Allein in Australien sollen über 130.000 Dipolantennen aufgebaut werden, in Südafrika fast 200 Parabolantennen. Zusammengenommen entsteht so das größte Radioteleskop der Welt. Die Standorte, die das internationale Forscherteam ausgesucht hat, befinden sich in einsamen Regionen, in denen kaum Menschen leben, damit es möglichst keine Störfaktoren gibt: In Südafrika hat man die wüstenähnliche Region Karoo ausgewählt, in Australien das Land des indigenen Wajarri-Volkes in Westaustralien. Die indigenen Bewohner des Landes haben die Erlaubnis gegeben, das Teleskop auf ihrem Land zu stationieren. Zusammen soll das SKA-Teleskop nicht nur eine der größten wissenschaftlichen Einrichtungen der Erde werden, sondern auch einen unvergleichlichen Blick auf das Universum bieten.
SKA-Generaldirektor Philip Diamond sagte, das Teleskop, das Mitte 2029 fertiggestellt sein wird, aber bereits 2024 erste wissenschaftliche Ergebnisse liefern soll, werde im Auftrag der internationalen Gemeinschaft gebaut und betrieben. Der Professor, der seit 30 Jahren an dem Projekt arbeitet, bezeichnete es als „eines der größten wissenschaftlichen Vorhaben der Menschheit“. Dass nun im Dezember tatsächlich mit dem Bau begonnen wurde, sei ein „bedeutsamer Anlass“.
Das SKA-Teleskop wird empfindlich genug sein, um ein Flughafenradar auf einem Planeten zu erkennen, der einen Stern umkreist, der Dutzende von Lichtjahren entfernt ist
Das Forscherteam hofft, mit Hilfe des Teleskops Antworten auf einige grundlegende wissenschaftlichen Fragen zu finden. Beispielsweise soll die erste Milliarde Jahre nach der sogenannten „Dunkelheit“ erforscht werden – das Zeitalter des Universums, als sich die ersten Sterne und Galaxien bildeten. Es wird die Struktur des jungen Universums zum ersten Mal abbilden, sodass die Forschenden die Geburt und den Tod des ersten Universums nachvollziehen können. Dies soll der Wissenschaft dabei helfen, zu verstehen, wie die frühesten Galaxien entstanden sind.
„In den letzten fünfzig Jahren haben wir erlebt, wie sich unser Verständnis des Universums revolutioniert hat“, sagte Sarah Pearce, die für den Teleskopbetrieb in Australien zuständig sein wird. „Das SKA-Observatorium wird die nächsten fünfzig Jahre für die Radioastronomie bestimmen.“ Neben der Entwicklung von Galaxien würde aber auch nach neuen Arten von Gravitationswellen gesucht werden. Insgesamt wolle man die Grenzen dessen, was über das Universum bekannt ist, ausweiten.
„Sind wir allein im Universum?“
„Das SKA-Teleskop wird empfindlich genug sein, um ein Flughafenradar auf einem Planeten zu erkennen, der einen Stern umkreist, der Dutzende von Lichtjahren entfernt ist“, sagte sie. Damit würde man vielleicht sogar bald die größte Frage von allen beantworten können: „Sind wir allein im Universum?“ Die schiere Größe und die Anzahl der Antennen des SKA-Teleskops, die Glasfaserleitungen miteinander verbinden werden, bedeutet laut der Forschenden, dass die Wissenschaft ganz automatisch einen erheblichen Sprung nach vorne machen wird. Dank der Empfindlichkeit, Auflösung und Vermessungsgeschwindigkeit würde das Teleskop den Forschenden erlauben, den Himmel deutlich klarer zu sehen als bisher.
Das sogenannte SKA-Low soll achtmal so empfindlich sein und den Himmel 135-mal schneller abbilden als vergleichbare Teleskope. Doch auch andere Forschungsbereiche sollten von dem wissenschaftlichen Projekt profitieren. „Ein Großteil der Technologie und Technik, die für den Betrieb des Teleskops erforderlich sind, muss erst noch entwickelt werden“, sagte Elanor Huntington von der australischen Forschungsagentur CSIRO, die beim Bau und Betrieb des Teleskops beteiligt ist.
Astronomie hat Tradition
Astronomie spielt in Australien seit Langem eine große Rolle. Die indigenen Völker Australiens haben sich seit jeher mit dem Sternenhimmel beschäftigt und Wissen um Planeten und Sterne floss in die Traditionen und den Glauben der Aboriginal People ein. Auch mit den Anfängen der weißen Besiedelung ist die Astronomie eng verwoben: Schließlich war der britische Kapitän James Cook 1770 zunächst unterwegs, um den Durchgang der Venus durch die Sonne auf Tahiti zu beobachten.
Da Luftverschmutzung und die Lichter der Städte die Sicht in den Sternenhimmel hemmen, erleben viele Menschen ein wahres Aha-Erlebnis, sobald sie den Sternenhimmel im einsamen, dunklen Outback Australiens sehen. Die Astronomical Society of New South Wales veranstaltet aufgrund dieser guten Sichtverhältnisse im einsamen Outback einmal im Jahr die South Pacific Star Party auf einem 43 Hektar großen Gelände namens Wiruna bei Ilford, einem Ort rund drei Stunden nordwestlich von Sydney gelegen. Das neue Teleskop markiert zudem nicht den ersten Durchbruch: Bereits der Bau des „Australia Telescope“ 1988 war ein großer Meilenstein für die Astronomie und für Australien.
De Maart
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