Montag27. Oktober 2025

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BasketballVorfreude auf das Duell in den Tribünen: Die Fans vor dem ersten Minette-Derby seit sechs Jahren

Basketball / Vorfreude auf das Duell in den Tribünen: Die Fans vor dem ersten Minette-Derby seit sechs Jahren
Seit 2019 gibt es den Escher Fanklub „Mighty Minetter“ Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

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Das erste Mal seit sechs Jahren kommt es in dieser Saison wieder zum Minette-Derby zwischen Zolver und Esch. Das Duell zwischen dem Pokalsieger und dem Aufsteiger ist auf dem Papier nicht unbedingt eine Spitzenpartie, doch eines verbindet beide Vereine: Sie sind für eine treue Fangemeinschaft bekannt. Ein eigenes Fanlied –„Mär kommen aus dem Minett“ bzw. „Bei eis zu Zolwer“ – darf dabei nicht fehlen. Im Vorfeld der Partie unterhielt sich das Tageblatt mit zwei engagierten Anhängern beider Vereine. 

Samuel Alves (Basket Esch)

Samuel Alves gibt beim Escher Fanklub den Ton vor und bekommt nur zehn bis 20 Prozent des Spiels mit
Samuel Alves gibt beim Escher Fanklub den Ton vor und bekommt nur zehn bis 20 Prozent des Spiels mit Foto: Gabi Besenius

Seit der Gründung im November 2019 ist der Fanclub „Mighty Minetter“ stets bei den Spielen des Basket Esch präsent und kontinuierlich gewachsen. Ein Mann an der Trommel, der den Rhythmus vorgibt und 20 bis 30 Fans, die singen, so lautet das Konzept der Escher. Und das Repertoire an Liedern wächst. Dass es nicht einfach ist, Zuschauer zum Mitmachen zu animieren, das weiß auch Samuel Alves: „Ganz am Anfang haben wir unsere Lieder niedergeschrieben, 150-mal kopiert und an die Zuschauer verteilt, mit dem Ergebnis, dass sich vielleicht zehn Leute beteiligt haben.“

Es war eben gerade die Mentalität hierzulande, die will, dass der Luxemburger seinen Lieblingssport eher ruhig verfolgt, die die Gründer der „Mighty Minetter“ dazu animiert hat, aktiv zu werden. „Bis auf die eine oder andere Ausnahme fehlt es an Stimmung in den einheimischen Hallen. Viele Zuschauer auf den Tribünen bedeutet nicht automatisch eine gute Stimmung. Und zu guter Stimmung gehört mehr als „Defense!“ rufen und Applaus bei einem Korberfolg. Eigentlich schade, denn wir wünschen uns neben dem Duell auf dem Spielfeld auch ein Stimmungsduell auf den Tribünen. Vorfreude und Motivation sind größer, wenn man Konkurrenz hat, weil man lauter als die gegnerischen Fans sein will“, so Samuel Alves mit einem Lachen. Während der Spiele gibt er den Ton vor und stimmt die Lieder an, indem er während fast der gesamten Partie dem Spiel den Rücken zukehrt: „Meine Aufgabe ist es, die Fans zu animieren, damit sie alles aus ihren Lungen herausholen. Meine Priorität ist die Stimmung, auch wenn ich nur zehn bis 20 Prozent des Spiels sehe.“

Um als Fanclub über mehrere Jahre zu bestehen, braucht es Leute, die motiviert sind, dranzubleiben und das Ganze durchzuziehen, sowie einzelne Fans, die die Initiative übernehmen. Genau wie auf dem Parkett ist auch bei den Fans „Teamgeist“ wichtig: „Mein Dank geht an Luca, der mich stets unterstützt, aber natürlich auch an die gesamte Gruppe, die stets präsent ist und ohne die das Ganze nicht möglich wäre.“ Neben der Stimmung während des Spiels gibt es auch die Arbeit und den Zusammenhalt hinter den Kulissen. Vor dem Pokalhalbfinale und Finale, die im letzten Jahr in einem Zeitraum von vier Tagen stattfanden, fertigten die Escher Fans beispielsweise im Vorfeld – ohne zu wissen, ob man das Finale überhaupt erreicht – über viele Stunden riesige Banner mit der Aufschrift „Engrave your names in club history“ an. „Das geht, nur wenn man motiviert ist und sich mit dem Ganzen identifizieren kann.“

Genau wie das Duell gegen Düdelingen, hat auch die Partie gegen Zolver einen besonderen Stellenwert für Samuel Alves: „Im Hinterkopf weiß man, dass es sich um ein Derby handelt. Diese Spiele will man unbedingt gewinnen: auf dem Feld und auf den Tribünen.“ Samuel Alves zufolge ist der heutige Gegner ein familiärer Verein, was für ihn auch den großen Zuschauerzuspruch in Zolver erklärt. „Respekt an Zolver. Sogar in der Nationale 2 blieben die Fans treu.“


Die Zolver Musikanten sind bei Heimspielen der AS Zolver nicht mehr wegzudenken
Die Zolver Musikanten sind bei Heimspielen der AS Zolver nicht mehr wegzudenken Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

Christophe Groben (Zolver)

Christophe Groben ist seit 1995 mit viel Herz bei den Spielen der AS Zolver dabei
Christophe Groben ist seit 1995 mit viel Herz bei den Spielen der AS Zolver dabei Foto: Gabi Besenius

Über den Aufstieg von Zolver freuten sich die meisten Basketfans: Denn die gute Stimmung dank der Zolver Musikanten in der Zolver Halle ist landesweit bekannt. Und das ist nicht erst seit gestern der Fall. „Ich bin seit 1995 dabei, und wenn ich mich recht erinnere, war das der Moment, wo die Zolver Musik auch anfing, aktiver bei den Spielen dabei zu sein“, erklärt Christophe Groben. Auch über die sechs Jahre in der Nationale 2 hielten die Zolver Fans mit ihren Musikanten ihrem Verein die Treue „Zolver hat ein eingefleischtes und treues Publikum, das stets mit Leib und Seele dabei ist“, so der Zolver Fan, der zugibt, dass man unsicher war, ob das beim Abstieg so bleiben würde. Umso schöner war es zu sehen, dass die Fans auch in einem schweren Moment geblieben sind. Warum funktioniert das in Zolver und nicht bei anderen Vereinen? „Diese Frage habe ich mir in der Tat auch schon öfters gestellt. Ich denke, bei uns ist es nicht nur das Spiel an sich, es ist auch das ganze Drumherum: Man sieht sich vor und nach der Partie. Außerdem spielen wir nicht wie die meisten Vereine samstags, sondern seit jeher Sonntag um 18 Uhr. Ein weiterer Grund ist zweifelsohne die gute Stimmung.“

Während der Spiele sieht man Christophe Groben an der großen Trommel. Ansonsten ist der Zolverer bekannt für seine Aufrufe über die sozialen Medien, wo er vor allem vor wichtigen Spielen die Zolver Fans dazu motiviert, in die Halle zu kommen. „Ziel ist es, die Mannschaft so gut es geht zu unterstützen. Ich sehe mich nicht in einer spezifischen Rolle, doch ich bin einfach mit viel Herz dabei. Ich ergreife gelegentlich Initiativen, weil halt einer es tun muss, doch das Ganze funktioniert natürlich nur in der Gruppe, als einzelne Person erreicht man nicht viel.“

Für Christophe Groben steht fest, dass der Luxemburger „ein braver Zuschauer ist, vor allem wenn man das mit dem Ausland vergleicht“. Auch wenn es ihm zufolge noch Luft nach oben gibt, so hat sich dennoch in den letzten Jahren einiges zum Positiven verändert: „Es ist schön zu sehen, dass sich einige Fanclubs gebildet haben. Dadurch werden Fans mitgerissen und es entstehen schöne Aktionen.“ Auch wenn die Fangemeinschaft in Zolver seit Jahren präsent ist, rücken nicht unbedingt viele nach: „Es ist ein allgemeines gesellschaftliches Problem, dass bei vielen heutzutage der Wille größer ist, von etwas zu profitieren, als sich selbst für etwas zu engagieren. Das sieht man nicht nur im Sport, sondern auch in anderen Bereichen wie der Kultur. Wenn man sieht, dass dann doch der eine oder andere hinzukommt und sich beteiligt, freut uns das natürlich.“

Das Duell gegen Esch ist für Christophe Groben stets etwas Besonderes. „Und das wird sich auch so bald nicht ändern. Die Konkurrenz lebt“, erklärt er mit einem Lachen und fügt hinzu: „Auch wenn die Rollen heute anders verteilt sind als noch vor Jahren, freuen wir uns auf das Duell auf dem Platz und auf den Tribünen.“