Das Empfangszentrum Mirador, untergebracht in der ehemaligen Steuerbühne des Aufzuges, welcher den Hochofen bestückte, besteht noch keine 20 Jahre. Es liegt unscheinbar am rechten Rand des Spazierweges bzw. des Radweges PC12 und beherbergt die Büros des regionalen Forstamtes. Begibt man sich in das umliegende Naturschutzgebiet „Schwaarzenhaff“, so wird man schnell feststellen, dass man sich hier inmitten eines einzigartigen Lebensraums für Fauna und Flora befindet.
Mit etwa 150 Hektar ist der „Schwaarzenhaff“ ein Teilgebiet des 6.697 Hektar umfassenden Natura-2000-Schutzgebiets. Es erstreckt sich zwischen den Ortschaften Steinfort und Eischen. Südlich bildet der Fluss Eisch die Grenze zwischen Luxemburg und Belgien. Von besonderer Bedeutung sind die sogenannten „Steekollen“ bei Steinfort und der „Jongebësch“ in der Nähe von Eischen. Der Reichtum des Naturschutzgebiets besteht vorwiegend aus halbnatürlichem Trockenrasen, Auwald, Feuchtwiesen, Buchenwäldern und zweischichtigen Mischwäldern.

Einst befanden sich in dieser Region die Anlagen der Steinforter Hüttenwerke, deren Ursprung auf das Jahr 1846 datiert. Im Eischtal wurden in den Anfangsphasen sogenannter Alluvialerz im Tagebau abgebaut. Das Erz befand sich auf der freien Feldflur, etwa einen halben bis einen Meter tief unter der Rasen- oder Ackerfläche. Als Nebenprodukt der Schmelz fielen jede Menge Schlacken an. Diese wurden in Schlackenhalden rund um die Hüttenwerke aufgeschüttet und gelagert. Teilweise wurden die Schlacken nach dem Ersten Weltkrieg in der Ziegelfabrik verarbeitet.
Zum Betrieb der Hüttenwerke war auch eine Wasserkühlung notwendig. Diese stammte aus einem eigens angelegten Stauwehr nahe dem „Schwaarzenhaff“. Dieses waghalsige Industrieprojekt sollte aber nie so richtig gelingen. Zur Kühlung reichte das Wasser nie aus, ebenso wenig wie zur späteren Stromproduktion zwecks Betreiben einer Turbinenanlage. Zurück blieb ein Stausee mit etwa 100.000 m2 Fläche und einer Maximaltiefe von 8,5 Meter. 1935 ertrank der damalige Förster Pierre Dostert beim Baden im Stausee. Zur Bergung der Leiche wurde der See entleert, die Schleusen jedoch nie wieder verschlossen.
Ein weiteres Gewerbe im Einzugsgebiet des „Schwaarzenhaff“ war bereits um 1900 ein Steinbruch der Gebrüder Collart. Dort wurde vor allem Sand für die Hüttenwerke abgebaut, ebenso wie jede Menge Gestein. Die Steinbrüche waren bis in die 1970er Jahre in Betrieb.
Von den Anlagen aus Steinforts Industriezeitalter ist kaum noch etwas vorhanden. Geblieben ist ein einzigartiges Naturschutzgebiet, dessen Vielfältigkeit vor allem auf die Hinterlassenschaften der Industrie zurückzuführen ist. Wie man aus mehreren Quellen erfährt, hat der Mensch teilweise Hand angelegt, um neue Lebensräume zu schaffen.

Wertvolles Refugium
Der „Schwaarzenhaff“ ist hierzulande eines der letzten Refugien für die Kreuzkröte und die Geburtshelferkröte. Die landschaftliche und geologische Beschaffenheit des Geländes, mit Feucht- und Trockengebieten, ist ein Lebensraum für weitere seltene Arten wie Schwarzstorch, Schlingnatter oder Biber. Sehr wohl fühlen sich auch zahlreiche Echsenarten, wie beispielsweise die Zauneidechse. In der Welt der Flora kann man die seltene Flechte Cladonia Cariosa (gedrängte Säulenflechte) erwähnen, ebenso wie seltene Orchideenarten, die in den kalkhaltigen Böden besonders gut gedeihen.
Dem Förster Ben Louis ist der Naturschutz sehr wichtig. Allerdings besteht er darauf, den Menschen stets auf konstruktive Art in die Natur mit einzubeziehen, wie er uns im Tageblatt-Gespräch erzählt.
So ist es denn auch für ihn und seine Mitarbeiter normal, im „Schwaarzenhaff“ Aktivitäten für Grund- und Sekundarschüler anzubieten. Zu seinen „Schützlingen“ gehören auch Schulabbrecher, die einen Wiedereinstieg ins Schulsystem wagen. Diese Schüler der sogenannten „seconde chance“ beteiligen sich einmal wöchentlich an unterschiedlichen Projektarbeiten, beispielsweise dem Herstellen von Eichel-Kaffee oder dem Verarbeiten von Weiden, um nur diese zu nennen. Auch lernen die Schüler die Waldwirtschaft näher kennen.
Ein breit gefächertes Angebot an Aktivitäten richtet sich an die Öffentlichkeit. Zu den Angeboten zählen beispielsweise Wanderungen mit Wildkräuter- und Pilzexperten, Vogelbestimmungen unter Anleitung von Ornithologen, oder Kunst im Wald durch das Skulptieren von Figuren mithilfe der Motorsäge. Im Gebiet „am Faascht“ können sich Naturliebhaber über Übernachtungen unter dem Motto „Schlafen in den Bäumen“ oder „Eine Nacht unter Sternen“ freuen, wie uns der Förster erklärt.
Ben Louis möchte den Menschen näher an die Natur heranbringen, denn die Leute sollen wissen, was die Natur ihnen „liefere“. Am Beispiel der Brennholzversteigerung lädt der Förster alle Interessenten zu einem Umtrunk und einem Rundgang durch den Wald ein. In einer lockeren Atmosphäre begegnen die „Kunden“ den Waldarbeitern. Auf diese Weise würde die Wertschätzung für den Rohstoff Holz und der Respekt für den Beruf des Waldarbeiters gefördert, so Louis. Das könne beispielsweise ein Baumarkt oder ein Holzhändler nicht bieten.
Das Mirador gehört, was die Besucherzahlen angeht, zum zweitgrößten Naturschutzzentrum im Land. Circa 6.000 Leute im Jahr suchen das Zentrum gezielt für Aktivitäten und Wanderungen auf. Um noch mehr junge Menschen für das Naturschutzgebiet zu begeistern, ist das „Centre Mirador“ in den sozialen Medien sehr aktiv. Die Naturentdeckungspfade können auf einem Rundgang von etwa 13 km erkundet werden. Weitere Wander- und Radwege führen bis nach Eischen und Clairefontaine, die herrlich einladend sind, um einen Tag in einer einzigartigen Natura-2000-Zone zu erleben.
De Maart
















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