Es war im Spätsommer 1999, als Serena Williams ihr erstes Meisterwerk auf der ganz großen Bühne ablieferte. Mit unwiderstehlichem Tempo, explosiver Kraft und einem unbändigen Willen fegte das 17 Jahre alte Supertalent, damals noch mit Perlen in den Haaren, im Finale der US Open über Martina Hingis hinweg. 23 Jahre später endet in New York die Ära der Ausnahmeerscheinung einer der „Größten aller Zeiten“ (GOAT).
Williams hat das Tennis verändert. Auf und neben dem Platz. „Alles, was man über Serena sagen muss, ist, dass sie sich in das Pantheon der GOATs eingereiht hat – Billie Jean King, Muhammad Ali, Michael Jordan, Tom Brady. Da gehört sie hin“, sagt John McEnroe.
Entsprechend emotional fiebern die Fans Williams‘ Abschiedsvorstellung entgegen. Am Montag muss die 40-Jährige am ersten Turniertag gegen Danka Kovinic aus Montenegro antreten. Zuvor hatte sie in der Vogue ihren Rücktritt angekündigt, den sie für sich trotz aller Abschiedsschmerzen als „Fortschritt“ in eine neue Lebensphase einordnet. Künftig sollen die Familie und ihr Business die größte Rolle spielen.
„Es kommen Momente im Leben, in denen wir eine neue Richtung einschlagen“, schrieb Williams: „Diese Zeit ist immer schwer, wenn man etwas so sehr liebt.“ Wie sie das Tennis.
Serena wird aller Voraussicht nach noch einmal die Night Session auf dem Arthur Ashe, dem größten Center Court der Welt, gehören. Hier hat sie sechs Mal die Trophäe der Turniersiegerin in die Luft gestemmt. Es wird zur Sache gehen. Große Emotionen, ohrenbetäubender Jubel – und womöglich dicke Tränen.
319 Wochen die Nummer eins der Welt
23 Grand-Slam-Titel hat die jüngere der Williams-Sisters gewonnen, der letzte Schritt auf eine Stufe mit der Australierin Margaret Court (24) wird ihr wohl nicht mehr gelingen.
Insgesamt 319 Wochen war die Ikone die Nummer eins der Welt, nur Steffi Graf (377) und Martina Navratilova (332) stehen in der Statistik vor ihr. Doch es sind nicht allein Zahlen und Titel, die Williams’ Verdienste ausdrücken. „Was mich am meisten beeindruckt, ist ihr Einfluss abseits des Platzes und wie sie junge Frauen dazu gebracht hat, ihren Einfluss zu nutzen, ihre Meinung zu sagen und furchtlos zu sein“, sagt Chris Evert.
Werte, die auch die nächste Generation weiterträgt. „Das Vermächtnis, das sie mit ihrer Tenniskarriere hinterlassen hat, kann wohl keine andere Spielerin erreichen“, sagt die 18 Jahre alte Cori Gauff. „Es hat nie jemanden gegeben, der das Frauentennis so dominiert hat wie sie“, meint Emma Raducanu, Titelverteidigerin bei den US Open, die Williams gerade in Cincinnati deutlich schlug: „Sie hat das Spiel in dieser Hinsicht sehr verändert.“
Den Startpunkt setzte sie 1999, nach dem Finale rief der damalige US-Präsident Bill Clinton an. Diesmal könnte sich Joe Biden melden. Auch, wenn es zum Titel wohl nicht mehr reichen wird. (SID)
De Maart
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