Dienstag4. November 2025

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BoxenDie IBA und der eigene Weg in der Russland-Frage

Boxen / Die IBA und der eigene Weg in der Russland-Frage
Umar Kremlew, Präsident des Box-Weltverbandes IBA, steht in der Kritik Foto: Alexander Zemlianichenko/AP

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Der Box-Weltverband IBA steht auch wegen seiner Russland-Politik massiv in der Kritik und vor einer ungewissen Zukunft. Die Frauen-WM in Indien wird von vielen Ländern boykottiert.

Umar Kremlew und Wladimir Putin sind auf einer Wellenlänge. Immer wieder lachen der IBA-Boss und der russische Kriegsführer Seite an Seite, tauschen sich bei der Eröffnung eines Boxzentrums in Moskau im Herbst vertraut aus. Kremlew, ein Russe, kämpft an der Spitze des taumelnden Amateur-Weltverbandes gerne mit eigenen Mitteln – und muss dafür massive Kritik einstecken.

Etwa ein Dutzend Nationen boykottieren aus Protest die am Mittwoch gestartete Frauen-WM im indischen Neu-Delhi, darunter die USA, Großbritannien – und natürlich die vom russischen Angriffskrieg gebeutelte Ukraine. Denn anders als im Großteil des Weltsports haben russische und belarussische Athletinnen und Athleten bei den Titelkämpfen in Indien und bei der Männer-WM im usbekischen Taschkent (1. bis 14. Mai) eine uneingeschränkte Teilnahmeerlaubnis – mit Flagge, mit Hymne. Erst vor wenigen Monaten hatte die IBA den Vertrag mit Hauptsponsor Gazprom verlängert.

Die Verfehlungen der IBA sind lang, der Verband ist angezählt und bereits seit 2019 wegen „mangelnder finanzieller Transparenz“ und „fehlender Integrität der Schiedsprozesse“ vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) suspendiert. 500 Tage vor Beginn der Spiele in der französischen Hauptstadt ist die Zukunft des Amateur-Boxens ungewisser denn je.

IOC-Überwachungsteam in Indien

Die IBA habe „kein wirkliches Interesse am Boxsport und den Boxern“, sondern sei nur „an der eigenen Macht interessiert“, teilte das IOC zuletzt nach dem IBA-Kongress mit. Aus dem Programm für Los Angeles 2028 wurde Boxen bereits gestrichen, bereits in Tokio 2021 organisierte eine vom IOC eingesetzte Taskforce die Wettkämpfe.

Der Boykott bei der WM ist nun eine weitere Stufe der Eskalation – und zeigt, wie es im Weltsport auch laufen kann. Während das IOC in der „Russland-Frage“ für die Spiele in Paris händeringend nach einer Lösung sucht und beispielsweise der Internationale Fechtverband (FIE) mit der Wiederzulassung russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten einen viel kritisierten Vorstoß wagt, geht die IBA unter Kremlew schon längst einen eigenen Weg.

Die Boykott-Entscheider seien „schlimmer als Hyänen und Schakale“, sagte Kremlew, der in Neu-Delhi aber immer noch 300 Boxerinnen aus 65 Nationen begrüßen darf. Des Weiteren darf er ein Überwachungsteam des IOC begrüßen – der Besuch des IOC-Überwachungsteams unter der Leitung von PricewaterhouseCoopers (PwC) gehört dabei zu einem kontinuierlichen Beobachtungsprozess der IBA durch das IOC. (SID)