polen trotz sinkender Renten am bisherigen Rentenalter festhalten möchten, während nur 27 Prozent für eine Anhebung sind. 32 Prozent hatten dazu keine Meinung.
De Maart
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