Mittwoch5. November 2025

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Pakistan ruft nach Fluthilfe„Wir brauchen unsere Freunde auf der ganzen Welt“

Pakistan ruft nach Fluthilfe / „Wir brauchen unsere Freunde auf der ganzen Welt“
Jaffarabad in der Region Belutschistan: Insgesamt sind mehr als 8.000 Quadratkilometer Agrarland und Ernte zerstört worden Foto: AFP/Fida Hussein

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Mehr als 1.160 Menschen sind bei den Überflutungen schon gestorben, noch gibt es keine Entwarnung. Pakistans Regierung fordert internationale Hilfe – denn die Verantwortung liege nicht nur bei ihr.

Angesichts der verheerenden Überschwemmungen in Pakistan mit mehr als 1.160 Todesopfern hat Regierungschef Shehbaz Sharif erneut an die internationale Gemeinschaft appelliert. „Insbesondere die Industriestaaten sollten Entwicklungsländer wie Pakistan nicht dem Klimawandel ausliefern“, schrieb er auf Twitter.

Obwohl das südasiatische Land weniger als ein Prozent der weltweiten klimaschädlichen CO2-Emissionen ausstoße, befinde sich Pakistan auf Platz acht der Staaten, die den Klimawandelfolgen am stärksten ausgesetzt seien, schrieb Regierungschef Sharif am Dienstagabend. „Heute sind wir betroffen, morgen kann es jemand anderes sein“, ergänzte er. Die derzeitige Verwüstung durch die Flutkatastrophe in Pakistan beweise die Ernsthaftigkeit der Lage. „Wir brauchen unsere Freunde auf der ganzen Welt, um den leidenden Menschen zu helfen“, schrieb Sharif.

Die Bedrohung durch den Klimawandel ist real, mächtig und sie starrt uns ins Gesicht

Shehbaz Sharif, Pakistans Regierungschef

„Die Bedrohung durch den Klimawandel ist real, mächtig und sie starrt uns ins Gesicht“, hieß es weiter. Auch Klimaschutzministerin Sherry Rehman schrieb die Überschwemmungen der Klimakrise zu. Bei den diesjährigen Regenfällen handle es sich um einen unerbittlichen, beispiellosen „Monstermonsun“, schrieb sie auf Twitter. „Er hat offensichtlich eine ungebremste Klimadystopie vor unsere Haustür gebracht“.

Menschen überqueren einen Fluss über eine Brücke, die durch das Hochwasser beschädigt wurde – ein Ende der Katastrophe ist nicht in Sicht
Menschen überqueren einen Fluss über eine Brücke, die durch das Hochwasser beschädigt wurde – ein Ende der Katastrophe ist nicht in Sicht Foto: dpa/Naveed Ali

In Pakistan dauert die jährliche Monsun-Periode für gewöhnlich von Juni bis September. Seit Mitte Juni ist das südasiatische Land mit seinen rund 220 Millionen Einwohnern von ungewöhnlich starkem Monsunregen betroffen. Naturkatastrophen wie Fluten, Dürren und Erdrutsche haben in Pakistan in den vergangenen Jahren zugenommen. Experten machen dafür den Klimawandel verantwortlich.

Nach jüngsten Angaben der nationalen Katastrophenschutzbehörde sind seit Mitte Juni mehr als 1.160 Menschen durch die Überschwemmungen ums Leben gekommen. Unter den Toten seien auch 384 Kinder, hieß es. Insgesamt sind nach Regierungsangaben mehr als 33 Millionen Menschen in 116 der 160 Bezirke Pakistans betroffen. Nahezu 3.500 Kilometer Straßen seien zerstört und etwa 160 Brücken eingestürzt. Die Behörde warnte am Mittwoch vor Hochwasser der Flüsse Indus in der bevölkerungsreichsten Provinz Punjab und Kabul im Nordwesten des Landes.

650.000 schwangere Frauen brauchen Hilfe

Vor allem in der Provinz Belutschistan im Südwesten des Landes zerstörten Überschwemmungen Häuser und Infrastruktur. Auch der Nordwesten hat inzwischen mit großen Schäden zu kämpfen. Insgesamt sind nach Behördenangaben mehr als 8.000 Quadratkilometer Agrarland und Ernte zerstört worden.

Große Gefahr für die Kleinsten: Knapp 400 Kinder sollen bereits gestorben sein
Große Gefahr für die Kleinsten: Knapp 400 Kinder sollen bereits gestorben sein Foto: AFP/Fida Hussein

Mehr als 730.000 Nutztiere seien überdies durch die Überschwemmungen gestorben, hieß es. Derzeit seien Hunderttausende Menschen von ihrer Umwelt abgeschnitten und hätten keinen Zugang zu Essen, sauberem Wasser und Medikamenten. Nach Schätzungen des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) benötigen fast 650.000 schwangere Frauen in den betroffenen Gebieten ärztliche Versorgung.

Am Dienstag hatten die UN und Pakistans Regierung einen ersten Hilfsplan für sechs Monate im Umfang von 160 Millionen Dollar vorgestellt. Generalsekretär António Guterres mahnte stärkere Anstrengungen im Kampf gegen die Klimakrise an. „Lasst uns aufhören mit dem Schlafwandeln hin zur Zerstörung unseres Planeten“, sagte er in einer Videobotschaft. Ein UN-Sprecher kündigte an, Guterres werde das Land in der kommenden Woche besuchen. (dpa)

Zerstörte Brücke in der Provinz Khyber Pakhtunkhw: Nahezu 3.500 Kilometer Straßen sollen zerstört und etwa 160 Brücken eingestürzt sein
Zerstörte Brücke in der Provinz Khyber Pakhtunkhw: Nahezu 3.500 Kilometer Straßen sollen zerstört und etwa 160 Brücken eingestürzt sein Foto: AFP/Abdul Majeed