Eine Woche nach der ukrainischen Rückeroberung der Regionalhauptstadt Cherson haben russische Truppen die Stadt erneut unter Beschuss genommen. Im Hafen brannten am Donnerstagmorgen Lagerhäuser. Beschossen wurde auch der bereits weitgehend zerstörte Flughafen in Tschernobajewka. Der westliche Vorort, rund zehn Kilometer von Cherson entfernt, war über Wochen heftig umkämpft, bevor die russische Armee sich von dort plötzlich zurückzog. Am Donnerstag wollten die Russen nun augenscheinlich ein Zeichen setzten, dass trotz ihres vollständigen Abzugs vom westlichen Dnjepr-Ufer immer noch mit Racheakten zu rechnen ist.
Vorerst unklar blieb, ob der russische Beschuss Chersons Todesopfer gefordert hat. Im Stadtzentrum war derweil auf Videos die Ankunft neuer Hilfssendungen aus dem Rest der Ukraine zu sehen. Die Bevölkerung nahm diese dankbar und oft sogar mit lachenden Gesichtern entgegen. Dies täuscht über die dramatische Lage der Großstadt hinweg, die vor dem Krieg rund 300.000 Einwohner hatte. Die meisten der bis zu 100.000 nicht evakuierten, eher pro-ukrainischen Bewohner hat heute weder Strom noch fließendes Wasser. Dennoch sollte ab Freitag der Zugverkehr zwischen Kiew und Cherson wiederaufgenommen werden.
Eingraben auf der Krim
Die russische Armee gräbt sich derweil auf dem östlichen Ufer des Dnjepr zwischen dem Fluss, der nun zur Frontlinie geworden ist, und der Grenze der bereits 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel Krim im Hinterland ein. Die Zivilverwaltung der immer noch größtenteils besetzten Oblast Cherson wurde aus dem Badeort Skladowsk im Südwesten der Oblast in die rund 100 Kilometer weiter östlich gelegene Hafenstadt Henitschewsk verlegt. Rund um das 22.000-Einwohner-Städtchen werden Schützengräben ausgehoben und Panzersperren aus Beton aufgestellt.
In der Nähe des Dnjepr beschießt derweil die ukrainische Armee russische Stellungen. In Nowa Kachowka am Eingang des Süßwasserkanals auf die Krim wurde dabei das Hotel „Schabo“, das dem russischen Heer zuletzt als Truppenlager diente, bis auf die Grundmauern zerstört. Noch immer ist auch die Gefahr eines durch Minenexplosionen verursachten Dammbruchs beim großen Flusswasserkraftwerk von Nowa Kachowka nicht gebannt.
Schwerer als die regionalen Kämpfe wogen am Freitag die erneuten russischen Angriffe auf Kraftwerke und Umspannstationen. Mindestens 27 Raketen schlugen vor allem im Süden und der Zentralukraine ein. Laut Premier Denys Schmyhal fielen am Freitagabend 50 Prozent der Energieinfrastruktur aus. Mindestens zehn Millionen Ukrainer waren ohne Strom.
Wie in den zurückeroberten Gebieten bei Kiew und Charkiw vermeldet die ukrainische Staatsanwaltschaft nun auch aus Cherson die Entdeckung von Massengräbern und russischen Folterkammern. Bis Freitag wurden 63 zivile Folteropfer auf der Westseite des Dnjepr-Flusses exhumiert. Die Kiewer Staatsanwaltschaft vermutet basierend auf diesen ersten Zahlen weit mehr Folteropfer als in den beiden früher befreiten Gebieten.
In Ostpolen ist derweil am Freitagmorgen im Dorf Przewodow eine ukrainische Untersuchungskommission eingetroffen, die zusammen mit polnischen und amerikanischen Experten Licht in die Raketenexplosionen auf polnischem Staatsgebiet in unmittelbarer Nähe zur ukrainischen Grenze bringen soll. Der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj besteht immer noch darauf, dass es sich dabei um eine russische Rakete gehandelt habe. Polen und die USA gehen eher von einer fehlgeleiteten S300-Luftabwehrrakete der ukrainischen Armee aus, sehen die Schuld allerdings bei den russischen Raketenangriffen auf die zivile Infrastruktur der Ukraine. „Wir setzen unsere Kooperation mit konstruktiver Offenheit fort, so wie es engste Freunde tun“, twitterte Kiews Außenminister Dmytro Kuleba und dankte für den Zutritt zur Unglücksstelle für die ukrainischen Experten. Am Dienstag waren bei einem Raketeneinschlag zwei Polen getötet worden. Beide Opfer des Raketeneinschlags bekommen in Polen ein Staatsbegräbnis.
Telefonat wegen Getreide
Einen Tag nach Verlängerung einer Vereinbarung über ukrainische Getreideexporte haben die Präsidenten Russlands und der Türkei miteinander telefoniert. Dabei sprachen sich Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan nach Kreml-Angaben dafür aus, das Abkommen vollständig und im Paket umzusetzen. Moskau versteht darunter, dass nicht nur die Ukraine Getreide ausführen kann, sondern dass auch russische Exporte von Getreide und Dünger erleichtert werden.
De Maart
Völkermord aus der Distanz. Und da gibt es noch immer Leute die mit diesem Kranken verhandeln wollen. Putin ist ein KGB-Mann vom Feinsten der die alte UDSSR wieder aufleben sieht.In seinen Träumen.Er mordet im Ausland und betrügt sein eigenes Volk.Und das jubelt ihm noch zu.