Am Donnerstag stellt Luxemburg seinen Energiesparplan vor. Dieser wird dabei auf dem von der EU beschlossenen Gas-Notfallplan fußen, nach dem die Mitgliedsländer auf freiwilliger Basis von August bis Ende März kommenden Jahres je 15 Prozent Gas einsparen sollen – verglichen mit dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre dieser Periode. Tschechien, das zurzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, wird am Freitag beim Krisentreffen der EU-Energieminister aller Voraussicht nach auch Maßnahmen zur Nachfragereduzierung im Elektrizitätssektor vorschlagen. Die EU-Kommission hat ihren Vorschlag eines Strom-Sparplans für alle EU-Staaten bereits am Mittwoch vorgestellt. Luxemburg wiederum ist recht spät dran mit seinen Maßnahmen. Andere Länder haben längst begonnen. Wiederum andere sind schon am Ziel.
In Italien sollen Privaträume und Büros im Winter nur noch bis zu einer Höchsttemperatur von 19 Grad Celsius beheizt werden – ein Grad weniger als die Richtlinien bislang vorsahen. Nach den von der Regierung vorgestellten Plänen soll es künftig in Fabrikhallen nicht wärmer als 17 Grad werden. Zudem soll die tägliche Heizperiode um eine Stunde verkürzt werden. Italien hat vor Beginn der russischen Invasion der Ukraine rund 40 Prozent seiner Gasimporte aus Russland bezogen. Mit den neuen Maßnahmen sollen in der kühleren Jahreszeit zischen August und März 3,2 Milliarden Kubikmeter Gas eingespart werden.
In Spanien traten zum 10. August von der Regierung erlassene strenge Energiesparmaßnahmen in Kraft. Seitdem dürfen Geschäfte, kulturelle Einrichtungen und öffentliche Gebäude nicht mehr unter 27 Grad gekühlt werden. Im Winter darf maximal auf 19 Grad geheizt werden. In Geschäften dürfen Schaufenster nach Ladenschluss nicht mehr beleuchtet werden. Im Privatsektor werden die Beschäftigten angehalten, möglichst mobil oder von zu Hause aus zu arbeiten, wenn das geht und wenn es zu Energieeinsparungen führt. Klimatisierte oder beheizte Geschäfte oder Gastronomiebetriebe müssen außerdem bis zum 30. September dafür sorgen, dass ihre Türen automatisch schließen, um Energieverschwendung zu vermeiden.
Aus Sorge um mögliche Energie-Engpässe dreht auch Deutschland an kleinen Schrauben. Seit dem 1. September sind einige Energiesparvorgaben in Kraft, die den Verbrauch im nächsten halben Jahr drücken sollen. So gilt unter anderem für Arbeitsräume in den meisten öffentlichen Gebäuden, dass sie – bei körperlich leichter und überwiegend sitzender Tätigkeit – nur noch bis höchstens 19 Grad geheizt werden. Zudem dürfen etwa private Pools nicht mehr mit Gas und Strom geheizt werden oder beleuchtete Werbeanlagen werden von 22 Uhr abends bis 16 Uhr am Folgetag ausgeschaltet, wenn dies nicht zur Verkehrssicherheit nötig ist.
In Frankreich sollen die öffentliche Verwaltung und die Privatwirtschaft beim Energiesparen vorangehen. Dafür werden gezielte Pläne für die Sektoren ausgearbeitet, unter anderem zur Klimatisierung und zur Beleuchtung von Gebäuden. Behörden sind etwa dazu angehalten, Geräte nicht auf Standby zu lassen, weniger zu kühlen und zu heizen. Einige Supermärkte haben angekündigt, die Türen konsequenter zu schließen, wenn die Klimaanlage läuft. Die Regierung will das für alle Geschäfte im Zweifel auch mit Geldstrafen durchsetzen. Am Montag hat Präsident Emmanuel Macron die Französinnen und Franzosen dazu aufgerufen, „ein bisschen weniger zu heizen, wenn es kalt ist“ und „ein bisschen weniger zu kühlen, wenn es heißt ist“. Macron rief zu einem „nüchternen“ Umgang mit Energie auf.
Die Niederlande setzen vor allem auf Sparmaßnahmen der Bevölkerung mit einer Werbekampagne: Bürger sollen kürzer duschen und die Heizung mindestens ein Grad niedriger stellen. Vorgaben für die Industrie werden jedoch nicht ausgeschlossen und sollen nach dem Sommer bekannt gegeben werden. Das Land hat bereits seit Beginn der Energiekrise monatlich rund 25 Prozent weniger Gas verbraucht im Vergleich zu den Vorjahren. Auch in Belgien ist der Verbrauch im ersten Halbjahr allein durch die hohen Preise zurückgegangen. Die Regierung hat die Bürger zusätzlich zum Energiesparen aufgerufen.
In Kroatien gibt es die Empfehlung, Räume auf maximal 21 Grad zu heizen und auf 25 Grad zu kühlen. Des Weiteren rät die Regierung zum verstärkten Gebrauch von LED-Lichtern und öffentlichen Verkehrsmitteln. Außerdem wird den Bürgern empfohlen, Haushaltsgeräte in Zeiten niedriger Tarife zu verwenden.
In Griechenland dürfen die Behörden Räume nicht mehr unter 26 Grad kühlen, die Straßenbeleuchtung soll auf das absolut Notwendige reduziert werden. Derzeit läuft zudem ein vom Staat und aus EU-Mitteln finanziertes Programm, bei dem Bürger alte Klimaanlagen und Kühlschränke durch neue, energiesparende Geräte ersetzen können. Zudem sollen manche Kohlekraftwerke wieder hochgefahren, andere Kraftwerke von Gas- auf Erdölbetrieb umgeschaltet werden. Die griechische Regierung will mit den unerwartet hohen Einnahmen aus dem wieder boomenden Tourismus die Energierechnungen subventionieren.
Finnland und Dänemark haben ihre Energiesparziele bereits erreicht. Auch in Estland ist der Verbrauch der Regierung zufolge bereits um 16 Prozent im Vergleich zum fünfjährigen Durchschnitt gesunken. Litauen muss eigenen Angaben zufolge ebenfalls keine zusätzlichen Maßnahmen ergreifen. In Schweden ermuntert die schwedische Energiebehörde die Haushalte mit einem umfassenden Online-Ratgeber zum Energiesparen.
In Polen sieht sich die nationalkonservative Regierung nicht an das Einsparziel von 15 Prozent gebunden. Betont wird die Freiwilligkeit der Regelung. In Ungarn schließt die rechte Regierung von Regierungschef Viktor Orban eine Umsetzung des Ziels kategorisch aus. Die Regierungen in Bulgarien und Slowenien haben noch keine Maßnahmen zur Umsetzung des 15-Prozent-Ziels formuliert. Tschechien setzt weitgehend auf freiwillige Maßnahmen. (A.B. mit Agenturen)
		    		
                    De Maart
                
                              
                          
                          
                          
                          
                          
                          
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