Samstag15. November 2025

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SerbienDer Kampf um Europas Raucherhochburg geht in die nächste Runde

Serbien / Der Kampf um Europas Raucherhochburg geht in die nächste Runde
 Foto: AFP

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Serbiens Gesundheitsministerium versucht erneut die Durchsetzung des Rauchverbots in der Gastronomie – mit ungewissen Erfolgsaussichten.

Steht Europas Raucherhochburg vor dem Fall? Die Ära der rauchgeschwängerten Schankstuben und Tanztempel soll sich nun auch im Raucherparadies Serbien ihrem Ende nähern – zumindest wenn es nach dem Willen von Gesundheitsministerin Danic Grujicic geht.

Mit der steigenden Zahl von an Lungenkrebs erkrankten Patienten begründet die Ministerin ihren Gesetzentwurf, mit dem sie auch in der Gastronomie ein rigoroses Rauchverbot durchzusetzen hofft: „95 Prozent der an Lungenkrebs Erkrankten sind langjährige Raucher.“

Nur die Zigarettenpreise von umgerechnet 1,17 Euro pro Packung sind in Serbien weiter konkurrenzlos niedrig. Die Statistiken von Eurostat weisen Serbien nach Bulgarien und der Türkei mit 26,2 Prozent hingegen als das Land mit dem dritthöchsten Raucheranteil in Europa aus: Heimische Erhebungen beziffern deren Anteil gar auf ein knappes Drittel der Bevölkerung.

Groß war denn auch das öffentliche Wehklagen, als Belgrad auf EU-Druck 2010 ein Rauchverbot am Arbeitsplatz einführte. Doch nicht nur dessen nachlässige Umsetzung, sondern auch die Ausnahmeregelungen für die Gastronomie sorgen dafür, dass der vermeintliche Raucherbann kaum Effekt hat. Zwar sind in den Wirtshäusern meist einige Tische mit Rauchverbotsschildern versehen. Doch die undurchdringlichen Nikotinschwaden, die die Schankstuben durchziehen, machen vor keinen imaginären Grenzen Halt.

Nun will Grujicic mit hohen Geldstrafen die Wirte zu rauchfreien Kneipen zwingen: „Wenn man nur 5.000 Dinar (42 Euro) zahlen muss, bleibt alles verraucht. Wenn die Strafe eine Million Dinar (8.500 Euro) beträgt, werden die Leute gut nachdenken.“ Für rigorose Strafen plädiert auch der Arzt Vladimir Jakovljevic: „Wir sind ein Volk, das es nicht liebt, Vorschriften zu befolgen. Aber mit finanziellen Mitteln wird sich das regeln lassen.“

Doch ob der Gesetzentwurf überhaupt zur Abstimmung kommt, ist noch keineswegs gewiss. Die Widerstände gegen ein Rauchverbot sind groß – auch in den Regierungsreihen. Einerseits ist Serbiens geschäftstüchtige Politikerkaste über Strohmänner oft selbst an Gastronomie-Betrieben beteiligt. Andererseits fürchtet das Finanzministerium ein rückläufiges Steueraufkommen.

Gastronomie-Verbände klagen, dass die Branche noch immer an den Folgen der Corona-Pandemie zu knabbern habe und weitere Einnahmeausfälle kaum verkraften könnte. Der Chef des Hotelierverbands weist wiederum darauf hin, dass Belgrad wegen völlig veralteter Kraftwerke ohnehin zu den Städten mit der stärksten Luftverschmutzung in Europa zähle: „Die Zigaretten sind dafür sicher nicht der Hauptgrund.“