Montag27. Oktober 2025

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Esch„Die Bodenhaftung nicht verloren“: Pétanque-Klub Clair-Chêne bleibt seinen Werten treu

Esch / „Die Bodenhaftung nicht verloren“: Pétanque-Klub Clair-Chêne bleibt seinen Werten treu
Auf Erfolgskurs: der Escher Pétanque-Verein „Clair-Chêne“ Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Auf einer verwunschen anmutenden Lichtung, inmitten des letzten Escher Stadtwalds, ist der Pétanque-Klub „Clair-Chêne“ beheimatet. Tief im Stadtgebiet um das gleichnamige Wäldchen verwurzelt, steht er seit seiner Gründung im Jahr 1982 für gelebte Integration im bevölkerungsmäßig sehr gemischten Wohnviertel „Bruch“. Zudem hat er sich als Sportverein in die erste Liga hochgespielt.

Vor nicht allzu langer Zeit nun erlangte das Stadtwäldchen, und mit ihm der kleine Verein, unerwartete Bekanntheit. Die einmalige Lage und das naturbelassene Umfeld bescherten beiden eine Reihe größerer Veranstaltungen wie etwa die märchenhafte „Nuit de la Culture“, das genüssliche „Forest Culture Festival“, zahlreiche Konzerte mit einheimischen Künstlern und sogar das „Open Air Cinema“. Der außergewöhnliche Ort wurde ein Synonym für Publikumserfolg; verschiedene Events werden nun alljährlich an gleicher Stelle wiederholt, neue kommen womöglich hinzu. Doch wie haben sich diese Ereignisse auf den „Boule-Pétanque-Clair-Chêne“ und seine soziale Rolle ausgewirkt? Wurde der sportliche Aufstieg gehemmt? Wie haben die Anwohner das bunte Treiben mit Hunderten von Besuchern in ihrer bewaldeten Oase erlebt? Das Tageblatt hat vor Ort Bilanz gezogen.

Sportlich top

Präsident Jean-Paul Tintinger genießt auf der gemütlichen Terrasse des Klubhauses die letzten spätherbstlichen Sonnenstrahlen. „Die zahlreichen Veranstaltungen haben unseren sportlichen Erfolg schlussendlich nicht gebremst. Da es die erste volle Spielsaison nach der zweijährigen Corona-Zwangspause war, erwies sich die Planung nicht immer als einfach“, verrät der Vorsitzende. Die Agenda, besonders auf Landesebene, habe strikt eingehalten werden müssen.

Doch dank einer gewissen Flexibilität seien sowohl das Training als auch die Wettbewerbe komplett durchgezogen worden. „In einem sehr engen Finale haben wir uns wohlverdient auf den zweiten Platz in der 1. Division vorgekämpft. Und so zielen wir nächstes Jahr den nationalen Meistertitel an“, bilanziert Tintinger nicht ohne Stolz. Als er die Präsidentschaft des damals ziemlich unbekannten Vereins übernahm, war es ihm wichtig, die Mannschaft nach vorne zu bringen und ganz oben mitzuspielen. Und bereits in der ersten Saison unter seiner Führung stiegen die talentierten Pétanque-Spieler aus dem Clair-Chêne in die höchste Klasse auf und wurden auf Anhieb Fünfter. Dann kam Corona. „Wir blieben dennoch aktiv“, verrät Tintinger. „Anders eben. Um den Kontakt mit den Spielern und den Viertelbewohnern aufrechtzuerhalten, organisierten wir begrenzte gesellige Treffen. Regelkonform, im Freien und mit der nötigen Distanz.“

 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Und man habe die Zeit genutzt, um die Stammmannschaft zu verstärken. Im Laufe des Jahres seien nämlich etliche gestandene Pétanque-Sportler, die eine neue Herausforderung suchten, an den „B.P. Clair-Chêne“ herangetreten. Nun habe man Muße gehabt, diese Kontakte zu vertiefen. Und wann immer es die Corona- Auflagen erlaubten, hätten die Mitglieder die Kugeln auf dem Spielfeld klirren lassen. „Pétanque interessierte mich schon immer und ich wollte diesen Sport mal ausprobieren“, gesteht Jacques Müller, Präsident der Escher Sportkommission und Sportkoordinator. „Als ich zum ,B.P. Clair-Chêne‘ stieß, hatte ich eine wahre Odyssee durch verschiedene Vereine hinter mir.“ Hier habe er dann den Wow-Effekt erlebt. Die herrliche Lage, die multikulturelle, freundschaftliche Atmosphäre und die unerschütterliche Leidenschaft der Spieler hätten ihn beeindruckt. Und so sei er hängengeblieben und spiele jetzt als Mitglied aktiv Turniere.

Bodenständig

Es war ebenfalls der ehemalige Präsident des Escher „Syndicat d’initiative“, der bereits zu Beginn der Corona-Lockerungen die ersten Großveranstaltungen in den Wald brachte. Weitere schlossen sich an und machten das Wäldchen mit dem ansässigen Verein weit über die Grenzen des Viertels hinaus sichtbar. Was aber bedeutete dies für den Klub? Jean-Paul Tintinger lächelt verschmitzt: „Eine gut gefüllte Vereinskasse.“ Um aber sofort einzuräumen: „Und viel Arbeit.“ Der „Boule- Pétanque Clair-Chêne“ sei meist für den Getränkeausschank und das Catering zuständig gewesen.

Und habe überall, wo Not am Mann war, mit angepackt, dies dank der zahllosen freiwilligen Helfer aus den eigenen Reihen. „Wir, die bescheiden unserem Hobby nachgingen, unser Spielfeld sowie das Areal rundherum allein und mit unseren beschränkten Mitteln unterhielten, waren unerwartet ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gerückt. Nun galt es, die Bodenhaftung nicht zu verlieren.“ Das Pétanque-Spielen, ob als Freizeithobby oder Sport, sollte weiterhin im Mittelpunkt stehen, der Verein auch in Zukunft fest im Wohnviertel, und in Esch insgesamt, verankert bleiben, so Tintinger. Deshalb nehme man an allen lokalen Initiativen teil. Kürzlich erst habe man beim „Bongert-Fest“ für den Getränkestand verantwortlich gezeichnet. Organisiert worden sei dieses vergnügliche Beisammensein von „Ensemble Quartiers“ und vom „Interesse-Veräin Bruch“.

Vielversprechende Zukunft

Für Geselligkeiten wie das „Nopeschfest“ stelle man die Infrastruktur des Vereins gerne zur Verfügung. Zum festen Bestandteil des Quartier-Lebens sei die schattige Terrasse geworden. Die Anwohner kämen schon mal vorbei, um ein kühles Bier zu trinken und ein bisschen zu plaudern. Grillfeste oder andere Aktivitäten des „B.P. Clair-Chêne“ würden jeweils eine stattliche Anzahl an Besuchern anlocken. Übrigens verlange mittlerweile die Tradition, dass jede vorbeikommende Fellnase ein Leckerli bekomme. Bei offiziellen Feierlichkeiten der Stadt Esch sei der Klub ebenfalls immer präsent. Von den 33 aktiven Spielern stammten ja die meisten aus dem Clair-Chêne-Viertel und der Minettemetropole. Wie viel Nationalitäten vertreten sind, kann er auf Anhieb nicht sagen. Zehn seien es immerhin, doch für ihn zähle sowieso mehr das freundschaftliche Verhältnis untereinander als die Herkunft. Und dieses sei gegeben.

Sportlich sei das Jahr gut gelaufen. Deshalb gehe man die „Coupe de Luxembourg“ am 20. November zuversichtlich an und hoffe, den Pokal in den „Clair-Chêne“ zu bringen. Die Freiluftsaison sei zu Ende und im Winter trainiere man im nationalen Boulodrome für den Gewinn der nächstjährigen Meisterschaft. Allerdings würden bei Sonnenschein und nicht zu eisigen Temperaturen die meisten Spieler wohl doch im Wäldchen anzutreffen sein. „Wir wollen ‚Champion‘ werden und dieses Ziel ist nicht mal so unrealistisch für unsere vollauf motivierte Mannschaft“, hofft der dynamische Präsident. Momentan sei der „B.P. Clair-Chêne“ im Begriff, im Rahmen der Escher Städtepartnerschaften ein Bündnis mit dem Kölner „Nippeser Boule Club“ einzugehen. Man habe bereits mit drei Teams an einem Turnier in Köln teilgenommen und bald würden die Kölner nach Esch kommen. „Interessante und zielführende Gespräche laufen. Spielerisch und sportlich gesehen wird uns diese Partnerschaft sicherlich so manches bringen“, verspricht sich Tintinger.

Es ist und bleibt der „Bësch“

Zum Schluss nun zu den Anrainern des Waldes. Wie haben sie das bis dato doch ungewohnte und geschäftige Geschehen empfunden? Das Tageblatt hat sich umgehört. Jean-Paul Tintinger, der ebenfalls im „Clair-Chêne“ zu Hause ist, hat das Gefühl, die Veranstaltungen seien im Großen und Ganzen gut angenommen worden. Ja, meinen die einen, es sei lobenswert, dass mal was los sei und dass der Wald der Vergessenheit entrissen werde. Es solle aber bei der bisherigen Anzahl an Veranstaltungen bleiben, finden wiederum andere. Eine Überlastung in Sachen Verkehr und Parken im Teilstück um den Wald sei sonst zu befürchten.

Naturschützer sorgen sich bei vermehrter Unruhe um die Lebensqualität der meistens gefiederten Waldbewohner. Hundebesitzer und Spaziergänger ihrerseits zeigen sich erfreut, dass die Wege aufgrund der Kulturnacht freigeräumt wurden und endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, wieder begehbar sind. In einer Sache scheinen sich aber alle einig: Seit Gedenken sei es der „Bësch“, sprich „Clair-Chêne-Bësch“ und keinesfalls ein Park oder gar der „Parc Clair-Chêne“. Und im Tenor ergeht der Wunsch an die Gemeindeverantwortlichen, doch mit dem „Umbenennungsunfug“ aufzuhören!