Sonntag26. Oktober 2025

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ReitsportEine Familienangelegenheit: Leopold Ludorf über Polo, die Coupe de Luxembourg und Zukunftspläne

Reitsport / Eine Familienangelegenheit: Leopold Ludorf über Polo, die Coupe de Luxembourg und Zukunftspläne
Die Coupe de Luxembourg wird auf dem Anwesen der Ferme d’Apremont ausgetragen Fotos: Christian Schaack

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Vor rund einer Woche fand die traditionelle Coupe de Luxembourg im Polo statt. Mit dabei war auch Familie Ludorf, die zusammen in einem Team antritt. Dabei ragt besonders der erst 17-jährige Leopold als echtes Nachwuchstalent heraus.

Beim Polo handelt es sich eher um eine unbekannte Sportart. Erstaunlich ist, dass sich in dieser Disziplin junge Spieler problemlos an älteren messen, dass vorbehaltlos schwache Mitstreiter gegen starke antreten und dass Frauen auf Augenhöhe gegen Männer kämpfen. Einzigartig ist auch die Tatsache, dass Polo bereits vor über 2.500 Jahren entstand und dass die Mesopotamier es sogar zum Spiel ihrer Könige machten. 

Mittlerweile braucht man auch keinen Adelstitel mehr, um anzutreten. Leidenschaft braucht man, um zu spielen, Begeisterung entsteht beim Zuschauen, und das weltweit. Auf dieser Basis entstand auch hierzulande mit Bezug auf Luxemburgs Wappentier der „Roude Léiw Polo Club“ als erster Verein überhaupt. Vor rund anderthalb Wochen organisierte der Klub zum zwölften Mal die Coupe de Luxembourg. Dazu treten immer vier Teams an, französische gegen hauseigene. Das Turnier findet auf dem Anwesen der Ferme d’Apremont statt. Diese Anlage beherbergt unter anderem auch das prestigeträchtige Open de France. Somit wird hier, nur einen Abschlag vom prächtigem Schloss Chantilly entfernt, und mit Ausnahme Großbritanniens, das wohl schönste Polo Europas gespielt.

Das Pferd als bester Freund

Bemerkenswert ist dabei vor allem die Tatsache, dass in einem der heimischen Teams gleich Vater, Mutter und Sohn zusammen antreten. Die Familie Ludorf gibt sich die Ehre. Ab nächstem Jahr wird auch die 13-jährige Tochter mit von der Partie sein. Dabei sticht besonders der 17-jährige Sohn Leopold als echtes Nachwuchstalent hervor. In Deutschland genießt er als Spielerhandicap eine +1 auf einer Skala, die von -2 bis +10 reicht. Dies macht ihn in Luxemburg zum am höchsten eingestuften Spieler. Daneben gehört er in Deutschland zu den besten Spielern seiner Altersklasse und wurde sogar 2021 vom Deutschen Poloverband zum wertvollsten Nachwuchsspieler ernannt. Daneben organisieren die stolzen Eltern auch das Turnier. Das Ganze ist somit eine echte Familienangelegenheit.

Leopold Ludorf ist der in Luxemburg am höchsten eingestufte Polospieler
Leopold Ludorf ist der in Luxemburg am höchsten eingestufte Polospieler

Doch ehe es generell zum Galopp kommt, beginnt ein Wettkampf zuerst mit taktischen Absprachen. Weitere Vorbereitungen betreffen dann die Pferde. Es geht darum, Zaumzeug anzulegen und die Beine der Traber mit Gamaschen, Bandagen oder Springglocken zu schützen. Die Tiere werden zudem gestriegelt und gesäubert. Damit sich kein Schläger verfangen kann, werden alle Mähnen geschoren und die Schweife bandagiert. Ein Spieler schützt sich seinerseits mit Stiefeln, Lederknieschonern, Helm und Handschuhen. Beachtlich auch, dass man gegenüber vielen anderen Sportarten technische Weiterentwicklungen kaum annimmt. Sportgeräte werden deshalb immer noch in ihrer Urform benutzt.

Man misst allgemein die Qualität eines Polospielers an der körperlichen Fitness, am Antizipations- und Reaktionsvermögen sowie am Mannschaftsgeist. „Während des Spiels ist man absolut konzentriert und erlebt einen konstanten Adrenalinrausch. Dies ergibt eine Art Freiheitstrip. Doch vor allem muss die Beherrschung des Pferdes perfekt sein. Tatsächlich sind die Vollblüter aufgrund ihrer Reaktionszeiten und Wendefertigkeiten zuständig für 80 Prozent der Leistung des Gespanns, der Reiter nur für die übrigen 20 Prozent“, erklärt Leopold: „Größtenteils sind es Stuten, die zum Einsatz kommen. Diese sind meistens neugieriger. Zu diesen sensiblen Tieren muss man ein sehr großes Vertrauen aufbauen. Dies erfolgt zuletzt wie beim Menschen: Man verbringt viel Zeit mit ihnen, indem man sie sanft und respektvoll behandelt. Am Ende muss das Ross zum ‚besten Freund’ werden. Nur so drückt sich das Tier entschieden gegen das gegnerische Pferd. Nur so wird es das Spiel autonom lesen, den Ball selbstständig im Auge behalten und Spaß beim Spiel haben.“

Profi werden

Das Finale zwischen dem „Ludorf Team“ und der französischen Mannschaft La Palmeraie erfüllte schließlich alle Erwartungen. Taktisch neutralisierten die Spieler sich gegenseitig immer wieder und trotzdem gab es sehr viele Chancen auf beiden Seiten. Viele wurden zudem sehr gekonnt abgewehrt, sodass durchgehend ein hohes Spielniveau vorherrschte. Doch vor allem war diese extrem ausgeglichene Begegnung bis zum Schluss äußerst spannend.

Leider unterlief in letzter Sekunde einem Spieler der Roten Löwen ein kapitaler Fehler, diesen nutzte der Gegner prompt zum 3:2-Siegtreffer. „Da ich die Gegner persönlich gut kenne, wusste ich, dass es kompliziert werden würde. Es hat trotzdem ungemein Spaß gemacht. Der Spielverlauf war sehr fair und ausgeglichen. Leider hat jeder von uns mehrere Bälle verschossen, wir hatten alle nicht unseren besten Tag und dies hat uns halt den Sieg gekostet“, blickt Leopold auf das Finale zurück. „Meine taktische Rolle war zurückhaltend, ich sollte das Spiel beobachten, potenzielle Gefahren neutralisieren und mehr mit dem Kopf als mit Kraft spielen. Die Rechnung ging leider nicht auf.“

Auf seine Zukunftspläne angesprochen, sagt Leopold: „Meine Zukunft sehe ich schon als Profi in diesem Sport. Man braucht jedoch viele helfende Hände, um dies zu erreichen; man muss Pferde züchten, kaufen, verkaufen, einen Betrieb aufbauen und leiten … Es ist schon schwer, von diesem Sport zu leben. In diese Rolle werde ich vielleicht deshalb eher in Deutschland oder besonders in Frankreich schlüpfen können, da der Roude Léiw Polo Club leider zu klein ist. Die Zeit nach dem Abitur wird wohl zeigen, ob ich all diesen Herausforderungen gewachsen bin.“

Stiefel, Helm und Schläger zählen zur Grundausrüstung eines Polospielers
Stiefel, Helm und Schläger zählen zur Grundausrüstung eines Polospielers