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Ukraine-KriegMit einem Straßenbild wollte ein Künstler „Frieden fördern“ – das brachte den Australier selbst in die Schusslinie

Ukraine-Krieg / Mit einem Straßenbild wollte ein Künstler „Frieden fördern“ – das brachte den Australier selbst in die Schusslinie
Kritiker sagen, dass das Bild „das Böse unterstützt“ Foto: @CTOart

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Auf einem Wandgemälde in Melbourne umarmten sich zwei Soldaten: Einer aus der Ukraine, einer aus Russland. Was als Friedensbotschaft gemeint war, ließ die Gemüter der ukrainischen Gemeinde hochkochen. Der Künstler hat die Straßenkunst nun übermalt.

Ein australischer Künstler ist mit einem Straßengemälde in die Schusslinie geraten. Auf dem Bild sind ein ukrainischer und ein russischer Soldat zu sehen, die sich umarmen. Der Künstler Peter Seaton wollte damit für eine „friedliche Lösung“ zwischen den beiden Ländern werben. Doch Kritiker verglichen das Bild mit russischer Propaganda. Seit der russischen Invasion in der Ukraine im Februar sind Tausende ukrainische Soldaten und Zivilisten getötet worden. Russische Soldaten wurden bereits wegen Kriegsverbrechen angeklagt.

Was würden die Leute denken, wenn ein Wandbild einen Vergewaltiger und ein Opfer zeigen würde, die sich umarmen

Stefan Romaniw

Seaton, der auch unter dem Namen CTO bekannt ist, war von der Reaktion auf sein Gemälde schockiert. Er hat sich inzwischen für seine Arbeit entschuldigt und sie als „naiv“ bezeichnet. Um seinen Fehler wiedergutzumachen, übermalte der Künstler das Gemälde in einer nächtlichen Aktion. Er sei bis um 3 Uhr morgens am Montag wach geblieben, um das Wandgemälde zu übermalen, sagte der Künstler dem australischen Sender ABC. Das ursprüngliche Gemälde habe ihn mehrere Tausend Dollar gekostet und er habe zehn Tage daran gearbeitet. Das hätte er nicht getan, wenn er gedacht hätte, dass „es Menschen verletzen würde“.

Doch genau Letzteres ist geschehen. Das Kunstwerk würde „eine falsche moralische Äquivalenz zwischen dem Aggressor und dem Opfer ziehen“, sagte der Ko-Vorsitzende der Australian Federation of Ukrainian Organizations, Stefan Romaniw, in einer Erklärung. „Was würden die Leute denken, wenn ein Wandbild einen Vergewaltiger und ein Opfer zeigen würde, die sich umarmen?“, fragte er.

„Der Versuch, ‚gleichberechtigt‘ zu sein und falsche Narrative zu akzeptieren, dass ‚alles, was wir brauchen, Frieden ist‘, unterstützt in diesem Fall das Böse.“ Zu behaupten, die Ukraine solle ihren Unterdrücker umarmen, sei eine Beleidigung, die vom größeren Problem ablenke: der Brutalität der russischen Armee, ihre Kriegsverbrechen und die mangelnde Verhandlungsbereitschaft. Russland wolle, dass die Ukraine ihre Unabhängigkeit und ihr Territorium aufgebe.

Künstler wollte nur „Frieden fördern“

Die Soziologin Olga Boichak, Dozentin an der Universität von Sydney, erklärte in einem Twitter-Post zudem darüber auf, warum eine solche Äquivalenz so gefährlich ist. Sie bedeute, dass Frieden erreicht werden könne, „wenn beide Parteien sich bereit erklären, ihre Waffen niederzulegen“, schrieb die Wissenschaftlerin auf dem Kurznachrichtendienst. „Inzwischen haben wir alle aber eine klare Vorstellung davon, was passieren würde, wenn die Ukraine aufhören würde zu kämpfen, also delegitimiert diese ‚Kunst‘ die gelebten Erfahrungen des Widerstands.“ Ähnliche Wandmalereien seien auch in Russland schon zu sehen gewesen. Auch der Botschafter der Ukraine in Australien, Vasyl Myroshnychenko, meldete sich am Wochenende zu Wort und schrieb auf Twitter, das Wandgemälde sei „höchstgradig beleidigend für alle Ukrainer“. 

Der Künstler entschuldigte sich am Sonntag bereits in einem Instagram-Post für seine Arbeit. Er sagte, er habe keine Verbindung zu irgendwelchen russischen Organisationen, wie einige Kritiker es angedeutet hätten. Auch sei es nie seine Absicht gewesen, das ukrainische Volk zu beleidigen. „Meine Absicht war es, den Frieden zu fördern“, sagte er. Er habe nur seine eigenen Ideen in Bezug auf die Menschheit und zwar, „dass wir alle eins sind“. „Wenn ihr mich dafür hassen wollt, hasst mich dafür“, sagte er. Er werde aber bis zu seinem Tod nicht von dem Ideal abweichen, dass die Menschen im Grunde mehr Gemeinsamkeiten hätten als Dinge, die sie trennen würden.

Bohdan
8. September 2022 - 10.25

Man könnte fast glauben die ganze Welt würde nur mehr aus der Ukraine bestehen. Demzufolge wäre die Ukraine der Nabel der Welt. Wer's meint und glaubt wird selig. Eine mörderische Tragödie.