Dienstag11. November 2025

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Ukraine-KriegDeutschland glänzt bei NATO-Treffen mit moderner Luftabwehr für Kiew

Ukraine-Krieg / Deutschland glänzt bei NATO-Treffen mit moderner Luftabwehr für Kiew
Lloyd Austin, Verteidigungsminister der USA, und Oleksij Resnikow, Verteidigungsminister der Ukraine, vor dem NATO-Treffen in Brüssel Foto: dpa/Stéphanie Lecocq

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Deutschland musste wegen zögerlicher Waffenlieferungen bislang viel Kritik einstecken. Doch nun schickt Berlin ein hochmodernes Luftverteidigungssystem in die Ukraine – und macht damit Furore.

Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) ist es nicht gewohnt, bei NATO-Sitzungen im Rampenlicht zu stehen. Die erste Geige spielen dort unbestritten die Amerikaner. Erst recht, wenn es auch noch ein Treffen der 50 Mitglieder starken Ukraine-Kontaktgruppe gibt, die von den USA geführt wird.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin gab denn auch wieder den Ton an. „Unsere Entschlossenheit, die ukrainischen Verteidiger zu unterstützen, gilt für alle Jahreszeiten“, erklärte er am Mittwoch im NATO-Hauptquartier in Brüssel. Die russischen Angriffe würden mit noch mehr Waffenlieferungen beantwortet.

Doch spektakuläre neue Waffen hatte Austin nicht im Gepäck. Ganz anders Lambrecht: Sie konnte die Lieferung des deutschen Luftverteidigungssystems Iris-T SLM an die Ukraine bestätigen. Deutschland werde sich bemühen, drei weitere Systeme so schnell wie möglich bereitzustellen, sagte sie in Brüssel – und machte damit Furore.

Denn Luftverteidigung ist genau das, was die Ukraine angesichts der Raketenangriffe derzeit besonders braucht. Und Iris-T gilt als eines der modernsten Systeme der Welt. Selbst die New York Times ist voll des Lobes: Bisher verfüge nicht einmal Berlin über dieses „ultramoderne“ Gerät, das nun Kiew bei der Verteidigung hilft.

Das sei eine „ganz wichtige Unterstützung im Kampf gegen Raketenbeschuss, gegen diesen Terror, der gegenüber der Bevölkerung ausgeübt wird“, erklärte Lambrecht. Die Lieferung der Geräte sei ursprünglich erst für November geplant gewesen. Umso glücklicher sei sie, dass das System jetzt schon vor Ort ist.

Deutschland hat damit sogar die USA übertroffen, die erst in den nächsten Wochen zwei Exemplare ihres System Nasams liefern wollen. Sechs weitere müssen erst noch produziert werden. Nach US-Angaben erwägt Washington deshalb, in der Zwischenzeit alte Hawk-Systeme aus der Zeit des Kalten Krieges in die Ukraine zu schicken.

Auch ausgemusterte russische Panzer und andere Waffen aus der Sowjetzeit sollen herangeschafft werden. Denn daran sind die ukrainischen Soldaten ausgebildet, damit können sie ohne langwierige Ausbildung kämpfen. Die USA klappern Alliierte und Partner rund um den Globus ab, um Nachschub aus dem Kalten Krieg zu sichern.

Hektische Suche nach Waffen

Die hektische Suche nach Waffen zeigt, dass die russische Eskalation des Krieges die NATO auf dem falschen Fuß erwischt hat. Ursprünglich wollten sich die Minister in Brüssel auf die Stärkung der NATO-Ostflanke und um die nukleare Abschreckung konzentrieren. Nun ist sogar ein NATO-Sondergipfel im Video-Format im Gespräch.

Er könnte zu Beginn der kommenden Woche stattfinden, sagte Polens Präsident Andrzej Duda nach einem Gespräch mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Eine Entscheidung soll aber erst nach Abschluss des zweitägigen Ministertreffens fallen. Stoltenberg erklärte, derzeit habe die Luftabwehr absolute Priorität.

„Die Verbündeten haben bereits Luftverteidigungssysteme geliefert, aber wir brauchen noch mehr davon“, so der Norweger. Es gehe um die Abwehr russischer Kurz- wie Langstreckenraketen, ballistischer Raketen, Marschflugkörper und Drohnen. Die NATO sei entschlossen, der Ukraine „so lang wie nötig“ zu helfen, betonte er.

Doch wie lange wird der Krieg noch dauern – und wie kann er enden? Antworten suchte man in Brüssel vergeblich, Konfliktlösung war nicht einmal ein Thema. Vielmehr stellt sich die Militärallianz auf eine weitere Eskalation ein: Am Donnerstag will die nukleare Planungsgruppe über russische Drohungen mit der Bombe beraten.

„Wenn Russland Atomwaffen einsetzt, wird das verschiedene Konsequenzen haben, auch beim Gebrauch kleinerer atomarer Waffen“, warnte Stoltenberg im ZDF. Details wollte er nicht nennen, doch offenbar bereitet sich die Allianz auf den Ernstfall vor. In den USA wurde sogar schon der Ruf nach einem NATO-Einsatz gegen die russische Armee laut.