Mittwoch29. Oktober 2025

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TriathlonDie Neu-Luxemburgerin Jeanne Lehair über ihren Werdegang, ihre Ambitionen und Paris 2024

Triathlon / Die Neu-Luxemburgerin Jeanne Lehair über ihren Werdegang, ihre Ambitionen und Paris 2024
Weil Jeanne Lehair für die FLTri startet, kann der luxemburgische Verband auch an der Staffel teilnehmen Foto: Jeanne Lehair/Facebook

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Schon zweimal hatte der Triathlon-Verband mit der Einbindung von zwei Athleten einer anderen Nationalität und dem Wechsel der Staatsangehörigkeit einen Erfolg erzielt. Die beiden ehemaligen Deutschen Dirk Bockel und Stefan Zachäus vertraten Luxemburg bei den Olympischen Spielen, Bockel entwickelte sich danach zu einem der weltbesten „Ironmen“. Jetzt gelang der FLTri der dritte Coup, diesmal im Damenbereich. Die 26-jährige Jeanne Lehair ist die passende Partnerin für Eva Daniëls und befindet sich auf Olympia-Kurs. Zusammen mit Daniëls und den Männern Haller/Payet/Zachäus kann die gebürtige Französin sogar in der Staffel antreten und den Horizont der Möglichkeiten erweitern. Jeanne Lehair entpuppte sich schnell als Gewinn für die Nationalmannschaft, menschlich und sportlich. Dem Tageblatt erzählte die ehemalige Team-Weltmeisterin und Neu-Luxemburgerin ihren bisherigen Lebenslauf und nannte ihre Zielsetzungen.

Tageblatt: Jeanne Lehair, Sie waren mit der französischen Nationalmannschaft sehr erfolgreich unterwegs – warum haben Sie sich entschieden, die Nationalität zu wechseln?

Jeanne Lehair: Als ich bemerkt hatte, dass ich, dank meiner Familie, ein Anrecht auf die luxemburgische Staatsbürgerschaft habe, wurde mir klar, dass ich meinen Sport mit diesem Wechsel spannungsfreier ausüben kann. Ich wollte zudem Luxemburg eine weitere Chance auf Erfolg bieten. Das ist jetzt möglich, weil wir international mit einer Staffel antreten können. Da ich in Metz lebe, bin ich zwangsläufig bei meinen Reisen zu Wettkämpfen mit den Luxemburgern in Berührung gekommen. Irgendwann war dann für mich klar, die Fahne zu wechseln. 

Warum haben Sie sich für Luxemburg entschieden?

Weil ich zum einen die doppelte Staatsbürgerschaft besitze. Ich habe mich nicht zufällig für ein Land X entschieden. Ohne diese doppelte Nationalität wäre ich bei der französischen Mannschaft geblieben. Da ich aber vergleichen konnte und herausfilterte, dass ich mich in Luxemburg beruflich besser orientieren und entwickeln kann, war die Wahl schnell getroffen.

Wie sieht Ihr Alltag aus?

Ich bin zu 100% Triathletin. Seit November 2020 werde ich von Paulo Sousa trainiert, zusammen in einer Mannschaft mit Taylor Spivey, Miriam Casillas (Nr. 3 und Nr. 11 der Weltrangliste, die Red.) usw. Es ist der Weg, den ich gehen musste, um weitere Hürden zu meistern. Einige habe ich geschafft, die restlichen hoffe ich bald überwinden zu können. Die letzten drei Jahre haben wir größtenteils in Monte Gordo in Portugal trainiert. In diesem Jahr wird aber mehr Bewegung ins Training kommen, wir haben Basiscamps in Monte Gordo (Algarve), Flagstaff, (Arizona/USA) und Font Romeu (Pyrenäen/F) vorgesehen. Für meinen Teil werde ich zusätzlich zwischen Metz, Luxemburg und Toulouse pendeln.

Wie sind Ihre ersten Eindrücke vom FLTri-Team?

Da man sich bei Wettkämpfen immer wieder über den Weg läuft, kannte ich einige der luxemburgischen Triathleten. Eva Daniëls kannte ich etwas weniger, weil sie jünger ist. Aber die ersten gemeinsamen Ausflüge mit dem Team, insbesondere nach Montreal, haben mir bestätigt, dass ich die richtige Wahl getroffen habe. Ich denke, da wächst eine Gemeinschaft heran.

Werden Sie weiterhin in Metz lizenziert sein, oder werden Sie sich einem luxemburgischen Verein anschließen?

Nach einem langen, menschlich schweren Jahr habe ich mich von meinem Metzer Verein getrennt. Ich bin jetzt auf der Suche nach einem neuen Klub und ich werde sowohl bei einem französischen als natürlich auch bei einem luxemburgischen Verein unterschreiben. So oder so werde ich mich wenig in der Region aufhalten, ich werde größtenteils mit meiner Trainingsgruppe im Ausland unterwegs sein.

Kannten Sie bereits luxemburgische Triathleten?

Ja. Am besten kenne ich Lucas Cambresy. Er ist ebenfalls Franko-Luxemburger und wir trainieren seit ein paar Jahren gemeinsam in Metz. Eva Daniëls kannte ich zuvor nur vom Namen her, wir sind erstmals bei der WM in Montreal zusammengekommen. Gleiches trifft auf die vielen guten Nachwuchsathleten zu.

Jeanne Lehair hat Paris 2024 als großes Ziel ausgeschrieben
Jeanne Lehair hat Paris 2024 als großes Ziel ausgeschrieben Foto: Jeanne Leahair/Facebook

Was sind Ihre Ziele für 2023? Kann Luxemburg mit einer Medaille rechnen?

Ich hoffe es. Das letzte Jahr war anfangs eigentlich ausgeglichen, aber ich hatte einige Mühen, die Saison ordentlich zu Ende zu bringen. Das nächste Kalenderjahr wird wieder mit Rennen vollgepackt sein, und bei einem internationalen Wettkampf ist es nie einfach, auf dem Podium zu stehen. Aber ich kenne keine Limits und ich werde alle Kräfte darauf verwenden, die Hoffnungen zu erfüllen. Letztes Jahr habe ich auf Rang 35 der Weltmeisterschaftsläufe abgeschlossen, in der kommenden Saison will ich mindestens den Sprung in die Top 30 schaffen. Hoffentlich!

Das Highlight in Zukunft ist sicherlich Paris 2024, oder?

Absolut, meine mittelfristigen Ziele weisen Richtung Paris und die Olympischen Spiele 2024. Aktuell stehe ich auf der Teilnehmerliste. Mein großer Wunsch ist es, und ich hoffe es für uns alle, dass wir uns auch über die Staffel qualifizieren können.

Mit der luxemburgischen Nationalmannschaft können Sie nicht auf den gleichen Betreuerstab zurückgreifen wie mit Frankreich, vermissen Sie das?

Steckbrief

Name: Jeanne Lehair 
Geburtsdatum: 30. März 1996
Geburtsort: Metz (FRA)
Größe: 1,59 m
Gewicht: 57 kg
Sportart: Triathlon
Vereine: aktuell keiner, Metz Triathlon, Stadtwerke-Team Witten
Weltrangliste: 48
Erfolge:
2012 Bronze bei Junioren-WM im Duathlon
2015 Junioren-Vizeeuropameisterin
2015 Weltmeisterin im Team (Sprint)
2015 Europameisterin im Team (Sprint)
2018 Studentenweltmeisterin (Universiade)
2019 französische Meisterin im Aquathlon

Es wird mit Sicherheit anders sein. Vor allem, weil in Frankreich immer viele Betreuer bei den Rennen dabei waren. Ich muss aber sagen, dass mich die Erfahrungen mit dem luxemburgischen Team in dieser Hinsicht nicht geschwächt haben. Wir wurden im letzten Jahr bei unseren Einsätzen vorzüglich umsorgt, die Trainer waren immer präsent und sie haben sich gevierteilt, um uns die größtmögliche Unterstützung zu geben. Bei zwei Wettbewerben gehörten Physiotherapeuten zum Team. In dieser Hinsicht wird es mir also an nichts mangeln. Das Einzige, was ich vermissen werde, sind einige Personen, mit denen ich eng verbunden war.

Sie wurden gleich in Ihrem ersten Jahr als Luxemburgerin vom Verband der Sportjournalisten auf die Liste zur Sportlerin des Jahres nominiert. Sehen Sie das als Anerkennung und Ansporn an?

Ich war sehr überrascht über die Nominierung, angenehm überrascht natürlich. Ich war aber sehr erleichtert, dass ich nicht zur besten Sportlerin gewählt wurde. Das wäre ziemlich ungerecht gewesen, immerhin bin ich nur die „Neue“, im Vergleich zu den anderen Sportler, die schon viele Erfolge aufweisen können. Aber ich bin ehrgeizig, ich will mich über gute Ergebnisse weiterhin empfehlen und vielleicht eines Tages … „Möge die Bessere gewinnen.“